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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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der Luft schlafen. Die Macht der Gewohnheit jedoch veranlaßte Melnikow und Wto- row, jenen Raum aufzusuchen, in dem sie die Hängematten de£ Phaetonen gesehen hatten. Diese Hängematten bestanden aus einer Art Seidenfaser. Sie waren für Menschen zu kurz, aber das spielte keine Rolle. Die beiden Männer wollten ja nicht darin liegen, sondern sich nur an ihnen festhalten. So waren sie es von ihrem Raumschiff her gewohnt.
       Jeder hüllte sich in eine Hängematte ein.
       „Es stört mich, daß die Wände durchsichtig sind“, sagte Wtorow.
       „Das hängt ja von dir ab“, sagte Melnikow schmunzelnd.
       „Und wie steht's mit Ihnen?“

       „O weh! Ich habe mich nie durch reiche Phantasie ausgezeich- net. Ich kann nur denken, hier aber ist etwas anderes nötig. Ver- such du's, Gennadi.“
       Wtorow schloß die Augen. Zunächst trachtete er, sich die Sternenwelt rings um das Raumschiff so real wie möglich vor- zustellen. Dann malte er sich aus, die Wände hörten auf, durch- sichtig zu sein, die Sterne verschwänden, und ringsum gäbe es nur noch Metallwände.
       „Bravo!“ hörte er Melnikow ausrufen.
       Wtorow öffnete die Augen. Im ersten Augenblick wollte er es gar nicht glauben – sein Wunsch war in Erfüllung gegangen. Er ertappte sich bei einem selbstzufriedenen Lächeln. Glich sie nicht einem Wunder, diese Zaubertechnik, die auf einen Befehl der Vorstellungskraft reagierte?
       „Lösch das Licht“, sagte Melnikow in einem Ton, als brauche man nur die Hand auszustrecken und einen Schalter herumzu- drehen.

    Eine Stunde vor dem Tode

       Durch den menschlichen Organismus fließen ununterbrochen nach Spannung, Frequenz und Stärke unterschiedliche elektrische Ströme. Bei jeder Tätigkeit des lebenden Gewebes kommt es zu einer Veränderung des elektrischen Potentials. Jeden Befehl des Gehirns, der durch das Zentralnervensystem an die Muskeln weitergegeben wird, kann man durch einen Spezialapparat in Form eines Elektrogramms aufzeichnen.
       In der Wissenschaft werden diese Ströme des Organismus als „Bioströme“ bezeichnet.
       Unsere Technik hat längst gelernt, die in den Muskeln ent- stehenden Bioströme für das Funktionieren künstlicher Glied- maßen – Arme oder Beine – auszunutzen. Heute steht die Her- stellung von Maschinen, die unmittelbar durch Hirnströme ge- lenkt werden, auf der Tagesordnung von Wissenschaft und Technik. Schwierigkeiten ergeben sich jedoch daraus, daß die zahllosen Impulse, die gleichzeitig von den Milliarden Nerven- zellen des Gehirns ausgehen, voneinander getrennt werden müssen.
       Im Jahre 19..., als die „SSSR-KS 3“ zur Venus flog, gingen in der UdSSR, in den USA und anderen Ländern die ersten Mu- ster hirngesteuerter Maschinen in Produktion. Sie waren noch sehr einfach, aber die Entwicklung komplizierterer und voll- kommenerer zeichnete sich bereits ab. Selbstbewußt stattete der Mensch die Technik mit der Kraft seines Denkens aus.
       Der Ausdruck „mit Gedankenschnelle“ ist allgemein bekannt. Und in der Tat entsteht der Gedanke praktisch in einem Augen- blick. Die durch den Gedanken ausgelöste Handlung aber er- folgt unvermeidlich mit Verzögerung. Um einen Befehl des Ge- hirns in Bewegung umzusetzen, benötigen die Muskeln Zeit.
       Eine gut konstruierte Maschine jedoch kann ebensoschnell arbeiten, wie der Mensch denkt. Daraus erhellt, welche Vorteile die unmittelbare Übertragung eines Befehls vom Gehirn zur Maschine bietet. Das Zwischenglied, die Handbewegung des Menschen, entfällt. Durch diese Steuermethode werden Schnel- ligkeit und Genauigkeit erheblich gesteigert. Das Denken wird unmittelbar in Handlung umgesetzt, ohne Entstellungen, wie sie die Organe unseres Körpers – Gelenke, Muskeln und schließ- lich die Finger, die nicht biegsam und gehorsam genug sind – ständig hervorrufen.
       Den Kommandanten von Weltraumschiffen eröffnen sich an- gesichts der ungeheuren Fluggeschwindigkeit und der häufigen Notwendigkeit, blitzschnelle Entschlüsse fassen und sie ebenso blitzschnell in die Tat umsetzen zu müssen, durch die gedank- liche Steuerung ungeahnte Möglichkeiten. Es verwundert da- her nicht, daß sich die Phaetonen, deren wissenschaftliche und technische Entwicklung der irdischen weit voraus war, für die- ses, das vollkommenste Prinzip der Raumschifflenkung entschie- den hatten.
       Die auf Bioströmen beruhende Technik war auch auf der Erde bereits bekannt. Deshalb kamen

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