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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Beute gebracht.
    Jonar hatte keine Angst zu sterben, im Gegenteil - er betrachtete das Leben als Halbling nur noch mit Abscheu und Langeweile. Die Klinge würde ihn erlösen.
    »Vater, das kannst du doch nicht tun!«, ertönte nun eine
überraschend weiche Stimme, und auf schlanken Füßen kam eine junge Frau in den Thronsaal gerannt. Ihre Haut wie Elfenbein, die Haare von erdigem Braun, die schwarzen Augen gebadet in Melancholie, trug sie einfache Kleidung, die ihren Stand verbarg. Nur eine schmale Krone, mehr ein Reif, schmückte ihr wohlgestaltetes Haupt.
    Entnervt senkte Hurgan sein Schwert. »Elea.«
    Die Prinzessin stellte sich zwischen ihren Vater und Jonar. »Einen treuen Untertan mit dem Schwert niederstrecken - ist das eines Königs würdig?«
    »Er hat versagt«, gab der König zu bedenken. »Sein Leben ist nichts mehr wert.«
    »So schenke mir seinen Tod«, verlangte Elea. »Gib ihn mir.«
    »Bah«, knurrte Hurgan und warf das Schwert beiseite.
    Gadaric verdrehte unauffällig die Augen. Die Sprunghaftigkeit der Prinzessin war bei Hof bekannt wie gefürchtet.
    Elea drehte sich zu Jonar. »Auf die Knie.«
    Der Horden-Krieger tat, was ihm befohlen wurde.
    Aus ihrem Gürtel zog Elea eine Klinge, so dünn wie eine Nadel und lang wie ihr Unterarm. Mit einer fast bezaubernden Eleganz stach sie Jonar damit das rechte Auge aus - doch bohrte sie nicht tief genug, um ihn zu töten.
    Die Prinzessin lachte mädchenhaft. »Wag es nicht, dich zu bewegen.«
    Das hatte Jonar nicht vor. Er hoffte nur, es möge schnell vorbei sein. Dabei unterschätzte er allerdings Elea, deren Kunst, Schmerzen zu bereiten, ebenso in heimlichen Liedern besungen wurde wie ihr Talent, den männlichen Körper zu sättigen.
    Von unten stieß sie ihre Klinge nun durch den Kiefer des
Kriegers, durch seine Zunge, in den Gaumen. Ein kleiner Faden Blut lief dabei auf ihre Hand, und sie leckte ihn gierig ab.
    Jonars Körper zitterte vor Schmerzen, doch er hütete sich davor, um Gnade zu betteln, was Elea ein wenig verdross. Sie entschied, dass die dämonische Hälfte des Kriegers zu wenig Pein verspürte. »Ich will den Mann in dir - sofort!«
    Jonar presste das Wesen der Unterwelt in sein Innerstes und schrumpfte zu einem tumben, aber doch menschlichen Soldaten zusammen. Die Schmerzen wurden augenblicklich unerträglich, und er drohte zu schreien. Blut und Speichel sprudelte von seinen Lippen.
    Elea tänzelte um Jonar herum, stieß die Nadelklinge zwischen seine Schulterblätter und durchschnitt damit jede Kontrolle, die der Krieger noch über seinen Körper gehabt hatte. Er fiel regungslos zur Seite und spürte doch jeden einzelnen Stich, den Elea ihm mit zunehmender Furienkraft versetzte. Mit sichtbarer Lust verteilte sie die Wunden auf seinem Leib, suchte Widerstände für die Klinge, weiches Fleisch.
    Hurgan schaute neugierig zu - in der Tat, seine Tochter hatte eine bedeutend unterhaltsamere Art, Versager zu bestrafen. Wie lange sie den Tod hinauszögern konnte, war von Präzision und Eleganz geprägt. Nur der Wahnsinn, der sie dabei überkam, war ein hässliches Merkmal des Fluches, auf ewig siebzehn Jahre alt zu sein.
    Der König wandte sich Gadaric zu. »Nicht unklug von dir, mich mit diesem Tölpel besänftigen zu wollen. Doch war der Befehl, mir die Köpfe zu bringen, dir gegeben. Was schwebt dir vor, um dir mein Wohlgefallen zu sichern?«
    Gadaric hatte darauf keine Antwort, und er verpackte es in die feinsten Worte, die er finden konnte. »Eure Macht,
die alles durchdringt, kann nicht von Menschenhand bezwungen werden. Die Zeit ist auf unserer Seite. Im besten Fall werden sich die Feinde im Reich verlieren - ansonsten sterben sie von unserer Hand. Warum jagen, was nicht fliehen kann?«
    Hurgan lächelte kalt und strich sich über den dürren Kinnbart. »Mag sein. Und doch - mir ist nach Jagd zumute. Schade.« Er wandte sich an seine Tochter, die sich immer noch so eifrig an Jonars Leib verging, dass ihr der Schweiß von der blassen Stirn tropfte. »Elea, beende bitte dieses alberne Spektakel. Ich habe ein Reich zu regieren.«
    Ruckartig sah sie ihn an, und für einen Moment hatte er so etwas wie - Angst? - vor ihr.
     
    Es war reines Glück gewesen - oder Schicksal? -, dass die bewusstlose Brynja auf dem Rücken liegend von der Albia flussabwärts getragen wurde. So kam sie in irgendeiner Biegung sachte am Ufer zu liegen, verletzt, unterkühlt, allein, aber lebend. Schließlich kehrte auch der Funke in ihren Geist zurück, und mit

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