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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Absichten.
       Wohin trugen sie den Geländewagen? Warum belasten sie sich so lange mit ihm? Die Gefangenen begannen sich zu wun- dern. Nach Belopolskis Rechnung hatten sie sich schon minde- stens einen halben Kilometer vom Ufer entfernt.
       Ebensoschnell wie am Anfang ging es weiter. Die Augen der beiden Männer gewöhnten sich allmählich an die Finsternis, und sie nahmen nun einen matten Schimmer wahr. Kein Zweifel, der Grund des Sees war beleuchtet. Aber womit und woher, konnten sie vorerst nicht ergründen. Verschwommen, wie im irdischen Sternenlicht, erkannten sie allmählich die Umrisse ihrer Umgebung. Sie stellten fest, daß nicht mehr fünf, sondern acht „Schildkröten“ ihren Wagen trugen. Ihre Augen strahlten wie gelbe Lampen. Doch nicht von ihnen ging dieses sonder- bare Licht im Wasser aus!
       Balandin bemerkte als erster zu beiden Seiten des Weges leuchtende Streifen. Da wußte er auf einmal, was es war.
       „Sehen Sie dort!“ sagte er. „Es sind Baumstämme. Sie leuch- ten und erhellen den Seegrund.“
       Er hatte sich nicht geirrt. Nun sah auch Belopolski, daß die Helligkeit tatsächlich von den ihnen schon bekannten Stämmen ausging. Sie lagen überall in ungeordneten Haufen und ver- breiteten ein schwaches rosiges Licht. Der Wagen wurde gerade an einem ganzen Stapel solcher Baumstämme vorübergetragen, da erkannten die Männer deutlich den Seegrund. Orangefarbene Algen bedeckten ihn. Massen von „Schildkröten“ begleiteten ihre Artgenossen, die den erbeuteten Geländewagen trugen. Sie erinnerten sehr an eine Menge neugieriger Müßiggänger. Nur daß diese Müßiggänger keine Menschen, sondern wilde Tiere waren.
       „Ja“, antwortete Belopolski, „sie verwenden sie nicht als Bau- material, wie wir gedacht haben, sondern als natürliche Later- nen.“
       „Wie schade, daß wir dieses Geheimnis mit ins Grab neh- men!“
       Konstantin Jewgenjewitsch gab keine Antwort. Balandin sah, wie sein Genosse hastig das Notizbuch hervorzog, es dicht an die Instrumententafel hielt und in ihrem bläulich matten Licht- schein hastig etwas aufschrieb. Der Professor verstand, daß Belopolski den Genossen, die obengeblieben waren, einen Brief schicken wollte. Aber wie wollte er dies tun?
       „Ich werde diesen Zettel in ein Fläschchen unseres Sanitäts- kastens stecken“, erklärte Belopolski. „Sobald wir wissen, daß unser Ende gekommen ist, öffnen wir die Tür und werfen es hinaus. Das leere Fläschchen wird an die Oberfläche empor- schnellen, und dort werden die Genossen es finden.“
       Der Professor nickte. Dies war wirklich die einzige Möglich- keit, die sich ihnen noch bot.
       Unermüdlich gingen die „Schildkröten“ weiter. Belopolski hatte den Eindruck, sie steuerten geradewegs auf das gegen- überliegende Ufer zu. Ihre Absichten blieben unklar. Was woll- ten sie dort tun? Warum machten sie mit den Menschen nicht unterwegs im Wagen kurzen Prozeß?
       Im rosigen Licht der hölzernen „Lampen“ sahen die Gefange- nen, daß sich immer mehr Seebewohner ihrem Zug anschlossen. Mindestens hundert „Schildkröten“ gaben dem Geländewagen das Geleit.
       „Sehen Sie nur – was ist denn das dort vorn?“ sagte Balandin.
       Weit vor ihnen zeichnete sich im Dunkel ein heller Fleck ab.
       Je naher sie kamen, desto heller wurde er. Die „Schildkröten“ gingen direkt auf ihn zu.
       Bald erkannten die Astronauten etwas, was an einen leuch- tenden Torbogen erinnerte.
       Noch einige Dutzend Schritte, und sie standen dicht davor.
       Der Bogen bestand aus ebensolchen Stämmen, wie sie am Ufer gestapelt waren und auf dem Seegrund in Haufen umher- liegen. Zu einem Halbkreis zusammengefügt, umrahmten sie den Eingang zu einem Tunnel, der anscheinend tief ins Innere des südlichen Seeufers führte. Die Wände des Tunnels waren eben- falls mit Baumstämmen verschalt, so daß er wie ein leuchtender Gang in Ungewisse Fernen wirkte, die sich im rosigen Dunkel verbargen. Der Tunnel stand voll Wasser.
       Die „Schildkröten“ durchschritten den Torbogen und ver- schwanden in dem merklich aufwärts führenden Gang.
       Das Licht, das von den Baumstämmen ausging, färbte das Wasser rosa. Es war so hell, daß Belopolski und Balandin mühelos die kleinsten Einzelheiten erkennen konnten. Die Menge der „Schildkröten“, die ihnen das Geleit gab, glich bei dieser Beleuchtung mit ihren rosigen Leibern und roten Pan- zern einem

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