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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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nur Sekunden zur Entscheidung - hier am Fluss waren sie zu leicht zu entdecken. Calder deutete mit dem
Schwert in Richtung Süden. »Übers Wasser und dann in größtmöglicher Eile zum nächsten Ort. Pferde sind das, was wir brauchen.«
    Der Pfeil, der in diesem Moment seine rechte Schulter durchschlug, hatte einen hohen Ton wie die Saite eines Musikinstruments. Der Rebell sackte auf die Knie, und sein Freund Danain war sofort da, ihn zu stützen.
    Unter schweren Stiefeln von Horden-Kriegern brachen Wurzeln, Steine knirschten - sie hatten schnell aufgeholt.
    »Sieht aus, als müsse ein neuer Plan her«, keuchte Calder und zog sich an Danains Arm wieder auf die Füße. »Wir trennen uns. Es liegt kein Segen darin, wenn wir alle sterben.«
    Sigfinn unterdrückte seine Wut über Calders und Brynjas Verrat und packte den Rebellen am unverletzten Arm. »Versuche, Island zu erreichen. Es wird dir Heimstatt sein, bis du genesen bist. Brynja und ich reisen in die andere Richtung, gen Worms.«
    Calder nickte, sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Zur nächsten Sonnenwende sehen wir uns wieder, wenn es den Göttern gefällt.«
    Weitere Pfeile surrten durch die Luft, und die Marschgeräusche der Horden-Krieger ließen erahnen, dass sie nur noch Sekunden entfernt waren. Brynja sah Calder an, unsicher, welches Gefühl sie ihm zum Abschied schenken sollte. Der Rebell deutete ein mühsames Lächeln an. Dann zog der treue Danain ihn davon, direkt in die Fluten der Albia.
    Sigfinn packte Brynja, und gemeinsam wateten sie ins Wasser. »Jetzt gilt es.« Er sah den Schatten nicht, der hinter ihnen auftauchte und sich im nächsten Moment brüllend zwischen sie warf. Es war ein Horden-Krieger von außerordentlicher
Größe, der im Kampf seine Waffen verloren hatte und nun mit mächtigen Pranken danach trachtete, Sigfinn und Brynja das Leben zu nehmen.
    Auf glatten Flusssteinen rutschte die Prinzessin zur Seite, suchte vergeblich nach Halt und fiel dann um. Es war zu dunkel, um den Fels zu sehen, der hier die Oberfläche brach, und mit einem kräftigen Aufschlag ihres Kopfes erlosch jeder Gedanke in einem schmerzhaften Blitz.
    Sie merkte nicht mehr, dass sie unterging oder dass Sigfinn sie bei dem Versuch, den Krieger abzuwehren, aus den Augen verlor. Das Wasser der Albia nahm sie auf und mit sich …
     
     
    Sigfinn erkannte augenblicklich, dass er dem Krieger körperlich nicht gewachsen war; es war zu befürchten, dass sein Gegner ihn mit bloßen Händen zerschmettern konnte. Dafür brauchte er auch keine Waffen. Das Biest hatte den Prinzen an den Schultern aus dem Wasser gehoben wie ein Stück Kleidung, das es zu waschen galt. Sigfinn winkelte die Beine an und stieß sie dann mit aller Gewalt nach vorne. Es reichte aus, um seinen Körper aus den Klauen zu befreien und hintenüber ins Wasser zu fallen. Einatmen konnte Sigfinn nicht mehr, und mit dem Kopf unter Wasser ging ihm schnell die Luft aus. Prustend kam er an die Oberfläche und sah durch verschleierte Augen weitere Horden-Krieger, die nun aus dem Wald ans Ufer gerannt kamen. Er sog kräftig seine Lungen voll und tauchte wieder ab. An den Steinen im Flussbett orientierte er sich zur stärker werdenden Strömung hin und damit zur Flussmitte. Ein-, zweimal tauchte er so leise wie möglich auf, um Luft zu holen. Dabei konnte er die Horden-Krieger hören, die wütend
im Wasser umherstapften auf der Suche nach denen, deren Köpfe sie zu bringen hatten.
    Das andere Ufer der Albia war deutlich dichter bewachsen, und eine Weide hängte ihre Krone bis tief ins Wasser. An dieser Stelle kroch Sigfinn so langsam aus dem Fluss, wie es ihm möglich war. Er atmete schwer, aus Angst wie aus Erschöpfung. Trotzdem gehörte sein erster Gedanke Brynja.
    Wo war sie?
    Er spähte über den Fluss in der furchtbaren Vermutung, die Häscher könnten sie gefasst haben. Doch er sah nichts dergleichen. Wenn die Prinzessin ebenfalls in den Fluss gesprungen war, konnte sie nicht weit sein. Allenfalls ein paar Meter weiter den Strom hinunter. Bei Tage würden sie einander sicher schnell finden. Nur war nicht die Zeit, auf den Morgen zu warten. Die Horden-Krieger marschierten nun in breiter Formation in den Fluss, und in wenigen Minuten würden sie ihn durchquert haben.
    Sigfinn rappelte sich auf. Er musste weiter. Weiter in Richtung Worms, weiter zumindest bis zur nächsten Ortschaft, die nicht von der Horde kontrolliert war. Brynja war nicht weniger schlau als er und nicht weniger geschickt. Sicher würde er

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