Das Erbe der Pandora
Wangen und sah von Connors zu
Natalie und zurück. »Aber ich habe nicht die geringste Ahnung davon, wie
Pandora zu leiten ist.«
»Bridget Cross war eine Geschäftsfrau
mit Köpfchen«, sagte Connors. »Sie war von ihrer Entscheidung hinsichtlich
Pandora überzeugt, und…«, er warf einen kurzen Blick zur Tür hin und senkte die
Stimme, »...sie betonte ausdrücklich, daß sie die Kontrolle über die Firma
nicht ihrem Mann überlassen wollte.«
Iris und Natalie schauten sich lange
an. Sie brauchten nicht aussprechen, was sie beide dachten. Natalie stiegen
Tränen in die Augen, und Iris mußte ihren Blick abwenden.
»Wann tritt das in Kraft?« erkundigte
sich Iris bei Connors.
»Formal gesehen trat es zum Zeitpunkt
des Todes von Mrs. Cross in Kraft.«
Iris drehte sich auf ihrem Stuhl herum
und sah Brianna, die vor ihrem Büro auf dem Boden hockte und mit Filzstiften
malte. »Weiß Kip davon?«
Connors schlug die pummeligen Beine
übereinander. »Mrs. Tyler und ich waren zu dem Schluß gekommen, daß wir
anstandshalber mit ihm sprechen, bevor wir Sie informieren. Wir waren gestern
im Gefängnis.«
»Wie hat er es aufgenommen?«
Natalie hob eine Augenbraue und
schüttelte den Kopf. »Nicht gut. Er war wütend. Er hatte das Gefühl, von
Bridget hintergangen worden zu sein. Er warf dir vor, daß du die ganze Zeit von
der Treuhandvereinbarung gewußt und ihm nichts gesagt hast.«
Iris stand auf und sah aus dem Fenster
in den diesigen Tag hinaus. »Was ist mit T. Duke Sawyer, dem anderen Aktionär
von Pandora?«
»Wir dachten, das überlassen wir
Ihnen«, meinte Connors hinter Iris’ Rücken.
Sie drehte sich zu ihnen um. »Und die
Angestellten von Pandora?«
»Auch in dem Fall hielten wir es für
das beste, wenn sie es von...«
Ein durchdringender Schrei ertönte.
Gefolgt von weiterem Kreischen.
Iris sah dorthin, wo Brianna gespielt
hatte. Nur die Stifte und das Papier lagen noch da. Louise stürzte vorbei.
Natalie sprang von ihrem Sessel auf, warf ihn um und rannte hinaus. Iris
zwängte sich an dem langsameren Connors vorbei. Die ganze Zeit über hörte das
Schreien nicht auf.
Als Iris schließlich aus ihrem Büro
gelangte — nach einer Ewigkeit, wie ihr schien —, sah sie Natalie auf Knien am
Boden, die Arme fest um Brianna geschlungen. »Was ist denn, Schatz? Was ist
denn?«
Brianna schrie immer weiter, während
sie angsterfüllt zu Ricks Arbeitsplatz starrte. Der Junior Broker saß wie
versteinert da und stammelte verwirrt: »Sie fing einfach an zu schreien. Ich
weiß nicht, was ich gemacht habe.«
Allmählich beruhigte sich Brianna,
ihre Schreie wurden zu Schluchzern. Iris ging zu Ricks Schreibtisch, in der auf
dem Bildschirm das E-Mail-Programm der Firma zu sehen war. Sie drückte auf ALT
und dann auf die TAB-Taste, um das Fenster zu wechseln. Das Bild von Slade
Slayer erschien auf dem Monitor.
Brianna fing wieder an zu schreien.
13
D er Anblick des offenen Sarges, der
vorne in der Kapelle aufgestellt worden war, machte Iris’ Vorsatz fast
zunichte. Sie hatte vorgehabt, die Beerdigung als geschäftlichen Termin
anzusehen, was sie zum großen Teil auch war. T. Duke Sawyer, die Angestellten von
Pandora und die Presse würden anwesend sein, und sie mußte Haltung bewahren,
damit nicht alle dachten, die Zügel von Pandora lägen in der Hand eines
stammelnden, emotionalen Wracks. Iris sagte sich, daß sie bereits um Bridget
getrauert hatte, sowohl allein als auch mit anderen, so daß jegliche Theatralik
auf der Beerdigung als unnötiger und kostspieliger Luxus anzusehen war.
Außerdem hatte Bridget in einem Traum
zu Iris gesagt, daß es ihr gutginge und sie sich keine Sorgen zu machen
brauche, und Iris hatte in dieser Botschaft Trost gefunden. Aber der Anblick
des Sarges und Bridgets Profil darin änderte alles.
Iris war etwas zu spät an der auf
einem Hügel gelegenen, schlichten Steinkapelle angekommen. Ein paar Reporter
lungerten davor herum ebenso wie einige Dutzend Schaulustige. Bridget und Kip
waren nicht annähernd so aufregend wie Nicole und O. J. Simpson, aber die
absonderlichen Umstände des Cross-Falles und die neueste überraschende Wendung
— die verdrängte Erinnerung der Tochter des Opfers wurde durch eine zufällige
Begegnung mit einem Computerspiel ans Tageslicht befördert — lieferten einige
pikante Schlagzeilen. Darüber hinaus personifizierten Bridget und Kip Cross
Geld und Macht, was die Öffentlichkeit immer wieder fesselte. Dann war da noch
Summer Fontaine, die
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