Das Erbe der Phaetonen
phantastischen Gespensterzug. Allmählich erlosch in ihren Augen das gelbe Feuer.
Während diejenigen Reptilien, die das Raupenfahrzeug tru- gen, auf zwei Beinen in aufrechter Haltung gingen, liefen die meisten anderen auf allen vieren.
Der Tunnel war sehr lang. Sein Ende war noch nicht abzu- sehen.
„Es dürfte kaum anzunehmen sein, daß dies ein künstlicher Tunnel ist“, sagte Belopolski. „Er stammt sicherlich von einem Wasserdurchbruch.“
„Wer weiß, ob diese Geschöpfe so etwas nicht auch fertig- bringen!“ antwortete Balandin. „Alles ist möglich. Aber wir werden es bald erfahren.“
Vor ihnen zeichneten sich in der rosigen Dämmerung allmäh- lich schärfere Konturen ab. Endlich tat sich ein riesiger Raum auf, der im ersten Augenblick völlig leer wirkte.
Die „Schildkröten“ stiegen aus dem Wasser.
Sie befanden sich in einer gewaltigen Höhle, die tief in das südliche Steilufer hineinreichte, so weit, daß man das Ende nicht erkennen konnte. Zu Häupten hing ein steinernes Ge- wölbe. Schwacher Lichtschein erhellte den unterirdischen Saal. Von wo er ausging, war nicht zu entdecken.
Der Boden war völlig trocken. In geraden Reihen standen sonderbare Würfel nebeneinander. Sie bildeten so etwas wie Straßen aus Häusern ohne Fenster. Die Würfel waren anschei- nend aus Holz, aber diese Balken leuchteten nicht. Vielleicht verlor sich ihr Leuchten auch in dem Dämmerschein, der die ganze Höhle erfüllte.
„Das also ist ihre Stadt!“ sagte Belopolski zufrieden.
„Es scheint so.“ Balandin nickte.
Die Reptilien gingen mitten auf einer der Straßen. Oft tauch- ten hier und dort flüchtige Gestalten auf, die nicht genau zu er- kennen waren. Ihrer Größe nach zu urteilen, waren es keine „Schildkröten“.
Die hölzernen Würfel stellten anscheinend die Häuser der unbekannten Bewohner dieser unterirdischen Stadt dar. Aber für die riesigen „Schildkröten“ waren derartige Wohnungen ziemlich eng.
Der Tunnelausgang blieb weit zurück. Unverdrossen setzte die „Schildkröten“menge ihren Weg fort
Endlich blieb sie stehen. Die Reptile traten an die Wand unes „Hauses“ heran und gingen abwärts. Wohin? Fünf Meter geradeaus. Dann wieder aufwärts. Und dann sahen sich die Menschen im Innern des eigenartigen Bauwerks. Die „Schild- kröten“ gingen noch einige Schritte und setzten dann das Ketten- fahrzeug behutsam auf den balkengefügten Fußboden.
Unter schwierigen Bedingungen hatten sie den Geländewagen, der anderthalb Tonnen wog, zweieinhalb Kilometer getragen, was ein weiteres Mal ihre ungeheuren Kräfte bewies.
Nacheinander verließen sie das Haus auf dem gleichen Wege, auf dem sie hereingekommen waren.
„Da sitzen wir also im Gefängnis“, stellte Belopolski fest, und ich bin doch nicht dazu gekommen, unsere Flaschenpost abzuschicken. Es dürfte uns wohl kaum noch glücken.“
Aufmerksam hielten sie Umschau.
Der Bau war völlig leer. Es gab darin keine Zwischenwände. Er bestand offenbar nur aus einem einzigen „Zimmer“, besaß keine Fenster und keine Decke.
Wenn man das Haus von der „Straße“ aus betrachtete, sah es wie ein Würfel aus. In Wirklichkeit waren es einfach vier Wände von etwa sieben Meter Höhe.
Die beiden Sternfahrer hielten diese Bauweise der Häuser für logisch durchdacht. Über der „Stadt“ gab es keinen Himmel, und ihr drohten also weder Regen noch Wind. Vorteilhaft wur- den Decke und Dach durch das steinerne Gewölbe der Höhle ersetzt. Der Fußboden war aus Balken gefügt. Die Tür – wenn man diesen Eingang so nennen wollte – befand sich in einer Ecke. Wände und Fußboden strahlten rosiges Licht aus.
Zwanzig Minuten warteten die Menschen stumm, ob ein Venusianer erschiene, aber die Zeit verging, und niemand suchte sie auf.
„Wie lange reicht unser Sauerstoff?“ fragte Balandin.
„Noch fast zwei Tage. Aber was tut das schon? Es bedeutet nur eine Verlängerung der Agonie.“
„Könnten wir hier nicht entfliehen?“
Belopolski zuckte mit den Schultern.
„Schmerzen Ihre Beine noch sehr?“ fragte er, anstatt zu ant- worten.
„Was tut das schon“, erwiderte Balandin mit den Worten des Kommandanten, „ich habe sie vergessen.“
„Egal – solange uns Zeit bleibt, muß der Verband gewechselt werden. Wer weiß, was uns noch
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