Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
sicher sein, daß uns unbekannte Apparate den Sauerstoff in der Luft auch jetzt noch erneuern und die Kohlensäure und andere schädliche Beimischungen beseitigen. Wir beide haben Venusluft ins Raumschiff eingeschleppt. Aber riechst du noch was von Formaldehyd? Es ist keines mehr da, es wurde beseitigt. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Wissenschaft der Phaetonen der irdischen weit voraus war.“
       „Sie haben recht, Boris Nikolajewitsch. Aber trotzdem ist hier so ein merkwürdiger Geruch. Wir könnten uns mit einer unbekannten Krankheit infizieren. Die Mikroben und Bakte rien des Phaeton können unmöglich die gleichen sein wie auf der Erde.“
       Melnikow lachte laut auf.
       „Noch vor fünf Minuten hast du vom unvermeidlichen Tod gesprochen. Und jetzt hast du Angst, krank zu werden. Voll- kommenheit in der Technik geht zwangsläufig mit Vollkommen- heit in anderen Wissenschaften einher. Bei den Phaetonen war zweifellos auch die Medizin hoch entwickelt. Ich glaube, daß es in ihrem Raumschiff überhaupt keine Bakterien gab. Sie mußten Maßnahmen gegen die Bakterien auf der Venus treffen und gleichzeitig auch die eigenen vernichten. Das ist mehr als wahr- scheinlich, das steht außer Zweifel.“
       „Ihrer Meinung nach sind wir also mit Luft versorgt? Aber wie steht's mit der Ernährung? Wir haben doch nichts mitge- nommen.“
       „Das stimmt. Der Hunger droht uns. Aber wir werden schon durchhalten.“
       „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren“, sagte Wtorow. „Wir sprechen hier über alles mögliche, und derweil vergeht die Zeit.“
       „Auch das ist richtig. Doch bevor wir auf Rettung sinnen, wollte ich dich erst einmal beruhigen. Damit du mit kühlem Kopf überlegen kannst. Wir haben einige Minuten verloren. Aber das fällt nicht ins Gewicht. Selbst wenn wir herausfinden sollten, wie das Raumschiff zu lenken ist, wird noch eine Menge Zeit vergehen, bevor wir zur Venus zurückkehren oder gar zur Erde fliegen können. Mit dem Herausfinden allein ist es ja nicht getan, wir müssen uns auch die nötigen Fertigkeiten aneignen.“
       „Nun, bis zur Erde schaffen wir's unmöglich“, meinte Wtorow. „Da sind wir längst verhungert.“
       „Das bleibt abzuwarten. Aber ich möchte meine Frage von vorhin wiederholen: Was meinst du, um das Wievielfache war die Schwerkraft beim Start vergrößert?“
       „Ich schätze, um das Dreifache.“
       „Mir kam es weniger vor. Etwa um das Doppelte. Aber du kannst recht haben. Sagen wir, um das Zweieinhalbfache. Die Beschleunigung hat dreizehn Minuten angehalten, in dieser Zeit sind wir etwa zehntausend Kilometer geflogen. Mit welcher Ge- schwindigkeit fliegen wir also jetzt?“
       „Das ist nicht schwer auszurechnen.“
       „Ich weiß. Moment mal... Annähernd fünfundzwanzig Kilo
    meter in der Sekunde. Es genau auszurechnen, hat keinen Sinn. Wir kennen sowieso nicht die genauen Beschleunigungswerte. Jedenfalls wissen wir jetzt, daß das Raumschiff der Phaetonen bedeutend langsamer fliegt als die ,KS 3'. Wenn uns die Ge- nossen erst entdeckt haben, holen sie uns mit Leichtigkeit ein.“
       „Ja, wenn!“ seufzte Wtorow.
       „Wir legen ja auch nicht die Hände in den Schoß“, fuhr Mel- nikow fort. „Beschäftigen wir uns mit dem Hauptproblem. Er- innere dich bis ins kleinste an alle deine Bewegungen vor dem Start.“
       „Soll ich nicht lieber erst mal vom Pult weggehen?“ fragte Wtorow.
       Jetzt erst kam es Melnikow zum Bewußtsein, daß Wtorow ja noch immer vor den geheimnisvollen Facetten saß, in deren Tiefe die verschiedenfarbigen Funken glitzerten.
       Ein unverzeihlicher Leichtsinn! Wie hatte er das nur verges- sen können. Wer weiß, vielleicht löste man nicht nur den Start, sondern auch die Manöver des Raumschiffs auf dieselbe rätsel- hafte Weise aus.
       „Natürlich“, sagte er. „Das hättest du schon längst tun sollen.“
       Wtorow glitt vom Sessel. Sie entfernten sich von der Kon- struktion, die sie für das Steuerpult hielten. Beide bemerkten, daß sich das Glitzern der winzigen Funken sofort verstärkte. Solange Wtorow unmittelbar vor der einen Facette gesessen hatte, waren die Funken darin fast unbeweglich gewesen. Wir werden kaum jemals darauf kommen, wie das Pult arbeitet, dachte der junge Ingenieur. Das Ganze hat mit irdischen Din- gen zu wenig gemein.
       „Meiner Meinung nach habe ich überhaupt keine Bewegungen gemacht“, antwortete er auf

Weitere Kostenlose Bücher