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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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bevorsteht.“
       Belopolski schaltete die Kabinenbeleuchtung ein. Vorsichtig nahm er die Binde ab und musterte stirnrunzelnd die verbrann- ten Knie. An den Rändern der aufgequollenen Brandblasen war die Haut tiefrot, was auf eine schwere Entzündung hinwies.
       Das kann zur Gangräne ausarten! durchfuhr es ihn. – Wie hält er das aus? Das sind doch bestimmt höllische Schmerzen!
       Außer Pikrinsäure enthielt der Sanitätskasten für diese Fälle keine Mittel. Er war nur für Erste Hilfe gedacht. Belopolski wußte nicht, was bei einer solch schweren Verbrennung zu tun war.
       Er legte dem Professor einen neuen Verband an.
       Qualvoll zogen sich die Minuten des Wartens in die Länge. Um die Energie der Akkumulatoren zu sparen, schaltete Belo- polski die Kabinenbeleuchtung aus. Das Leuchten der Haus- wände genügte.
       Vor zwei Stunden waren sie aus der Ohnmacht erwacht. Eine halbe Stunde warteten sie nun schon in dem Würfelhaus, aber kein Laut drang zu ihnen. Weit und breit schien alles ausge- storben zu sein. Tiefe Stille herrschte in dem „Haus“.
       Aber die „Schildkröten“ hätten ihre Gefangenen doch nicht so weit getragen, um sie dann in diesem Blockhaus sich selbst zu überlassen. Es mußte doch jemand kommen. Aber wer und wozu? Was würde mit ihnen geschehen?
       Belopolski klinkte die Tür auf und stieg aus.
       Der kleine Geländewagen besaß keine Luftschleuse. Seit sie das Raumschiff verlassen hatten, trugen sie unausgesetzt ihre Gasmasken. Im Innern des Wagens war die gleiche Luft wie draußen.
       Auf den runden Stämmen konnte man schlecht stehen. Die Schuhsohlen rutschten an dem glatten Holz ab.
       Belopolski trat zur Wand und versuchte, einen Schlitz zu ent- decken, durch den er nach außen blicken könnte. Aber die Stämme waren sehr fest zusammengefügt. Jeden Augenblick be- reit, vor den Venusianern in den Wagen zu flüchten, untersuchte er vorsichtig den Raum. Als er zur Tür kam, sah er, daß keine Treppe hinabführte. Der Abstieg bestand ebenfalls nur aus
Stämmen. Man konnte sich kaum vorstellen, wie die Reptilien mit ihrer schweren Last auf ihnen hatten hinaufgehen können.
       Die quadratische Türöffnung war drei Meter breit.
       Nachdem Belopolski seinen Rundgang beendet hatte, kehrte er zum Wagen zurück.
       Abermals verging eine Stunde. Niemand kam. Das befrem- dete und beunruhigte die Männer. Hatten die „Schildkröten“ sie etwa hier eingekerkert, um sie sterben zu lassen?
       Die Stille schien unheilkündend.
       „Solange wir nicht wieder ins Wasser getragen werden“, sagte Belopolski, nur um das drückende Schweigen zu brechen, „kön- nen wir uns mit den Atemmasken begnügen. Dadurch sparen wir Sauerstoff, strecken den Vorrat auf fünf bis sechs Tage. Aber wir haben keine Lebensmittel bei uns außer der eisernen Ration, und die ist nicht sehr groß. Trotzdem schlage ich vor: Wir starken uns jetzt!“
       „Das durfte nicht schaden.“ Balandin war einverstanden.
       Aber kaum hatten sie die eiserne Ration ausgepackt, da hör- ten sie ein Geräusch wie das Tappen von Riesenfußen.
       Hastig schloß Belopolski die Wagentür.
       Sie sahen an der Tür den häßlichen Kopf einer „Schildkröte“ auftauchen. Dann schob sich ihr Riesenleib herein. Das Tier trat in die Mitte des Raumes.
       Es trug einen langen, schmalen Gegenstand auf den Pranken. In dem rosigen Halbdunkel konnten die Männer nicht erkennen, was es war. Die „Schildkröte“ legte ihre Last auf den Fußboden und verschwand.
       Belopolski und Balandin trauten ihren Augen nicht – sie er- kannten in dem Gegenstand einen Menschen in einem Gas- schutzanzug.
       Es war der Geologe der Expedition, Wassili Wassiljewitsch Romanow.

    Nacht

       Am 24. Juli ging der Venusabend zur Neige. Wie schon ver- mutet, hatte die Dämmerung nach Sonnenuntergang beinahe fünfzig Stunden gedauert.
       Bereits vom Morgen des 24. Juli an – die Astronauten maßen die Zeit nach der Uhr der Erde – verdichtete sich das Dunkel zusehends. Gegen achtzehn Uhr trat die Nacht vollends in ihre Rechte.
       Aber diese Nacht war bei weitem nicht so dunkel wie erwar- tet. Wenn Paitschadse nicht gesagt hätte, sie sei bereits ange- brochen, so wären alle wahrscheinlich der Meinung gewesen, es sei noch Abend. Nichts war zu beobachten, was der tiefen Fin- sternis entsprach, die doch eigentlich auf der Oberfläche des Planeten hätte eintreten

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