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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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und sie sich partout nicht öffnen wollte. Sie tat es erst, nachdem du hinzugekommen warst. Ich habe nicht so eine starke Vorstellungskraft wie du. Du bist nervöser, deine Vor- stellungen erzeugen daher leicht Bioströme. Die Mechanismen der Phaetonen aber sind außergewöhnlich empfindlich.“
       „Wer konnte das aber auch ahnen!“
       „Wir hätten es uns denken können. Auch auf der Erde gibt es bereits eine Bionik. Sie hat jedoch noch nicht den Stand wie bei den Phaetonen erreicht.“
       „Es läuft also darauf hinaus, daß ich an allem schuld bin“, sagte Wtorow bekümmert. „Hätte Sie jemand anders beglei- tet ...“
       „... wäre das Raumschiff nicht gestartet“, beendete Melni kow den Satz. „Nein, Gennadi, so können wir nicht argumentie- ren. Wenn und falls! Du hast das Raumschiff gestartet, und du wirst es auch wieder auf die Venus zurückbringen. Jetzt ist es gerade unser Glück, daß deine Vorstellungskraft und deine Ner- venimpulse stark genug sind, um auf die Mechanismen des Raumschiffs einzuwirken. Aber du mußt außerordentlich vor- sichtig sein. Eine steile Kurve des Raumschiffs zum Beispiel wäre unser Verderben.“
       „Die Phaetonen werden sich kaum ganz und gar auf die eigene Vorstellungskraft verlassen haben“, meinte Wtorow. „Das wäre zu gefährlich gewesen. Höchstwahrscheinlich kann man mit den Bioströmen nur die Triebwerke in Gang setzen sowie Kurs und Geschwindigkeit allgemein verändern. Die de- taillierte Technik all dieser Manöver aber ist anscheinend auto- matisiert, damit die kritischen Punkte nicht überschritten wer- den. Wir haben ja ein Beispiel dafür. Die Beschleunigung hörte ohne mein Dazutun auf.“
       „Bist du davon überzeugt? Vielleicht...“
       Wtorow senkte den Kopf.
       „Ich bin überzeugt“, sagte er kaum vernehmlich. „Es ist be- schämend für mich, aber mein ganzes Denken und Fühlen war damals durch Furcht gelähmt.“
       „Eine rettende Furcht“, scherzte Melnikow. „Du hättest sonst vielleicht die Triebwerke abgestellt, und das Raumschiff wäre auf die Venus gestürzt. In dem Falle wäre von uns herzlich wenig übriggeblieben. So hat sich alles zum besten gewendet. Aber jetzt empfehle ich dir, dich auszuruhen und dann an die Arbeit zu gehen.“
       „Ausruhen?“ staunte Wtorow. „Haben wir denn dazu ge- nügend Zeit?“
       „Mehr als genug. Du stehst vor einer harten Belastungsprobe. Du sollst dieses Raumschiff lenken lernen. Dazu mußt du voll- kommen frisch sein. In deinem jetzigen Zustand darfst du nichts unternehmen. Nur eine Katastrophe könnte dabei herauskom- men. Unsere Rettung hängt von deiner Kaltblütigkeit ab. jetzt heißt es schlafen, und zwar mindestens acht Stunden.“
       „Und die ,KS 3'? Sie kann uns jeden Augenblick einholen.“
       Melnikow seufzte.
       „Sie holen uns nicht ein“, sagte er. „Schon deshalb nicht, weil sie uns nicht ausmachen können. Von der ,KS 3' aus gesehen, be finden wir uns genau vor der Sonne, hoffnungslos in ihren Strah- len verloren. Sie können uns nicht sehen.“
       „Aber Sie haben doch selber gesagt...“
       „Das tat ich deinetwegen. Jetzt, da du dich wieder beruhigt hast, kann ich's dir offen sagen: Auf die ,KS 3' brauchen wir nicht zu hoffen. Ich zweifle nicht, daß die Genossen aufgebro- chen sind, um uns einzuholen, aber sobald sie sich von der Un- durchführbarkeit ihrer Absicht überzeugt haben, werden sie be- stimmt zur Venus zurückkehren. Dort werden wir sie wieder- sehen.“
       „Sie glauben, daß sie umkehren?“
       „Keinen Augenblick zweifle ich daran. Die Arbeit muß zu Ende geführt werden.“
       Wtorow gab keine Antwort. Wirklich, dachte er, warum sollte die Expedition die Arbeit abbrechen? Es sind noch zwei Män- ner umgekommen, aber das ist kein Grund. Es wird Zeit, daß ich mich an die Geduld und Selbstbeherrschung der Kosmonau- ten gewöhne. Laut aber sagte er:
       „Wir fliegen auf die Sonne zu. Wäre es da nicht besser, be- vor wir uns ausruhen, zu versuchen, das Raumschiff auf einen anderen Kurs zu bringen?“
       „Die Sonne ist noch sehr weit. Selbst wenn wir auf sie zu- stürzen, haben wir noch mehrere Wochen zur Verfügung. Bevor du dich nicht richtig ausgeruht hast, lasse ich dich nicht ans Pult.“
       „Also ruhen wir uns aus“, stimmte Wtorow gehorsam zu.
       In einer schwerelosen Welt sind keine Betten notwendig. Der Mensch kann in jeder beliebigen Lage in

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