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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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früher als sonst mit der Feldarbeit aufhören durften und mehr Zeit bekamen, im Fluss ihre Körper und Kleider zu waschen.
    »Du weißt, was das heißt«, flüsterte Rahel Brynja zu. »Heute ist der Tag, an dem die Grenzherren kommen, um sich ihre Gespielinnen auszusuchen.«
    »Sage mir, was es zu wissen gibt«, verlange Brynja, während sie ihr Haar zu einem einfachen Zopf flocht.

    »Du kannst ihre Gunst für einen Tag erlangen, für eine Woche vielleicht«, sagte Rahel. »Es gibt Geschichten von Sklavinnen, die zu Geliebten wurden und die nicht mehr ins Lager zurückkehren mussten. Doch das mag ich kaum glauben.«
    »Warum nicht?«
    »Die Grenzherren erhalten unerschöpflichen Nachschub, neue Frauen zu beinahe jeder Jahreszeit. Es gib keinen Grund, sich an eine zu binden, wo zehn andere warten.«
    Brynja nickte. »Und was erwartet mich, wenn ich erwählt werde?«
    »Gutes Essen, ein richtiges Bad, saubere Kleidung. Die Schmach wird gut bezahlt, und nicht alle Inspektoren suchen Befriedigung in Gewalt oder Erniedrigung. Für eine kurze Zeit lebst du fast wie eine normale Frau. Dafür würden die meisten hier fast alles tun.«
    Die Art, wie Rahel Brynja dabei ansah, gab der Prinzessin zu denken. Seit sie Walda so hart geschlagen hatte, dass diese durch die Horden von der Arbeit ausgemustert worden war, gab es eine neue Dynamik in der Beziehung. Zwar stand Rahel Brynja immer noch zur Seite, doch nicht mehr als Lehrerin, sondern als treue Gefährtin. Im Lager gab es niemanden, der nicht Brynjas Gunst suchte, und vom wenigen Essen bekam sie das Beste.
    Die Horden-Krieger kamen und scheuchten die Frauen zu Karren, auf denen sie an die Grenze des Reiches gefahren wurden. Brynja hatte keine Ahnung gehabt, dass der Begriff Grenze dabei so wörtlich zu nehmen gewesen war.
    Die Grenze war - eine Mauer.
    Vielleicht zehn Meter hoch, mit festen Wehrgängen und Wachtürmen im Abstand von zweihundert Schritten. Aus rohen Quadern errichtet, erstreckte sich dieser steinerne
Gürtel um Hurgans Reich von Nord nach Süd, so weit das Auge blicken konnte. Es war ein beruhigender wie entsetzlicher Anblick - je nachdem, auf welcher Seite man stand. War der Wall dazu gebaut, Hurgans Reich vor dem Rest der Welt zu schützen oder den Rest der Welt vor Burant?
    Riesige, drei Meter breite Gatter wurden von beiden Seiten an die Mauer gelehnt, um den Grenzherren der anderen Seite eine Art hölzerne Rampe zu stellen, über die sie den Wall überqueren konnten. Brynja hörte hinter der Mauer das Klappern von Waffen, Rüstungen und Schilden, aber nur die Obersten selbst betraten das Feindesreich.
    Es waren drei Männer, unterschiedlich wie die Jahreszeiten. Einer war von römischer Statur, klein und bleich, den dicklichen Leib in fest gebundenem Leinen. Der Zweite war ein stolzer Krieger mit harten Gesichtszügen und kalten schmalen Augen. Der Dritte war jung, fast zu jung für seinen Rang und seinen Einfluss. Vielleicht war er dem zu früh verstorbenen Vater gefolgt oder das Kind einer heidnischen Prophezeiung.
    Fünfzig Frauen für drei Männer.
    Ein Horden-Anführer mit deutlich mehr Verstand als die tumben Krieger grüßte die Grenzherren im Namen Hurgans, führte sie an den aufgereihten Sklavinnen vorbei und verwies dabei immer wieder auf den Vorteil, der beiden Seiten durch das friedliche Nebeneinander erwuchs. Natürlich konnten sich die umliegenden Reiche zusammenschließen, um Burant zu überfallen - doch was gäbe es dabei schon zu gewinnen?
    Brynja sah, wie der dickliche Grenzherrscher seine Finger rieb und seine Augen die Brüste der Sklavinnen fixierten.
Er suchte üppiges Fleisch, breite Hüften, für dekadente Ausschweifungen. Der Krieger hingegen wählte schnell, und seine Wahl fiel auf drei Frauen ähnlich schlanker Statur und devoter Haltung. Er sprach kein Wort, und als sie mit ihm gingen, ahnte Brynja, dass die Mädchen von ihm kaum Rücksicht erfahren würden.
    Der kleine Kerl kam nun vor ihr zu stehen, und ohne Umschweife griff er an ihre Brust, knetete sie ein wenig, kniff dann in ihre Wange. Rahel warf Brynja einen Blick zu, der sie warnen sollte. Widerstand wie bei Walda hätte hier sofort an einer Horden-Klinge sein Ende gefunden.
    Die Finger des Grenzherrschers glitten über die Schultern an Brynjas Rippen entlang und näherten sich ihrem Bauch, der noch flach genug war, um nicht aufzufallen, wenn man nicht genau hinsah …
    Sie spuckte ihm ins Gesicht.
    Ein erschrockenes Raunen ging durch die Reihen der Frauen. Jede

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