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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Hurgans Berater. »Ich weiß nur nicht, ob der König …«

    »Ich frage mich«, unterbrach ihn Elea, als hätte sie ihn nicht gehört, »wer vor hundert Jahren auf die glorreiche Idee kam, Burgund zwei Herrscher zu geben.«
    »Es gibt nur einen König«, sagte Gadaric, der schon ahnte, dass das Gespräch weder eine freundliche noch eine fleischliche Richtung nehmen würde.
    »Einer regiert«, stimmte Elea zu, »und einer zieht die Fäden der Puppe. Ist mein Vater deine Puppe, Gadaric?«
    »Ich folge seinem Befehl«, hielt der Berater dagegen.
    »Bist du der Puppe müde?«, wollte Elea wissen.
    Es war ein gefährliches Spiel. Schon eine unbedachte Andeutung konnte die Prinzessin und den Nibelungen-Statthalter den Kopf kosten.
    »Die Müdigkeit, so man davon sprechen will, liegt wohl eher auf der Seite des Herrschers«, sagte Gadaric vorsichtig. »Aber er wird noch viele Jahrzehnte das Reich regieren, denn so ist der Pakt.«
    Elea schmollte ein wenig, was ihren mit duftenden Ölen eingeriebenen Körper noch anziehender machte. »Es ist keine Nachfolge vorgesehen.«
    Gadaric nickte. »Wir haben Hurgan ein ewiges Reich versprochen.«
    »Wie langweilig!«, stöhnte Elea. »Und wie sinnlos. Alles ist starr, stumpfsinnig und öde.«
    Gadaric versuchte, keinen Hunger in seine Stimme zu legen. »Vielleicht brauchen Eure Majestät eine … Abwechslung?«
    Elea rollte auf den Bauch und sah ihn mit gespielter Überraschung an. »Eine Abwechslung? Du meinst … eine Aufgabe? Vielleicht eine geheime Mission?«
    Gadaric ahnte, dass er gerade dabei war, seinen König zu verraten. Aber vielleicht hatte Elea Recht: Unter Hurgan
war das Reich zum Stillstand verdammt, und er machte den Sieg der Nibelungen über das Haus Burgund schal.
    »Es mag angebracht sein, bestimmte … diplomatische Initiativen … zuerst sorgsam zu planen, bevor man sie dem König unterbreitet«, schnappte Gadaric den Köder, den Elea ausgeworfen hatte.
     
    Weitere Wochen gingen ins Land, und so sehr Danain sich über die Genesung seines Freundes freute, so sehr machte er sich Sorgen um Calders geistige Verfassung. Der Rebell, der sich in Burg Isenstein eingenistet hatte, quälte seinen Körper, wie es vor ihm kaum jemand anderes getan hatte. Er schleppte Steine die großen Freitreppen hinauf, nur um sie über seinen Kopf zu hieven und wieder in die Tiefe zu werfen. Tagelang jagte er die Tiere, denen die Isländer den Namen Dryks gegeben hatten - mit den Händen und nur einer kleinen Klinge. Er hackte Bäume, bis ihr Holz so klein gesplittert war, dass es kaum für die Feuerstelle diente, und wusch seinen verschwitzten Körper in heißen Quellen, als wolle er die erlittenen Wunden ausbrennen. Manchmal hörte Danain zu den seltsamsten Tageszeiten, wie Calder irgendeine Tochter Islands in einem der königlichen Zimmer gierig stieß - doch es klang nicht nach Lust, sondern nach wütender Arbeit. Es war ein Schnaufen, ein Grunzen und Knurren.
    Dann wieder stand Calder auf den höchsten Mauern der Burg und blickte zum Festland, das weit hinter dem Horizont lag.
    Es war, als treibe den Mann ein Hunger, als hörten seine Ohren Hörner, die ihn zum Kriege riefen.
    »Du hast dich verändert«, sagte Danain endlich an einem dieser Abende. »Was peitscht deine Seele umher?«

    Calder sah seinen Freund an und doch schmerzhaft durch ihn hindurch. »Es gibt Großes zu tun, Danain, und zu wenig Zeit, es zu tun. Hier zu warten macht mich irr im Kopf.«
    »Ist es nicht die Ruhe, die wir uns verdient haben - die uns von Sigfinn zugesprochen wurde?«
    Calder winkte ab und trank schweren Wein aus dem Kelch in seiner Hand. »Was weiß der Junge schon? Der Krieger braucht den Krieg.«
    »Wir sind keine Krieger.«
    Es war keine Entgegnung, die Calder erfreute, und er warf mit kräftigem Arm den Kelch in Richtung Hafen. »Ich bin so stark wie zuvor - stärker noch. Es ist, als hätte die Verletzung meinen Arm abgehärtet.«
    »Dann sollten wir Pläne schmieden und Verbündete finden«, schlug Danain vor, um die Gedanken seines Freundes in eine fruchtbare Richtung zu lenken.
    »Das werden wir«, sagte Calder. »Bald schon.«
    Er ging ohne ein weiteres Wort und verlegte seine Schlafstatt in dieser Nacht dauerhaft in das ehemalige Gemach von König Christer. Und wie in jeder Nacht der letzten Wochen träumte er in wilden Bildern von Blut und Macht, von Feuer und Eisen, während der Ring an seinem Finger brannte, als könne er es nicht ertragen.
     
    Es war ein Tag, an dem die Frauen

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