Das Erbe der Phaetonen
ten, wiesen Pfeile auf sie. Neben dem Kreis der Arsena schim- merte matt ein buntes Mosaik, das einen blauen Ring mit einem x-förmigen Kreuz darin darstellte.
Nichts weiter. Wieder deuteten die Phaetonen auf etwas hin, was sie auf der Arsena hinterlassen hatten. Der blaue Ring, das wußte man bereits, mahnte zur Vorsicht.
Vielleicht lagen auch auf der Erde noch irgendwo die Über- reste einer solchen steinernen Figur? Gab es doch auf unserem Planeten nicht wenige Orte, die noch keines Menschen Fuß be- treten hatte.
Die „SSSR-KS 3“ war daraufhin zur Arsena geflogen und hatte die vier Behälter geborgen.
Nun standen sie im Laboratorium der Akademie der Wissen- schaften, einem Spezialgebäude, weitab von bewohnten Orten.
Es galt vorsichtig zu sein – die Phaetonen selbst hatten es verlangt. Niemand wußte, was geschah, wenn die Behälter ge- öffnet würden.
Aber wie sollte man sie öffnen?
Sie besaßen eine ungewöhnliche Form. Es waren facettierte Kugeln, deren zwölf fünfeckige Facetten nicht erkennen ließen, daß sie irgendwo zusammengesetzt waren. Die Behälter schie- nen aus einem einzigen Stück eines unbekannten Metalls zu sein. Die Farbe war schwer zu bestimmen, sie wechselte bei der geringsten Änderung der Lichtverhältnisse. Betrachtete man solch eine Facette aufmerksam, kam es einem so vor, als sei unter einer dünnen Haut eine bodenlose Tiefe verborgen.
Solch ein Behälter hatte einen Durchmesser von einem Meter, wog jedoch über zwei Tonnen. Dabei konnte er keineswegs massiv sein, mußte er doch etwas enthalten.
Die Beförderung dieser Kugeln war gar nicht so einfach ge- wesen. Die Männer hatten sie wie zerbrechliches Porzellan be- handelt. Ins Raumschiff wurden sie mit bloßen Händen ver- laden. Zwei irdische Tonnen wogen auf der Arsena ja nur wenig. Auf der Erde aber wog eine Tonne wirklich eine Tonne. Mit dem Ausleger eines Krans reichte man nicht ins Raumschiff hinein. So mußte ein Loch durch die Wandung gebrochen wer- den. Danach brauchte man sechs Tage, um die Geschenke der Phaetonen vom Kosmodrom zum Laboratorium zu schaffen. Mit einer Geschwindigkeit von zwei Kilometern in der Stunde beförderte man sie einzeln auf Lastkraftwagen. Vor der Ko- lonne fuhr eine mächtige Walze, die den Weg ebnete. Es wurde alles getan, damit kein Stoß den Inhalt der Kugeln erschütterte. Alles ließ sich ersetzen, die Facettenkugeln der Phaetonen aber waren einmalig.
Endlich war es soweit. Im zentralen Saal des Laboratoriums stand auf einer weichen Unterlage eine der Kugeln, die man aufs Geratewohl ausgewählt hatte.
Aber wie kam man an den Inhalt heran? Von welcher Seite? Womöglich ließ sie sich überhaupt nicht öffnen? Vielleicht war sie doch massiv?
Gründlich untersuchten drei Ingenieure, die es unternommen hatten, das Rätsel zu lösen, mit optischen Hilfsmitteln alle zwölf Facetten.
Aber die Facetten waren ganz glatt, nichts war an ihnen zu erkennen. Die Lösung des Rätsels mußte im Innern verborgen sein.
Die Ingenieure übereilten nichts. Grobe Eingriffe mit Schneid- werkzeugen waren hier nicht angebracht. Das konnte nur das letzte Mittel sein. Vorerst galt es, nach einer einfachen und logischen Methode zu suchen, zu überlegen und sich an die Stelle der Phaetonen zu versetzen.
Aber sie fanden die Lösung nicht.
Da sahen sie sich die anderen Kugeln an. Vielleicht gab es bei ihnen Anhaltspunkte. Wieder entdeckte man nichts. Alle vier glichen sich wie ein Ei dem anderen.
Die Ingenieure waren Angehörige des Kosmischen Instituts, das die besten Kräfte zu seinen Mitarbeitern zählte. Alle drei – Wladimir Sergejewitsch Semjonow, Nikolai Alexandrowitsch Gotowzew und Wsewolod Andrejewitsch Mazkewitsch – galten als Männer mit enormem technischem Wissen. Sie kannten sich auf allen Gebieten aus. Sollte es ihren gemeinsamen Anstren- gungen wirklich nicht gelingen, hinter das Konstruktionsprinzip der Phaetonen zu kommen?
Sie stellten sich die Frage, wie sie selbst vorgehen würden, ständen sie vor der Aufgabe, den Inhalt der Behälter über Jahr- zehntausende zu erhalten.
Sie gingen alle erdenklichen Methoden durch, solche Facetten- kugeln hermetisch abzuschließen. Alle! Selbst jene, die die Möglichkeiten der irdischen Technik überstiegen.
Aber sie verwarfen eine nach der anderen. Sie fühlten, daß die Lösung sehr einfach war. Sie lag in der Luft, aber
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