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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Besatzungsmitglieder.
       Am sechsten Tag, dem 15. Juli, stand die Maschine startbereit. Belopolski beauftragte Melnikow und Wtorow mit dem ersten Flug. Sie sollten die Insel aus der Luft fotografieren.
       Balandin und Korzewski hatten während dieser Tage vergeb- lich versucht, Wassertiere zu fangen. Ihre Netze blieben leer. Aber zweifellos gab es im Ozean der Venus schwimmende Lebe- wesen; denn sonst wäre das Verhalten der Aktinien und der anderen Organismen an Land schwerlich zu erklären gewesen. Es blieb nur zu vermuten, daß alle diese Tiere mit der Ebbe auf die hohe See hinausschwammen.
       Aber trotz des erfolglosen Fischfangversuches konnten die Sternfahrer mit den Ergebnissen ihrer Arbeit zufrieden sein. Sie hatten innerhalb von sechs Tagen Entdeckungen gemacht, die alle bisherigen Vorstellungen vom Leben auf diesem Planeten, zumindest was die Ozeane betraf, über den Haufen warfen. Die Korallen, die Schwämme und die vorerst noch rätselhaften „Bänder“ waren keine embryonalen Lebenskeime mehr, sondern voll ausgebildete Organismen mit einer komplizierten Struktur. Und die unbekannten Fische, die ihnen als Nahrung dienten, mußten auf einer noch höheren Stufe der Evolution stehen.
       Die Korallen und Schwämme auf der Venus glichen denen auf der Erde, aber über diesen auf den ersten Blick merkwürdig scheinenden Umstand wunderten sich weder Balandin noch Kor- zewski. Das Wasser im Ozean war gewöhnliches Wasser und unterschied sich nicht von dem Meerwasser der Erde. Auf Pla- neten, die einander nahe waren, mußte das Leben in annähernd gleicher Weise entstehen und konnte bei den niederen Formen sogar miteinander identisch sein. Der sehr schwache Formalin- gehalt in den Gewässern der Venus konnte die Entfaltung des Lebens nicht behindern.
       Das größte Rätsel, für das sich vorläufig keine wissenschaft- liche Erklärung fand, blieben die seltsamen Eigenschaften der grellroten Lianen. Sie gehörten zweifellos zur Pflanzenwelt, er- innerten aber dadurch, daß sie bewußt auf Berührung reagier- ten, an Tiere. Es gelang den Forschern, zwei dieser vermeint- lichen Lianen vom Stamm zu lösen, ohne sie zu zerstückeln, und in einem Behälter mit Spiritus zu verschließen. Die rätselhaften Pflanzentiere sollten auf der Erde gründlich studiert werden.
       Selbstverständlich beschäftigte auch das geheimnisvolle Lineal nach wie vor die Gedanken der Expeditionsmitglieder und ver- ursachte hitzige Streitgespräche. Daß es künstlich entstanden war, konnte nicht bezweifelt werden. Folglich gab es entweder vernunftige Lebewesen auf der Venus, oder solche Wesen hat- ten vor der Landung von „SSSR-KS 3“ die Venus besucht. Die letztere Vermutung wurde von Melnikow und Korzewski unter- stutzt. Professor Balandin dagegen behauptete, das Lineal sei von Bewohnern der Venus hergestellt und verloren worden.
       „Wir werden ihnen auf dem Kontinent sicher begegnen“, sagte er.
       Belopolski äußerte seine Zweifel nicht, und daher erfuhr nie- mand seine Gedanken.
       Überall versuchten die Astronauten Spuren vernünftiger Lebe- wesen zu entdecken, aber sie fanden nichts. Anscheinend war die Insel nie bewohnt gewesen. Wenigstens nicht in der Gegend, in der das Schiff lag. Alle, die den Gedanken verfochten, daß die Venus bewohnt sei, setzten große Hoffnung auf die vor bereitete Luftaufklärung. Vielleicht würde es vom Flugzeug aus gelingen, Spuren vernunftgelenkten Schaffens zu entdecken, die sich auch über die letzte Überflutung der Insel durch den Ozean hinweg erhalten hatten. Das Lineal konnte nicht vom Himmel gefallen sein, jemand mußte es hergestellt und verloren haben, mochte das auch schon ein Jahr zurückliegen – es war geschehen und bezeugte unwiderleglich das Wirken von Vernunft.
       „Auf der Insel kann es keine Bauwerke geben“, widersprach ihnen Korzewski, „und zwar deshalb nicht, weil sie zu bestimm- ten Zeiten regelmäßig im Wasser versinkt. Allem Anschein nach ist die Venus für die Herausbildung vernünftigen Lebens un- geeignet. Für mich steht jedenfalls fest, daß dieser Planet keine vernunftbegabten Bewohner besitzt. Das Lineal haben Kosmo- nauten verloren.“
       „Dann müßten wir Spuren von der Landung eines Raum- schiffes finden.“
       „Es kann weit von hier gelandet sein.“
       „Und wie ist dann das Lineal in die Bucht geraten?“
       „Die Wellen der Flut und der Wind haben es hierher- getrieben.“
       „Wenn

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