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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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eindringen können.
       Das Raupenfahrzeug wurde auf das Ufer hinabgelassen, und die drei Astronauten nahmen, gut ausgerüstet, darin Platz. Die sieben im Schiff Zurückbleibenden versammelten sich im Funk- raum vor dem Bildschirm.
       Die Gegend schien völlig unbewohnt zu sein, doch die Er- fahrung lehrte, dem ersten Eindruck nicht zu trauen.
       Das hohe gelbbraune Gras neigte sich unter dem Druck der Raupenketten. Hinter dem Fahrzeug richtete es sich jedoch gleich wieder auf, und nichts verriet, daß gerade ein Geländewagen von zweiunddreißig Tonnen darübergefahren war.
       „Wieder ein Rätsel, wieder eine unbekannte Eigenschaft!“ sagte Korzewski. „Wie reich an Überraschungen doch die Natur der Venus ist.“
       Die Bäume des Waldes waren bedeutend kleiner als die- jenigen in der Ebene, und ihre Rinde war rauher. Aber die Stämme verwuchsen auch hier miteinander, bildeten regelrechte Bogengänge. Doch während im Tiefland kein Geländewagen in das Dickicht einzudringen vermochte, war das hier oben ziem- lich leicht. Die Bäume standen nicht sehr dicht. Zwischen ihnen lagen überall Haufen gestürzter Stämme, wuchsen junge Schöß- linge. Alles war von üppigem Gras überwuchert, genau solchem wie am Seeufer.
       Langsam und vorsichtig drang der Geländewagen in den Wald ein; was ihm in den Weg kam, walzte er nieder, preßte es an den Boden und zerbrach es. Belopolski war bemüht, einen geraden Kurs zu halten. Das fiel nicht schwer, da die Zwischen- räume zwischen den Baumstammen etwa fünfmal die Länge des Wagens betrugen.
       Sie waren schon zweihundert Meter vom Ufer entfernt. Plötz- lich blitzte vor ihnen etwas auf. Noch einmal! Ein Irrtum war ausgeschlossen – dieser charakteristische Glanz war ihnen zu gut bekannt.
       Der Strahl des Scheinwerfers glitt über eine glatte, metallene Oberfläche.
       Noch ein paar Meter, und eine halbrunde Wand versperrte ihnen den Weg. Eine riesige Röhre erstreckte sich nach beiden Seiten tief in den Wald.
       Belopolski bremste.
       Die drei im Geländewagen und die sieben vor dem Bild- schirm im Funkraum trauten ihren Augen nicht. Die Venusianer konnten über keine metallurgische Industrie verfügen. Alles, was man von ihnen wußte, sprach dagegen. War dieses unwahr- scheinliche Bild etwa nur ein Traum?
       Die Röhre, deren Durchmesser annähernd vier Meter betrug, bestand aus einem unbekannten gelbgrauen Metall von mat- tem Glanz. Es schien noch ganz neu zu sein, denn es wies keiner- lei Rostspuren auf.
       Hatten sich die Zeichnungen der Venusianer auf dieses Ge- bilde bezogen? Hatten sie die Menschen hierher, zu dieser merkwürdigen Röhre eingeladen?
       Was mochte sie darstellen?
       Als die Astronauten das hölzerne Lineal in der Bucht der Koralleninsel gefunden hatten, war ihr erster Gedanke gewesen, ein Raumschiff habe der Venus einen Besuch abgestattet. Doch das Rätsel des Lineals hatte eine andere, einfachere und natür- lichere Erklärung gefunden, und die erste Version war wieder fallengelassen worden.
       Dann hatte Belopolski an der steinernen Schale der Venusia- ner Verzierungen entdeckt, die aus Körpern eines einfachen kubischen Systems bestanden und jenen im Talkessel der Ar- sena glichen. Und wieder tauchte der Gedanke an ein Raum- schiff auf.
       Und nun lag hier im Wald am Bergsee ...

    „Wir sind ganz an der Röhre entlanggefahren“, faßte Kon- stantin Jewgenjewitsch die Ergebnisse der Exkursion zusammen, „und haben uns davon überzeugt, daß sie die Form eines ge- schlossenen Ringes hat. Obgleich das Metall auf den ersten Blick ganz neu scheint, liegt die Ringröhre schon sehr lange hier. Das beweisen mit aller Deutlichkeit die darüber zusammen- gewachsenen Bäume. Viele sind auch unter der Röhre hervor- und dann um ihre Oberfläche herumgewachsen. Es läßt sich mit Sicherheit sagen, daß der ganze Wald erst nach dem Erscheinen dieser Röhre gewachsen ist. Stanislaw Kasimirowitsch meint, der Wald existiere schon tausend Jahre. Angenommen, die Venusianer hätten die Ringröhre gebaut, so würde das bedeuten, daß sie bereits vor tausend Jahren eine hochentwickelte Technik besaßen. Wäre dem wirklich so, müßte sich die Technik aber weiterentwickelt und heute einen ungeahnten Stand erreicht haben. Das ist nicht der Fall. Ergo ist die Röhre nicht von Venusianern gebaut worden. Von wem dann? Erinnern wir uns an die Steinschalen und an die Figuren auf der Arsena, die in

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