Das Erbe der Pandora
der Tür wieder eingenommen hatte, warfen sich Blicke zu.
Noch bevor T. Duke etwas erwidern
konnte, fügte Toni hinzu: »Ihre Mission ist kein Geheimnis für mich. Ich habe
die an Bridget gerichteten Briefe von Darvis Brown gesehen, dem Großen Adler
der >Vertrauensmänner<. Dann habe ich die Anstecknadel von Baines
bemerkt. Sie sind Mitglieder, oder? Sie beide. Ich wette darauf, daß die
Direktoren von USA Assets ebenfalls >Vertrauensmänner< sind. Darum allein
geht es bei USA Assets, nicht wahr? Wenn die Firmen, die Sex und Gewalt
verbreiten, sich nicht zurückhalten, kaufen Sie sich ein und versuchen, sie von
innen heraus zu ändern.« Sie schloß die Augen. »Es ist so einfach und doch so
brillant.«
Weder T. Duke noch Baines sagten
etwas, sondern beide beobachteten Toni aufmerksam.
»Sie fragen sich wahrscheinlich, warum
ich so lange bei Pandora geblieben bin, wenn ich ihre Spiele für so anstößig
halte.« Toni kaute nervös auf einem lackierten, aber abgeknabberten Fingernagel
herum. »Ich bin Christin und muß gestehen, daß mich mein Gewissen im Laufe
meiner Jahre bei Pandora immer mehr geplagt hat. Gott weiß sehr wohl, daß ich
mich in einer schlechten Situation befand und einen Job brauchte, als ich dort
anfing. Ich hab’ einfach mitgemacht, um mitzumachen, wissen Sie. Vor fünf
Jahren waren die Spiele nicht annähernd so realistisch, wie sie es heute sind.
Als die Graphiken naturgetreuer wurden und offenkundiger sexuelle Themen
aufgenommen wurden, brachte ich meine Sorge Bridget und Kip gegenüber zum
Ausdruck. Sie können sich Kips Antwort vorstellen.«
T. Duke verzog den Mund zu einem
Lächeln.
»Bridget war offener, sagte aber im
großen und ganzen, daß sie der Öffentlichkeit das geben müßten, was sie haben
wollte. Ich hielt den Mund, und das bereue ich. Aber der Zeitpunkt, an dem ich
Stellung beziehe, ist jetzt gekommen.« Toni legte die gefalteten Hände in den
Schoß und zwinkerte T. Duke an.
T. Duke räusperte sich und sprach mit
einem beruhigenden Tonfall. »Nun, junge Dame, jegliche Hilfe, die Sie leisten
können, um Iris Thorne zum Verkauf von Pandora an die Sawyer Company zu
überreden, wäre herzlich willkommen. Sie haben meine persönliche Garantie, daß
Ihre Bemühungen groß-zügig belohnt werden. Sie können mich jederzeit besuchen
oder anrufen.« T. Duke stützte sich auf den Knien ab, um sich aus dem Sofa zu
wuchten.
Toni stand zögernd auf, so als wäre
sie enttäuscht darüber, daß die Besprechung so schnell beendet worden war. »Sie
meinen, ich habe recht — Sie wollen Pandora aus ethischen Gründen übernehmen,
nicht aus finanziellen?«
T. Duke ging um den Couchtisch herum
und streckte den Arm aus, um ihr zu deuten, daß sie ihm folgen sollte. Baines
öffnete die Tür zum vorderen Büro und wartete darauf, daß Toni ging. Dort saß
eine große, schlanke Frau mit glatten, roten Haaren auf dem Sofa, bekleidet mit
einem kurzen Rock, der hoch über die Oberschenkel gerutscht war. Sie trug sehr
hohe Absätze. Sie unterdrückte ein Gähnen hinter der Hand.
Toni umschlang den Arm von T. Duke.
Selbst mit seinen erhöhten Cowboy-Stiefeln war er nur etwas größer als sie.
»Bitte, T. Duke, es wäre mir solch ein Trost, wenn ich wüßte, daß Sie und
andere einflußreiche Männer aktiv daran arbeiten, dieses Land zu retten. Sagen
Sie mir, daß ich recht habe.«
T. Duke tätschelte ihre Hand. »Machen
Sie weiter so.«
Als Baines Toni hinausführte, sah sie,
daß die Rothaarige T. Duke in sein Büro folgte. Baines begleitete Toni bis zum
Eingang, vorbei an den vollen Vitrinen und Oldtimern. Auf dem Weg nach unten
versuchte sie, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, ohne Erfolg. Dennoch
plauderte sie ohne seine Beteiligung weiter munter über dies und jenes. Er
hielt ihr die riesige, kugelsichere Glastür auf.
»Danke, daß Sie mich hinausbegleitet
haben, Baines.« Sie sah zu ihm auf, wobei ihr Blick über seinen beeindruckenden
Körper glitt. Sie mußte den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen zu
schauen.
»Kein Problem.«
Sie grinste ihn an, entblößte dabei
beide Reihen ihrer kleinen, weißen Zähne und fragte mit ihrer piepsigen Stimme:
»Sind Sie immer so ernst?«
»Ernst, Ma’am?«
Sie glaubte, ein winziges Erweichen
seines eisblauen Blickes zu entdecken. Mit ihrem Zeigefinger kitzelte sie ihn
durch sein gestärktes Hemd hindurch in der Taille. »Ja, ernst .«
Er schreckte zurück, und die
Mundwinkel zuckten.
»Kitzelig, wie?« Sie langte erneut
nach ihm,
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