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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Geneviève sich widerwillig in Bewegung gesetzt hatte, kam die Maurin an den Tisch der Mädchen.
    »Der Graf hätte nichts dagegen, wenn Ihr Euch zu Flambert gesellen würdet«, bestellte sie Sophia. »Er könnte Euch vielleicht trösten in Eurem großen Schmerz, meint er. Die Mädchen beaufsichtige ich solange. Da oben am Ehrentisch reden sie heute sowieso nur über die gestrige Schlacht. Dabei wär’s besser, sie würden sich für künftige wappnen.«
    Flambert erschien etwas später, ging dann aber gleich auf Sophia zu. »Meine Herrin, darf ich neben Euch Platz nehmen? Denkt Euch, der Graf selbst ermutigte mich, mit Euch die Tafel zu teilen. Nicht, dass ich eine Ermutigung bräuchte, schmeckt mir doch jede Speise fahl, wenn ich sie fern von Euch genieße, während mir selbst trockenes Brot wie Ambrosia scheint, wenn nur Eure Finger es gebrochen haben.«
    Der Ritter lächelte Sophia zu, die bereitwillig für ihn Platz machte. Sie versuchte, eine Konversation in Gang zu bringen, während der Mundschenk Wein reichte und die ersten Platten mit Essen hereingetragen wurden. Aber dann trat eine Gruppe Ritter ein, deren Anblick Flambert ablenkte.
    Er winkte den Männern erfreut zu – und Sophia sah, wie einer von ihnen erstarrte. Ein blonder Ritter, groß, muskulös, aber eher schlaksig als kräftig. Eine dunkelrote Tunika, die in seinen Satteltaschen wohl etwas zerdrückt worden war, blaue Beinlinge und Lederstiefel, schmale, aber starke Hände, die nicht in Handschuhen steckten. Und überwältigend blaue Augen, ein Lächeln, das sich für ewig in Sophias Herz eingebrannt hatte …
    Sophia erhob sich. »Ihr?«, fragte sie tonlos.
    Dietmar machte ein paar Schritte auf sie zu, dann standen sie einander gegenüber. Dietmars Augen strahlten, während aus Sophias Gesicht jede Farbe schwand.
    »Meine Herrin Sophia … darf ich vorstellen … diesem Herrn verdanke ich mein Leben! In der gestrigen Schlacht …«
    Sophia hörte nicht, was Flambert sprach. Sie sah Dietmar nur an, blickte endlich wieder in sein schmales, sensibles, nun sehr viel männlicher wirkendes Gesicht. Ihr junger Geliebter war zweifellos erwachsen geworden, aber seine Lippen waren noch die gleichen. Voll, weich und geschnitten, als stünde stets ein Lächeln in seinem Gesicht. Sie erinnerte sich daran, dass er Grübchen hatte, wenn er wirklich lächelte. Er war nicht so schön wie Flambert, nicht klassisch schön wie ein Gott. Dietmar wirkte eher jungenhaft, eifrig, bemüht … aber er war sanft und freundlich gewesen, er …
    »Sophia …«, sagte Dietmar.
    Sophia wusste nicht, was sie erwidern sollte.
    »Ihr kennt Euch?«, fragte Flambert erstaunt. »Dann habt Ihr mir etwas voraus, meine Herrin. Ich kenne den Herrn nur beim Vornamen. Herr Dietmar, nicht wahr? Aus Franken. Natürlich, Ihr mögt Euch aus Eurer Heimat kennen.« Flambert sah die beiden freundlich fragend an.
    Sophia holte tief Luft. Dann schluckte sie. »Sein Name ist Dietmar von Ornemünde zu Lauenstein«, sagte sie. »Und er hat meinen Vater getötet.«

Kapitel 5
    R üdiger war freudig überrascht, als Geneviève den Platz zu seiner Linken am Ehrentisch des Grafen einnahm. Zunächst glaubte er, der Graf habe dies um seinetwillen arrangiert – schließlich waren Raymond und die junge Frau bei ihrer letzten Begegnung nicht gerade als Freunde geschieden. Aber andererseits konnte der Graf kaum wissen, dass Rüdigers Gedanken seitdem intensiver um die schwarzhaarige Schönheit kreisten als je zuvor um eine andere Frau. Und als das Mahl erst serviert war, erkannte Rüdiger auch schnell, dass Raymond offensichtlich vorhatte, selbst den Teller mit dem Mädchen zu teilen. Die Schöne nahm allerdings nichts von den erlesenen Fleisch- und Geflügelstücken, die der Graf ihr zuschob, und beteiligte sich auch nicht an der Unterhaltung, sondern blickte nur mürrisch vor sich hin. Nun mochte es sie auch nur begrenzt interessieren, wie genau die Schlacht gegen Guy de Montfort verlaufen war. Rüdiger bot ihr jetzt Wein an und beschloss, es mit einem anderen Gesprächsthema zu versuchen. Doch Geneviève lehnte den Wein ebenso ab wie die Leckereien, mit denen Raymond versuchte, sie zu verwöhnen.
    Rüdiger lächelte ihr zu. »Ihr mögt keinen Wein?«, fragte er freundlich. »Kann ich Euch Bier oder Most bringen lassen?«
    Geneviève schüttelte gereizt den Kopf. »Ich weiß nicht, wie oft ich es noch sagen soll«, bemerkte sie bitter. »Ich trinke das alles nicht. Ich bin eine Initiierte …«
    Rüdiger

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