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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Glaubens bist?«, wandte er sich an den Priester.
    Der kleine Mann nickte eifrig. »Aber ja, Herr, der Bischof kennt mich, er hat mich ja selbst hierhergesandt. Und seht …«
    Er rannte ächzend in die Kirche und schleppte ein schweres Buch heraus – die Bibel, und offenbar der ganze Schatz dieser kleinen Gemeinde. Der Pfarrer schlug sie auf und begann, aus der Genesis vorzulesen. Die Dorfbewohner fielen derweil auf die Knie und versuchten sich in einem gemeinsamen Ave-Maria.
    Montfort schien Latein zu verstehen. Und natürlich wiesen den Priester nicht nur sein Bauch, sondern auch seine Mönchskutte als Katholiken aus.
    »Na schön …« Montforts Lippen waren schmal wie ein Strich, und die Augen in seinem bleichen Gesicht sprühten Funken. Aber er kam um eine Entschuldigung nicht herum. »Wie es aussieht, meine Herren, habt Ihr meine Männer hier vor einer unglückseligen Fehleinschätzung bewahrt. Gott hätte die Seinen zwar zweifellos erkannt – der himmlischen Gerechtigkeit kann niemand entkommen –, aber zu der irdischen habt Ihr beigetragen. Bitte macht mir die Freude, uns zu unserem Feldlager zu begleiten, wir sind auf dem Weg nach Toulouse, die Stadt muss zurückerobert werden. Vielleicht möchtet Ihr Euch uns überhaupt anschließen? Das Heer des Papstes braucht furchtlose, gerechte Streiter!«
    »Die fehlen hier ganz sicher«, murmelte Rüdiger, als die Ritter sich schließlich tatsächlich dem Heerführer, seiner Eskorte und den geschlagenen fünfzehn Edelknechten anschlossen, von denen vier sich kaum noch auf den Pferden hielten. »Aber ich habe da keinerlei Ambitionen. Was für ein kaltschnäuziger Kerl, dieser Montfort! Seine Mordburschen haben vier Bauern auf dem Gewissen – und wer weiß wie viele Mädchen noch missbraucht und tot hinter den Häusern liegen. Aber nicht das geringste Angebot, den Leuten Wergeld zu zahlen oder sich auch nur zu entschuldigen. Kein Wunder, dass das Volk nicht hinter ihm steht.«
    »Und dieser Auftritt eben …« Hansi grinste. »Das war doch kein Zufall, dass der gerade mit ein paar Rittern vorbeikam, um die Saubären zur Räson zu bringen. Der hat denen schön Zeit gegeben, die Bauern zu massakrieren, sich an den Weibern schadlos zu halten – nur die Beute, die wollte er einstreichen! Und wenn sich später doch rausgestellt hätte, dass es keine Ketzer waren … na ja, die Schuld lag nicht bei ihm …«
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Dietmar. »Wir begleiten die nicht wirklich nach Toulouse, oder?«
    Rüdiger schüttelte den Kopf. »Es sei denn, du wolltest deine Liebste belagern. Könnte sein, dass sie das nicht sehr freundlich aufnimmt. Und Montfort wird vor den Toren von Toulouse nicht die Laute spielen.«
    »Aber wir essen uns heute noch satt bei den Kerlen«, meinte der immer zweckmäßig denkende Hansi. »Auch wenn da wohl weniger Ochsen am Spieß braten werden als geplant. Die haben sich doch schon auf das Vieh der armen Bauern gefreut.«
    »Mir reicht auch Brot und Käse, wenn ich dafür die Ritter etwas aushorchen kann«, fügte Rüdiger hinzu. »Und vor allem schlafen wir da ungefährdet. Wir haben Montfort verärgert, Freunde – das nimmt er hin, solange er noch hofft, dass er damit vielleicht drei Lanzenreiter gewinnt. Aber wenn wir uns gleich absetzen … Die Nacht ist dunkel.«
    Die Verpflegung im Lager der Kreuzritter war nicht schlecht. Zwar gab es keine Ochsen, aber der Eintopf, der in großen Kesseln kochte, enthielt ausreichend Fleisch, dazu gab es Brot und Brei aus Getreide. Alle Kämpfer wirkten gut genährt und stark – allerdings waren nur wenige Ritter unter ihnen. Den Großteil der Armee stellten Edelknechte und Fußvolk.
    »Imponierend, dass Montfort damit so viele Schlachten gewonnen hat«, sagte Dietmar.
    Rüdiger, Hansi und er hatten sich ausgiebig gestärkt und tranken nun Wein mit den Männern aus der Eskorte Montforts. Die vier hatten die Neuankömmlinge eingeladen, ihre Zelte neben den ihren aufzustellen. Hier trank die Elite des Heeres, bestehend aus Männern, die ihre Schwertleite gefeiert hatten. Auch sie waren jedoch größtenteils keine Erben, sondern jüngere Söhne großer Familien. Eine Ausnahme bildete ein blonder Hüne namens Mathieu de Merenge. Er war nicht nur der Erbe eines Gutes bei Béziers, sondern auch der einzige Okzitanier unter den Männern. Die anderen drei stammten aus den nördlicheren Teilen Frankreichs oder auch aus anderen Ländern.
    Rüdiger merkte schnell, dass sich Mathieu auch noch in

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