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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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verbreitet. Die Burgherren der gesamten Grafschaft und sogar Ritter aus dem Gebiet von Kronach und Bamberg waren – teils gemeinsam mit ihren Damen – angereist, um dem Schauspiel beizuwohnen.
    Conrad und sein Vater Laurent von Neuenwalde lächelten Gerlin ermutigend zu. Als die Gruppen der Kämpfer einander erreichten, trat ein Herold zwischen sie.
    »Ich verkünde und eröffne hiermit den Zweikampf zwischen Roland von Ornemünde zu Lauenstein und Florís de Trillon zu Loches. Herr Florís stellt sich dem von Herrn Roland erbetenen Gottesurteil: Er kämpft anstelle seines …«, der Herold machte eine bedeutungsschwere Pause, »… seines Pflegesohnes Dietmar von Ornemünde.«
    Aus den Reihen der Zuschauer und Dietmars Ritter drangen Protestlaute. Dietmar selbst wollte vorstürmen, aber Rüdiger und Gerlin ließen ihre Pferde wie verabredet vortreten und schnitten seinem Hengst den Weg ab.
    Stattdessen schob sich Conrad von Neuenfelde zwischen die Kämpfer. »Hier wurde offensichtlich etwas falsch verstanden. Ich verkünde hiermit den Zweikampf zwischen Roland von Ornemünde zu Lauenstein und Florís de Trillon zu Loches. Herausforderer ist Herr Florís. Er fordert Genugtuung für mehrfache Beleidigung seiner Gattin. Herr Dietmar wird sich mit dem beschäftigen, was anschließend von Herrn Roland übrig bleibt.«
    Die beiden Herolde standen sich zornglühend gegenüber, vor ihnen Florís, der die Lanze noch nicht eingelegt hatte. Anscheinend wollte er das Wortgefecht abwarten. Aber Roland von Ornemünde schien es jetzt zu reichen. Oder war dieser Ablauf geplant?
    »Wer gegen wen auch immer und warum. Jetzt kämpf und stirb, du aquitanischer Hund!«
    Er brüllte Florís die Worte entgegen und stürmte mit eingelegter Lanze gegen ihn an. Die beiden Herolde hatten kaum Zeit, den Kampfplatz zu räumen. Und Florís blieb keine andere Wahl als Flucht, er brauchte Zeit, seine Waffen zu ordnen. Zum Glück ließ sich sein Schimmel leicht auf der Hinterhand wenden, als er die Lanze schließlich in Kampfposition gelegt hatte. Natürlich reichte das nur gerade so, um Rolands Angriff abzuwehren, an Schwung für eine eigene Attacke war nicht zu denken. Florís musste einen harten Treffer in die Seite hinnehmen. Er schwankte leicht im Sattel, fiel aber nicht vom Pferd. So blieb ihm immerhin die Chance auf einen zweiten Tjost. Beide Ritter wendeten und stürmten erneut aufeinander zu, diesmal beide mit großer Geschwindigkeit und voller Kraft. Roland visierte erneut Florís’ Seite an – und Florís legte alle Kraft und Geschicklichkeit in den Versuch, die Lanze wie einen Hebel zwischen Pferd und Reiter zu platzieren und den Gegner damit aus dem Sattel zu bringen. Beide Stöße trafen – aber Florís fiel weitaus härter als Roland. Er brauchte auch länger, um wieder auf die Beine zu kommen und hielt sich dabei gekrümmt. Rolands Treffer hatte ihn zwar nicht schwer verletzt, aber angeschlagen.
    Roland dagegen war geschickt gefallen und richtete sich so rasch wieder auf, wie es ein Ritter in voller Rüstung eben schaffte. Dann griff er Florís, der leicht schwankte, mit dem Schwert an. Es folgte ein erbitterter Kampf. Roland war bei den ersten Schlägen im Vorteil, aber dann fing sich Florís und parierte nicht minder kräftig. Der Kampf war offensichtlich ausgeglichen, und er zog sich hin. Sehr viel länger als in jedem Turnier, dem Gerlin jemals beigewohnt hatte, schlugen die Kämpfer erbittert aufeinander ein. Dabei stieg die Sonne immer höher – unter den Rüstungen musste inzwischen eine nahezu unerträgliche Hitze herrschen, aber die Bewegungen der Streiter wurden kaum langsamer. Irgendwann würde ihre Konzentration jedoch nachlassen.
    Gerlin hoffte, dass Florís sich länger hielt als Roland. Der musste schließlich unter der monatelangen Belagerung gelitten haben – er war zweifellos schlechter ernährt und weniger gut trainiert. Die Belagerer ritten täglich und übten sich im Kampfspiel. Innerhalb der Burg war das nur begrenzt möglich. Allerdings hatte niemand mit Rolands Trickreichtum gerechnet. Gerlin und Rüdiger, die gebannt den Schlagabtausch zwischen den Männern verfolgten, sahen viel zu spät, dass Roland seinen Gegner auf einen kleinen Felsen zutrieb, der hier aus dem Gras der Ebene ragte.
    »Vorsicht, Florís, der Boden!«
    Hansi schrie schließlich eine Warnung, aber Florís reagierte nur verzögert – und obendrein falsch, indem er zu Hansi blickte statt auf seine Beine. Sein Aufblicken gab Roland

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