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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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runzelte die Stirn. »Eine Eingeweihte also. Aber worin hat man Euch eingeweiht? In die Gefahren des übermäßigen Weingenusses? Das ist doch eigentlich kein Geheimnis. Mit ein wenig Mäßigkeit …«
    Geneviève schaute ihn wütend an. Als sie jedoch nur Fragen und keinen Anflug von bösartigem Spott in seinen Augen sah, beruhigte sie sich.
    »Die Initiation steht vor dem Consolamentum«, klärte sie den Ritter auf. »Man lebt ein Jahr lang wie ein Parfait, um zu sehen, ob man es schafft, die Gebote zu halten. Erst dann verpflichtet man sich auf Lebenszeit. Ihr seid hier, um für uns zu kämpfen, Herr Ritter. Aber Ihr wisst überhaupt nichts über die Bonhommes?«
    Rüdiger lachte. »Herrin, wenn jeder Ritter, der sich irgendwo verdingt, alles über die Sache wissen müsste, für die er da kämpft, gäbe es wahrscheinlich weniger Kriege. Erst recht, wenn er auch noch daran glauben müsste. Ich weiß, das widerspricht ein wenig unserem Eid, aber ein Fahrender Ritter hat da wenig Entscheidungsfreiheit. Es mag paradox sein, er kämpft jedoch, um zu leben. Umso glücklicher kann er sich schätzen, wenn damit einmal der Kampf für ein so vollkommenes Geschöpf wie Euch verbunden ist.«
    »Ich bin nicht vollkommen«, wehrte sich Geneviève.
    Rüdiger suchte ihren Blick. »Für mich seid Ihr es! Und da braucht ihr gar kein Con … oder was nicht alles abzulegen …Was ist das überhaupt?«
    Rüdiger hörte nicht, dass der Graf an Genevièves anderer Seite aufseufzte. Er wusste nur, dass er endlich ein Thema gefunden hatte, über das Geneviève reden wollte. Sie hörte gar nicht mehr auf zu erzählen. Fasziniert lauschte der Ritter ihrem Vortrag über die Religion der Bonhommes, über das Leben der Parfaits – und den Tod, der sie erwarten mochte. Er ließ ihre klare, melodische Stimme auf sich wirken und nahm die Inhalte der Rede kaum wahr. Erst das, was sie über den Tod sagte, rüttelte ihn wach.
    »Ihr gedenkt, in völliger Askese zu leben – kargeste Kost, kein Wein … keine Liebe … und am Ende stürzt Ihr Euch in die Feuer Eurer Feinde? Und das soll Eure Seele reinigen? Wobei es übrigens genau das Gleiche ist, was Eure Feinde behaupten, nicht wahr? Die verbrennen Ketzer doch mit der Begründung, ihre Seele dadurch zu läutern. Wenn Ihr über diese Dinge eigentlich einer Meinung seid – warum kämpft Ihr dann zuerst?«
    Rüdiger stellte diese Frage spontan, er merkte nicht, dass er den Rest der Tischgesellschaft damit erheiterte. Erschrocken sah er sich um, als der Graf und die anderen Ehrengäste in Gelächter ausbrachen. Geneviève, die vorher mit vor Eifer und Mitteilungsfreude leuchtenden Augen referiert hatte, verschloss sich sofort wieder.
    »Wenn Ihr mich nur verspotten wollt, Herr Ritter …«
    Rüdiger biss sich auf die Lippen. »Das wollte ich nicht, Herrin. Nichts läge mir ferner, als Euch zu verletzen. Im Gegenteil, seit ich Euch zum ersten Mal sah, regt sich in mir nur der Wunsch, Euch vor jeder Verletzung zu bewahren. Vielleicht auch vor solchen, die Ihr Euch selbst zufügt … Bitte verzeiht mir, Herrin, wenn ich dabei die falschen Fragen stelle.«
    Er griff spontan nach Genevièves Hand, die sie eben auf den Tisch hatte sinken lassen, nachdem sie vorher eifrig gestikulierte. Wenn Geneviève predigte, so tat sie das mit leuchtenden Augen und sprechenden Händen. Rüdiger freute sich daran – wenn er ihre Leidenschaft nur auf etwas anderes lenken könnte als die Hingabe an ihren seltsamen Gott.
    »Sophia …«
    Dietmar fand sich plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit – zumindest an diesem Tisch, seitlich der erhöhten Tafel des Grafen, an dem die Mädchen und etliche junge Ritter Platz genommen hatten. Er hob wie abwehrend die Hände, unsicher und erschrocken ob Sophias kalter Stimme.
    »Sophia, so war es doch gar nicht. Wenn Ihr mich erklären ließet … seht, ich trage immer noch Euer Zeichen …« Er suchte ungeschickt in seiner Kleidung nach ihrem Band.
    Sophias Blick wurde ungläubig und anklagend. »Ihr habt mein Zeichen über dem Herzen getragen, während Ihr mit meinem Vater gefochten und ihn getötet habt?«
    »Ja … nein … Sophia, ich …« Dietmar antwortete rasch, verhaspelte sich – und brach ab, als er die Trauer in ihrem Gesicht und die Tränen in ihren wunderschönen Augen sah. Er wollte zu ihr gehen, sie in die Arme nehmen, sie trösten.
    »Ich will es zurück!«, sagte Sophia. Ihre Stimme klang heiser, und ein erster Schluchzer schwang darin mit, aber sie hielt

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