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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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wahnsinnigem Tempo gearbeitet. Alle wußten genau, daß Melnikow, wenn er sehr weit abseits geflogen war, die Insel ohne Funkverbindung auf dem unendlichen Ozean nicht würde finden können. Eine Funkverbindung war immer noch nicht zustande gekommen.
       Sie fürchteten sich vor dem Gedanken, daß alles aus sei und ihre beiden Kameraden längst den Tod gefunden hätten. Die fehlende Funkverbindung erklärten sie sich mit Gewitterfronten.
       Die letzte Meldung vom Flugzeug hatte besagt, daß es Kurs Süd einschlage. Also würde man in dieser Richtung suchen müs- sen. Vorher aber mußte erst die Montage abgeschlossen, ein günstiger Moment abgewartet und dann endlich gestartet wer- den. Und wohin?
       Nach Süden! sagten sich die Männer im stillen und unter- drückten den Gedanken, daß „Süden“ ein äußerst ungenauer Begriff sei Würden sie die kleine Maschine finden, wo man keine tausend Meter weit sehen konnte und dauernd manövrie- ren mußte, um dem Platzregen auszuweichen – es wäre ein reiner Zufall. Aber ihnen blieb nichts als die Hoffnung auf einen solchen Zufall. Solange nicht die verhängnisvollen vier- undzwanzig Stunden abgelaufen waren, würde keiner den Ver- such aufgeben, die Genossen zu retten.
       Nach fünf Stunden Arbeit war die eine Tragfläche bereits montiert. Falls keine Gewitter dazwischenkamen, würde die Maschine zwei Stunden eher startklar sein.
       Zwei Stunden! Unter solchen Umständen war dies sehr viel!

   Die Natur der Venus erbarmte sich anscheinend ihrer Gäste. Die Arbeit verlief ohne Unterbrechungen. Die Gewitter um- gingen die Insel.
       Belopolski und Toporkow lösten sich am Mikrofon ab, riefen unaufhörlich Melnikow und lauschten gespannt auf Antwort. Aber die Stille im Äther wurde nur durch nahe oder ferne Ge- witterstörungen unterbrochen.
       „Wenn Gewitter die Funkverbindung behindern“, sagte To- porkow, „können sie doch keine lückenlose Front bilden. Zu- mindest zeitweise müßten Schneisen aufbrechen.“
       Belopolskis Miene verdüsterte sich. Immer häufiger kam ihm der Gedanke, Melnikow und Wtorow seien verunglückt. Er wußte, daß die Männer draußen ihre Kräfte für eine nahezu aussichtslose Aktion einsetzten, konnte sich aber nicht entschlie- ßen, den Befehl zur Einstellung der Arbeit zu erteilen. Theore- tisch konnten Melnikow und Wtorow noch sechzehn Stunden leben. Niemand sollte sagen dürfen, daß sie vom Schiff ihre Pflicht nicht bis zum letzten erfüllt hätten.
       Wo sind der Kraft eines Menschen Grenzen gezogen, wenn er einen Freund zu retten sucht? Wo liegt die Grenze seiner Leistungsfähigkeit, seines Willens und seiner Ausdauer? Zum Umfallen müde, montierten die sieben Männer am Flugzeug die zweite Tragfläche. Die Hände wollten das Werkzeug nicht mehr halten, die Augen konnten die Einzelteile kaum noch unter- scheiden, aber die schweren Metallstücke gelangten dennoch gleichsam von selbst an Ort und Stelle.
       Nach neun Stunden und zwanzig Minuten meldete Balandin mit bis zur Unkenntlichkeit heiserer Stimme, die Maschine stehe zum Start bereit.
       „Lassen Sie mich und Saizew fliegen!“
       „Auf keinen Fall!“ entgegnete Belopolski. „Schieben Sie das Flugzeug ins Wasser. Toporkow wird fliegen. Außer Knjasew und Romanow haben alle an Bord zurückzukehren.“
       Er schaltete die Sprechanlage aus, ohne auf die Einwände des Professors zu hören.
       „Igor Dmitrijewitsch, starten Sie! Kein anderer ist zur Zeit in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. Sie kommen als ein- ziger in Frage. Ich habe in Boris Nikolajewitschs Abwesenheit nicht das Recht, das Schiff zu verlassen.“
       „Ich werde alles tun, was ich kann“, antwortete der Ingenieur und verließ die Kabine.
       Belopolski blieb allein. Er wußte, daß Toporkow nicht war- ten würde, bis die anderen an Bord zurückgekehrt waren, son- dern sofort zum Flugzeug gehen würde. Der Kommandant war sich der ungeheuren Verantwortung bewußt, die er auf sich lud, indem er das Raumschiff von jeglicher Besatzung entblößte. Auf einem fremden Planeten kann alles mögliche geschehen. Doch er brachte es nicht fertig, anders zu handeln.
       Wäre es nicht um Melnikow gegangen, hätte Konstantin Jewgenjewitsch vielleicht Besonnenheit gewahrt. Keiner außer Kamow wußte, wie sehr sich der wortkarge, rauhbeinige Wis- senschaftler mit seinem jungen Freund verbunden fühlte. Mel- nikow stand Belopolski nahe wie ein

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