Das Erbe der Pandora
und er griff etwas grob nach ihrem Handgelenk, wobei er die Tür ins
Schloß fallen ließ.
Sie atmete geräuschvoll ein. » So spielen Sie also gern, wie?«
Er hielt noch immer ihr Handgelenk
fest, während er auf sie hinunterblickte und sie zu ihm aufschaute. Keiner von
ihnen sagte etwas. Schließlich ließ er sie los und machte wieder die Tür auf.
Sie schob enttäuscht die Unterlippe
vor. »Ich nehme an, Sie müssen wieder an die Arbeit?«
»Ja, Ma’am.« Seine Gelassenheit war
nun verschwunden.
Sie schlenderte zur Tür hinaus und
fuhr dabei mit den Fingerspitzen über seinen Brustkorb. Draußen sah sie über
die Schulter zu ihm zurück. »Wir sehen uns?«
»Ja, Ma’am.«
Durch die offene Tür ihres Büros sah
Iris, daß Evan Finn aus seiner x-ten Pause an diesem Tag zurückkehrte, aber sie
machte sich im Moment um ihn keine Sorgen. Sie fragte sich, ob sie den Verstand
verloren hatte. Vielleicht war T. Duke Sawyer einfach nur ein Geschäftsmann,
der Geld verdienen wollte.
T. Duke hatte in einer Hinsicht recht,
verdammt noch mal. Sie betrachtete Pandoras Angelegenheiten nicht von einem
distanzierten, rationalen Standpunkt aus. Pandora brauchte eine Geldspritze,
und zwar bald. Auch wenn der Verkauf von Trottel verlieren immer alle
Erwartungen übertraf, so reichte es nicht. Bridget hatte zuviel investiert, um
den Flugzeughangar in originelle Büros umzuwandeln. Es wäre viel billiger
gewesen, irgendwo Büroräume zu mieten. Auf der Gehaltsliste standen übermäßig
viele Leute, und außerdem hatte Kip Unmengen von Geld verschwendet, um seinen
Lebensstil zu verbessern.
Iris hatte noch ein anderes Problem.
Sie konnte nicht Pandora und die Niederlassung von McKinney Alitzer in Los
Angeles gleichzeitig leiten. Iris’ Tag hatte auch nur eine bestimmte Anzahl von
Stunden. Bridget hätte es sicher nicht gewollt, daß die Verwaltung von Briannas
Treuhandvermögen Iris’ Leben zerstörte. Was war Pandora denn schon anderes als
eine Kapitalanlage? Wenn es lediglich, wie T. Duke es ausdrückte, ein schlecht
abschneidendes Unternehmen mit bescheidenen Aussichten war, dann sollte sie es
vielleicht veräußern, so lange sie noch einen guten Preis dafür bekam. Das
würde sie auch ihren Kunden raten. Kip müßte sich einfach mit ihrer
Entscheidung abfinden. Daß er die Kontrolle über Pandora verlor, war ohnehin
seine eigene Schuld. Wenn er verantwortungsbewußter gewesen wäre, hätte Bridget
ihm das Management der Firma überlassen.
Wenn T. Duke also keine üblen
Absichten hegte, wer hatte dann Bridget umgebracht? Es war immer noch möglich,
daß T. Duke dahintersteckte. Aber — Iris ermahnte sich erneut, die Dinge nicht
so emotional zu betrachten — sie mußte sich eingestehen, daß ihr Verdacht gegen
Kip allmählich stärker wurde. Warum hatte er sich nicht wie ein trauernder
Ehemann verhalten oder versucht, den Mörder von Bridget zu finden? Die Antwort
darauf schien offensichtlich.
Louise meldete sich über die
Sprechanlage. »Summer Fontaine ist hier.«
»Wirklich? Ich habe keinen Termin mit
ihr, oder?«
»Sie meinte, sie wäre auf gut Glück
vorbeigekommen.«
»Schicken Sie sie herein, bitte.«
Iris stand auf und steckte rasch ihre
Bluse wieder in den Rock, während sie durch das Fenster auf die Bürosuite
hinausschaute und Summers Eintreffen beobachtete. Obwohl an dem Tag wieder
fleißig an der Börse gehandelt wurde, hielt jeder einen Moment in seiner Arbeit
inne und schaute zu der vorbeischreitenden Summer auf.
Louise ging auf dem Flur vor ihr.
Summer trug ein enges, langärmeliges rosa-perlmuttfarbenes Pulloverkleid mit
einem tiefen runden Ausschnitt.
Iris bewunderte die Beständigkeit der
Frau. Sie hatte sie nie ohne perfekte Frisur oder makelloses Make-up gesehen.
Jedes ihrer Outfits — ob bequeme Klamotten für zu Hause oder ihr
Beerdigungskostüm — schien darauf angelegt zu sein, die maximale
Flittchen-Wirkung zu erzielen. Als Bridget und Kip Cross sie damals eingestellt
hatten, war sie einfach nur süß gewesen. Seitdem hatte sie sich in eine
Sexbombe verwandelt. Wer hätte das geahnt?
Kyle Tucker und Sean Bliss fanden
einen Vorwand, um in der Nähe des Wasserkühltanks herumzulungern.
Evan Finn war direkter. Er stand an
seinem Schreibtisch und streckte Summer die Hand entgegen, als sie vorbeikam.
»Summer Fontaine, ich bin ein großer Fan von Ihnen.«
»Ach ja?« Sie strahlte und ergriff
seine Fingerspitzen. »Wie nett.«
»Ich bin Evan Finn.« Er gab ihr einen
Handkuß. »Ich
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