Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
Vom Netzwerk:
fest. »Nun gib nicht gleich Fersengeld.«
    Er brach dem Jungen ein größeres Stück Brot ab, das dieser sofort nahm und in den Mund steckte. Sigfinn bückte sich, um ihm in die Augen zu sehen. »Wie heißt du denn?«
    Es kam keine Antwort, aber mit einem schmutzigen Finger zeigte der Junge auf den Becher in Sigfinns Hand. Sigfinn lachte. »Bier ist kaum das Richtige für einen Bengel wie dich.«
    Vom Händler kaufte er einen Becher Milch, die so roch, als sei sie zumindest am Vortag noch frisch gewesen. Auch hier verschwendete der Junge keinen Augenblick, um seinen mageren Körper zu stärken. In diesem Moment kam eine Frau die Straße entlanggelaufen, jung noch, aber von frühem Leid gealtert. Sie packte den Knaben am Arm. »Niketas, du sollst nicht weglaufen! Und du sollst auch nicht stehlen!«
    Sie drehte ihrem Sohn das letzte Brot aus der Hand und reichte es Sigfinn. »Bitte lassen Sie uns in Frieden ziehen, mein Herr, der Junge weiß vor Hunger manchmal nicht mehr, was recht ist.«
    Der Prinz sah an den Hüften der Frau, dass sie selber kaum zu essen hatte und das wenige dem Kind opferte. Ihre Fürsorge rührte ihn. »Das Kind aß nur, was ich ihm gegeben hatte.«
    Er kaufte etwas mehr Brot und einige Eier und gab sie der Frau, doch nicht ohne um Erlaubnis zu bitten. »Ich hoffe, es ist nicht unziemlich …«
    Sie nickte dankbar, wenn auch zaghaft. »Ich weiß nicht, was ich als Gegenleistung geben kann, mein Herr, doch was es auch ist …«

    »Gesellschaft«, sagte Sigfinn, ohne groß nachzudenken. »Mein Name ist Ragnar. Ich bin noch nicht lange in Worms, und so mancher Abend endet in Langeweile.«
    »Glismoda«, sagte die Frau. »Und das hier ist mein Sohn Niketas. Wir wohnen nicht weit von hier.«
    Sigfinn, der sich Ragnar nannte, begleitete sie in einen Verschlag, der es ihm kaum erlaubte, sich aufzurichten, den Glismoda aber tunlichst sauber hielt. An Besitz war nicht viel vorhanden: ein Kerzenstumpen, eine alte Kiste als Sitzgelegenheit, ein Laken auf Stroh als Schlafstelle für sich und das Kind. Die Frau entzündete die Kerze, und ein warmer Schein fiel auf ihr ausgemergeltes Gesicht. »Darf ich zuerst essen?«
    Sigfinn nickte, auch wenn er die Frage nicht ganz verstand. Glismoda verschlang das Brot und trank mit offensichtlichem Genuss abgestandenes Wasser dazu.
    »Du lebst bescheiden«, sagte er, um das Gespräch zu beginnen.
    Glismoda ging nicht darauf ein. »Den Jungen kann ich zum Nachbarn schicken, während wir …«
    Sie ließ das Wort im kleinen Raum stehen, und ihr Finger zeigte auf die Schlafstatt. Es dauerte einen Moment, bis Sigfinn verstand. »Was? Nein. Nein! Bei den Göttern, nein. Du hast mich missverstanden.«
    So wie Sigfinn von Glismodas Tugend überrascht gewesen war, überraschte sie nun der Anstand des Prinzen. »Ich dachte nur, für das Essen. Wer gibt umsonst in dieser Zeit?«
    Sigfinn setzte sich auf die Kiste. »Ist deine Gesellschaft nicht Wert an sich? Wo ist dein Mann - oder der Vater des Jungen?«
    Glismoda setzte sich langsam auf die Schlafstelle, als
traue sie der Freundlichkeit nicht. »Sie haben ihn geholt, bevor der Junge geboren war. Er ist jetzt ein Horden-Krieger wie die anderen.«
    Sigfinn hörte ihr zu. Vielleicht war er der Erste, der Glismoda zuhörte, seit sie mit dem Sohn alleine war. Ihre Geschichte war nicht weniger wahr und nicht weniger wichtig als alles, was in Halims Chroniken stand. Und so verbrachte Sigfinn doch die Nacht bei ihr - nicht im gekauften Liebesrausch, sondern im ernsten Gespräch, welches ihm das Gefühl gab, auch in diesem schwarzen Reich auf echte und gute Menschen gestoßen zu sein.
     
    Elea liebte die feinen Härchen der ausgesuchten Pelze, auf denen sie lag. Sie spielten mit ihrem nackten Körper, hauchten ihm eine zarte Gänsehaut auf. Genussvoll breitete sie die Arme aus und rieb ihre Schulterblätter auf ihrem weichen Bett hin und her wie eine Katze.
    Es klopfte an die Tür ihres Gemachs.
    »Herein.«
    Sie machte keine Anstalten, sich zu bekleiden. Im Gegenteil: ihr straffer Körper war das Kapital, das sie im kommenden Gespräch sorgsam einzusetzen gedachte.
    Gadaric sah die nackte Tochter des Herrschers mit provozierender Beiläufigkeit an. »Soll ich draußen warten?«
    »Nein«, schnurrte sie. »Warum? Stört dich mein Anblick? Oder erregt er dich über Gebühr?«
    Geringfügig drehte sie die Hüfte, schlug ein schlankes Bein über das andere, so dass Gadaric den Ansatz ihres blanken Hinterteils sehen konnte.
    »Nein«, log

Weitere Kostenlose Bücher