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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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hatte es gesehen. Sofort kamen Horden-Krieger herbei, um Brynja fortzuschleifen - zu ihrem sicheren Tod.
    »Ich bin vergeben«, sagte die Prinzessin schnell und deutete auf den dritten Grenzherrscher, den jungen. »Er hat mich erwählt.«
    Der Dicke, verärgert über einen Handel, der ihm entgangen sein musste, sah seinen Konkurrenten an, der nun zögernd näher kam. »Ist das wahr, Laertes? Habt Ihr Euch für dieses Stück entschieden?«
    Brynja war aufgefallen, dass der Herrscher, den sie nun als Laertes kannte, mit unstetem Blick versucht hatte, irgendeine Frau zu finden, die ihm gefiel. Er hatte weder die Erfahrung noch das Selbstbewusstsein, sich eine Gefährtin
für die Nacht zu wählen, weil er die Spielregeln kaum besser beherrschte als sie selbst. Er war … formbar.
    Laertes trat nun hinzu und gab sich bemüht streng. »Lasst mich sehen, guter Hedeling.«
    Er sah Brynja in die Augen, und statt dem Blick standzuhalten, schaute sie scheinbar betreten zu Boden. Laertes hob ihren Kopf am Kinn ein wenig an. »Nun sei nicht schüchtern.«
    »Was ist nun?«, drängelte Hedeling und griff nach Brynjas Hüfte. »Wollt ihr sie nun haben oder nicht? Ich würde sie gerne für eine Nacht in meinen Palast nehmen, um zu sehen, wie schnell sie sich brechen lässt.«
    Laertes schlug Hedelings Hand beiseite, sichtlich angewidert von der Vorstellung. »Ihr habt es doch gehört - die Entscheidung ist bereits getroffen.«
    Brynja schenkte ihm ein feines Lächeln, in das sie ein wenig Verschwörung mischte und mit einem süßen Versprechen krönte, was dem Grenzherrscher sichtlich gefiel.
    »Sie ist mein - vorerst«, verkündete Laertes, und Hedeling trollte sich knurrend, um anderes Fleisch für seinen grausamen Harem zu finden.
    Brynja warf Rahel einen Blick zu, der ihr bedeutete, nicht den Mut zu verlieren. Schließlich hatte die Prinzessin sich nicht für Kleidung und Essen verkauft, sondern für ihren Plan, dessen Erfüllung die Freiheit sein würde.
     
    Hurgan merkte durchaus, dass Dinge sich änderten. Zuerst waren es nur Kleinigkeiten. Er spürte einen Druck in der Magengegend, der ihm neu war. Der Tod einer unachtsamen Wache durch seine Hand hatte ihm weniger Freude bereitet, als er gewohnt war. Sein Appetit hatte nachgelassen, und wenn er nachts auf dem steinernen Balkon stand
und auf Worms blickte, ärgerte ihn der Gestank mehr, als ihn das Leid erfreute.
    Aber das war nicht alles.
    Seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Es plagte ihn der Verdacht, etwas unerledigt gelassen zu haben. Nur eine Kleinigkeit, sicher. Aber diese Kleinigkeit bohrte sich wie ein Wurm durch sein Hirn, fraß mehr und mehr von seiner Gelassenheit. Schnell war ihm klar, dass es falsch gewesen war, sich mit Gadarics Gerede abspeisen zu lassen, was die drei Rebellen mit der Macht, dem Drachen zu trotzen, anbelangte. Nun waren sie verschwunden, und irgendwie hatte Hurgan nicht das Gefühl, dass sie in der Albia ertrunken waren.
    Seither war alles … anders. In Nuancen nur, aber dennoch. Die Macht, die Hurgan hatte, war allumfassend, aber sie fühlte sich nicht mehr … absolut an?
    Er atmete die trübe Nachtluft ein, schloss die Augen und rief Fafnir zu sich. In der Gesellschaft des Drachen würde er Gewissheit finden, dass seine Herrschaft nicht zu brechen war.
    Doch Fafnir kam nicht. Minuten wartete der König, eine halbe Stunde, dann eine ganze. Schließlich drehte er sich auf dem Absatz seiner ledernen Stiefel um und ging wütend zurück in den Thronsaal. Er hörte das Tier hinter seinem Thron winseln - auch dies ein eher ungewöhnliches Geräusch. Ungeduldig nahm Hurgan das Drachenauge aus der kleinen Schale am Ende der linken Armlehne, in der es immer lag, und starrte hinein.
    Dunkelheit, ein paar flackernde Lichter, wenig Spiel zwischen Schwarz- und Grautönen. Fafnir flog durch die Nacht, irgendwo am Himmel über Burgund. Er war wach, er war bereit - warum kam er nicht?

    »Gadaric!«, schrie Hurgan, obwohl es gereicht hätte, den Namen seines Beraters zu flüstern. Die Nibelungen hörten so ziemlich alles, ob man es wollte oder nicht.
    Er schrieb es seiner Paranoia zu, aber der Herrscher hatte das Gefühl, dass selbst Gadaric eine unverschämte Sekunde länger als sonst brauchte, um in sein Blickfeld zu treten.
    »Eure Majestät«, grüßte Gadaric knapp.
    »Was ist mit Fafnir?«, bellte Hurgan.
    »Was soll sein?«, hielt der Berater dagegen, und sein Blick verriet, dass ihn die Frage kaum scherte.
    »Ich rufe ihn, aber er kommt nicht«,

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