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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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freue mich sehr, Sie kennenzulernen.«
    Louise, die für solche Nettigkeiten
nichts übrig hatte, zog Summer diskret am Arm von Evan fort, der den Anblick
ihrer Rückseite in Augenschein nahm. Sein Blick verriet, daß er nicht
enttäuscht wurde. Summer drehte sich um und warf ihm ein letztes Lächeln zu,
wobei sie kokett durch ihre Wimpern zu ihm aufschaute, bevor sie Iris’ Büro
betrat.
    »Hallo, Iris«, hauchte sie wie eine
Absolventin der Marilyn-Monroe-Rhetorikschule. »Oh! Sie haben es aber hübsch
hier.«
    »Danke. Setzen Sie sich doch.«
    Summer setzte sich in einen der
Sessel, die auf der anderen Seite des Schreibtisches standen, und schlug die
Beine in ihrem engen Kleid übereinander.
    Iris sah Kyle, Sean und nun auch
Warren, die vor ihrem Büro herumstanden. Sie ignorierte die enttäuschten Blicke
der Männer, als sie die Tür schloß. Als sie zu ihrem Schreibtisch zurückging,
bemerkte sie, daß auf Summers Wangen blaue Flecken zu sehen waren.
    Summer fuhr sich mit den Fingern durch
die Haare und zog die längeren Strähnen nach vorn, um die dunklen Stellen zu
verstecken, die sie mit dem Make-up nicht vollständig abdecken konnte. »Danke,
daß Sie sich die Zeit nehmen...« Ihre Stimme versagte, noch bevor sie den Satz
beendet hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte Summer und
tupfte sich mit einem Taschentuch vorsichtig die Augenwinkel ab. »Ich wollte
mich nicht gehenlassen, aber...«
    »Schon in Ordnung«, meinte Iris
besänftigend und bemerkte, daß Summer sogar süß weinte. Anders als bei ihr
selbst wurde Summers Gesicht nicht dunkelrot und schwoll nicht an wie ein
Mitesser, der Schleim lief nicht in einem endlosen Strom aus der Nase, und ihr
Make-up blieb an Ort und Stelle, anstatt übers ganze Gesicht zu wandern. Es war
leicht, sie zu hassen, und das hätte Iris auch, wenn sie nicht den aufrichtigen
Kummer der Frau gespürt hätte. »Was ist los?«
    Summer betrachtete die Schminke im
Taschentuch. »Kip und ich hatten einen Streit. Ich weiß nicht einmal mehr, wie
es anfing. Ich war sauer, weil er den ganzen Tag nur noch am Computer sitzt.«
    »Und arbeitet?« fragte Iris voller
Hoffnung.
    »Ich nehme es an. Auf alle Fälle
beschwerte er sich darüber, wie ich Brianna anziehe und...« Summer gab jede
Einzelheit wieder, wobei ihr Tränen über die Wangen liefen, die
erstaunlicherweise smaragdgrün waren. Sie trug farbige Kontaktlinsen.
    Iris versorgte sie mit einem Haufen
Taschentücher und fragte sich die ganze Zeit über: Wo liegt der Hund
begraben?
    »Ach, Iris. Es war grauenhaft.« Summer
wrang das feuchte Taschentuch in den Händen. »Ich weiß nicht, wie das kleine
süße Ding so etwas zeichnen konnte.«
    »Was zeichnen konnte?« Iris dachte,
sie hätte zugehört, aber anscheinend war ihr etwas entgangen.
    »Das Bild. Brianna wedelt da mit dem
Bild herum und ruft >Daddy, guck mal!< Es war nicht gerade ein tolles
Bild. Sie ist ja erst fünf Jahre alt. Aber es war alles zu erkennen. Slade
Slayer mit der Waffe in der Hand, Stetson, der am Pool lag, und...«, sie
schluchzte, »...ihre Mama.«
    »Möchten Sie ein Glas Wasser?«
    Summer schüttelte den Kopf.
»Jedenfalls drehte Kip völlig durch. Er riß ihr das Blatt aus der Hand, zerriß
es in tausend Stücke und steckte es sich in die Tasche. Brianna schrie und
weinte. Es war grauenhaft. Ich hab’ ihm gesagt, er soll sie zeichnen lassen.
Wahrscheinlich verarbeitet sie es so, aber davon wollte Kip nichts hören.«
    Summer flüsterte nun. »Ich bekomme
langsam Angst vor ihm, Iris. Er benimmt sich in letzter Zeit merkwürdig. Er
wirft mir vor, daß ich mich mit anderen Männern treffe, und er redet ständig
dieses seltsame Zeug. Daß der Mord an Bridget was mit Ursache und Wirkung zu tun
hat oder so. Daß er sich ebensogut wie ein Mörder verhalten könnte, da die
Leute ihn ohnehin dafür halten.« Sie atmete zittrig ein. »Ich glaube, was die
Leute zu ihm sagen — daß sie ihn Mörder und Frauenkiller nennen und so —, raubt
ihm den Verstand.«
    Sie legte die Fingerspitzen auf ihr
Dekolleté. »Ich habe nie geglaubt, daß Kip Bridget getötet hat. Ich schwöre bei
Gott, zu keinem Zeitpunkt. Aber so, wie er sich in letzter Zeit benimmt...
    »Hat er Sie geschlagen?«
    Geziert berührte Summer die Prellung
auf der Wange. »Man kann es noch sehen?«
    »Wann?«
    Sie schüttelte den Kopf, so als wäre
die Erinnerung daran zu schmerzvoll. »Gestern abend. Brianna war Gott sei Dank
schon im Bett. Ich hab’s der Polizei erzählt. Ich dachte, die sollten

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