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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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schmerzhafter Wucht pressten ihre Lungen geschlucktes Wasser in den Kies. Sie versuchte, sich aufzurichten, aber ihr Körper war zu schwach, und ihr Kopf dröhnte bei jeder Bewegung. Sie sackte zurück in die Dunkelheit. Minuten, Stunden - nichts, an dem sie es hätte messen können.
    Wie aus der Ferne hörte sie irgendwann Schritte neben sich. Nicht von Stiefeln wie bei den Horden-Kriegern, sondern weicher, hektischer. Da waren auch Stimmen, durcheinander und aufgeregt. Männer wie Frauen. Brynja versuchte, die Augen aufzureißen, die Arme zu bewegen, um Leben zu signalisieren, aber ihr Körper verweigerte die Mitarbeit. Es schmerzte, als Hände ihr unter die Achseln
griffen, ihre Beine gepackt wurden und ihr Leib davongetragen wurde. Kleine Holzsplitter stachen in ihren Rücken, als man sie nach ein paar Schritten wieder ablegte. Es gab Geräusche, da war ein Ratschen und Knarren und schließlich ein Poltern, gefolgt von einer Rüttelei, die Brynja endgültig ins Leben zurückdrängte. Und ihr Leben begann damit, sich zu ergeben.
    Eine Hand wischte ihr den Mund mit Stoff ab - fürsorglich, aber nicht mit besonderer Sanftheit. Jemand drückte ein zusammengerolltes Kleidungsstück unter ihren Kopf, damit sie entspannter liegen konnte. Die Schmerzen und die Müdigkeit waren so groß, dass Brynja mit dem Gedanken spielte, sich noch eine Weile tot zu stellen, um ihre Ruhe zu haben.
    Da spürte sie eine Hand an ihrem Drachenamulett. Sie riss die Augen auf, packte die Hand und spuckte, was noch in ihrem Mund war, auf die Frau vor ihr. Diese ließ das Amulett los und stolperte rückwärts.
    Es gab Gekreische von vielleicht drei, vier Frauen.
    Brynja rappelte sich ächzend auf, um sich auf den Ellbogen abzustützen. Es dauerte ein wenig, bis ihre Augen nicht mehr kreiselten und ihr Kopf oben von unten unterscheiden konnte. Doch die Umgebung hörte damit nicht zu wanken auf.
    Sie befand sich auf einem großen vergitterten Karren, gezogen von zwei muskulösen, langfelligen Pferden. Sieben oder acht Frauen waren ihre Gesellschaft. Keine davon zu jung oder zu alt, um zu gebären.
    »Wo bin ich?«, verlangte Brynja zu wissen.
    »Auf dem Weg nach Bramel«, sagte eine muskulöse, gedrungen wirkende Frau mit harten Gesichtszügen. »Ich bin Rahel.«

    »Bry … Byrin«, sagte Brynja, die von den Rebellen gelernt hatte, sich nicht zu schnell zu erkennen zu geben. »Ich komme aus … Fjällhaven.«
    »Da bist du aber ziemlich vom Weg abgekommen«, zischte eine ältere Frau, die sichtlich gelangweilt am anderen Ende des eisernen Käfigs saß.
    »Was soll das hier sein?«, fragte Brynja. »Ist das ein Gefangenentransport?«
    Sie hatte so etwas schon gesehen, im Reich ihres Vaters.
    Mit düsterem Blick schüttelte Rahel den Kopf. »Schlimmer noch. Wir sind Grenzweiber - gefangen genommen, um den Kriegern am Rande des Reiches zu dienen. Auf dem Feld, bei der Wäsche - und auf der Bettstatt.«
    »Nenn es ruhig, wie es ist«, sagte die ältere Frau von hinten. »Sklavinnen sind wir, und unser Leben wird nur noch so lange dauern, wie es von Nutzen ist.«
    So schnell es in ihrem Zustand möglich war, kam Brynja auf die Füße und warf sich gegen die eisernen Stangen des Käfigs. Verzweifelt ging ihr Blick nach Westen - dorthin hatte sie ziehen wollen, und von dort entfernte sie sich nun, scheinbar unaufhaltsam und endgültig.
    »Sigfinn«, flüsterte sie leise und gönnte sich Tränen.
     
    Calders Wunde hatte sich entzündet, und wann immer sein Schmerz genug nachließ, um klare Gedanken zu haben, flehte er Danain an, ihm den Arm nicht zu nehmen und die Reise nach Island fortzusetzen. Fieberwahn ergriff von ihm Besitz, an Essen war nicht zu denken, und Visionen drängten sich in seinem Schädel.
    Wieder einmal war Fjällhaven die Gabelung im Weg, Ort der Entscheidung. Ein ansässiger Medikus, von Danain für seine Verschwiegenheit bezahlt, hatte Calder bereits aufgegeben
und ein Pulver empfohlen, um dem Leiden ein Ende zu machen. Eine Überfahrt nach Island, auf einem gestohlenen, schnellen Boot, kam so nicht infrage.
    Doch Calder krallte sich an sein Leben, wütend und entschlossen. Für jeden Löffel Brühe, den er aushustete, ließ er sich von Danain zwei weitere einflößen. Ein mit Weizen gefülltes Jutesäckchen drückte er im Schmerz mit der linken Hand, um ihre Beweglichkeit nicht zu verlieren. In vielen Nächten presste Danain ein weiches Holz zwischen die Zähne seines Freundes, damit dieser sie nicht durch sein Geschrei

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