Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
Schlagkraft angeht, verfügt sie wohl wirklich über Zauberkräfte.«
    Bis zur Mittagszeit schlugen sich noch um die zwanzig weitere junge Ritter. Rüdiger verfolgte das Geschehen mit Interesse, ihm ging es um die Kampfkraft späterer Gegner. Dietmar dagegen hatte den Baldachin des Königs nicht aus den Augen gelassen in der Hoffnung auf einen Hinweis darauf, dass einer der Herren mit dem Zeichen des Mädchens aus Toulouse in die Schranken ritt. Das geschah jedoch nicht. Schließlich sah Rüdiger, wie Dietmar zu den Zelten ging, in denen zur Mittagsstunde Erfrischungen angeboten wurden, denn seine Herzensdame war im Gefolge des Königs dorthin verschwunden. Als er nach einer Weile, scheinbar erfolglos, zurückkam, schlenderte er in Richtung Pferdemarkt, der gleich nebenan stattfand.
    Rüdiger und Hansi traten an einen der Stände, um einen Humpen Bier zu trinken. Am Ausschank trafen sie Abram von Kronach.
    »Der verehrte Herr Abu Hamed von Moxacar!«, grüßte Rüdiger mit einer Verbeugung. »Wie ist es, edler Heide, werdet Ihr hier mit Eurem Krummschwert in die Schranken reiten? Furcht und Schrecken würdet Ihr verbreiten unter den christlichen Rittern!«
    Es war Neckerei, aber nicht als Schmähung gemeint – Rüdiger hatte gemeinsam mit Abram gekämpft, er wusste, dass der Jude sein Schwert beherrschte. Abram ging allerdings nicht darauf ein, sondern wirkte eher alarmiert.
    »Lass jetzt mal den Unsinn, Rüdiger«, meinte er unwillig. »Dem Ew … äh … Allah sei Dank, dass ich dich endlich gefunden habe! Wo hast du den jungen Lauensteiner?«
    Rüdiger zuckte die Schultern. »Dietmar wandert auf Freiers Füßen«, lächelte er. »Was liegt so Dringendes an, Abu?«
    »Der andere Lauensteiner«, meinte Abram. »Dieser Roland von Ornemünde soll hier sein. Und nicht nur das, er will kämpfen. Heute Nachmittag wird er das erste Mal in die Schranken reiten, und die Kampfkraft seines Gegners ist nicht der Rede wert, sagen die Herolde. Er wird also in die nächste Runde kommen. Und Dietmar und du, ihr seid auch weiter, oder?«
    Rüdiger nickte besorgt. »Ich habe so etwas befürchtet. Und wir haben Dietmar vorbereitet, keine Angst. Er wird es nicht zum Eklat kommen lassen …«
    »Aber er wird auch nicht gerade die Lanze vor ihm sinken lassen, falls die beiden gegeneinander kämpfen müssen!«
    Rüdiger rieb sich die Stirn. »Natürlich nicht. Zumal nicht vor dem jungen Mädchen … Aber dazu darf es nicht kommen! Ich spreche mit dem Bischof, den Herolden, da lässt sich ja immer etwas machen …«
    Abram nickte. »Solange noch fünfzig Ritter im Wettkampf stehen, ist das sicher nicht schwierig. Aber wenn er in die dritte Runde kommt oder die vierte … Und du solltest ihn auch sonst nicht allein hier herumlaufen lassen. Nach dem, was ich über ihn gehört habe, ist dieser Roland zu allem fähig.« Abram selbst kannte Roland nicht, aber schon die Auseinandersetzung mit einem seiner Ritter, der weiland versucht hatte, Dietmar zu entführen, hatte ihm gereicht. »Also, wo ist der junge Mann?«
    Rüdiger nahm bedauernd einen letzten Schluck von seinem Bier, dann stellte er den Humpen ab. »In der Nähe des Königszeltes auf dem Pferdemarkt«, meinte er. »Auf den Spuren der Comtesse von Toulouse …«
    Abram runzelte die Stirn. »Der Comtesse von Toulouse? Rüdiger, der Graf von Toulouse ist nicht in Begleitung seiner Tochter hier …«
    Miriam hatte sich des jungen Mädchens angenommen, das der Graf von Toulouse an diesem Morgen mit unter den Baldachin des Königs gebracht hatte. Zunächst war sie etwas besorgt gewesen. Ein so hübsches Kind in Begleitung des Grafen konnte Schwierigkeiten bedeuten. Aber immerhin war die Mutter ja auch dabei, und nach dem, was der noch etwas verkaterte Graf vor sich hin murmelte, waren es wohl Frau und Tochter eines alten Waffengefährten. Miriam gefiel die ältere der Damen nicht. Sie grüßte die Maurin kaum, geschweige denn, dass sie sich ihr vorstellte.
    Und dann fehlte es ihr auch an der gebührenden Zurückhaltung gegenüber dem Herrscherpaar. Die Frau versuchte, sich bei der Königin einzuschmeicheln, und hatte sich dazu offenbar Mut antrinken müssen. Sie roch bereits am frühen Morgen nach Wein. Miriam, bemüht, ihren Herrn keinen allzu schlechten Eindruck machen zu lassen, kam aus dem Lächeln und artigen Reden gar nicht mehr heraus, um die anderen Edeldamen zu beschäftigen und die Frau in des Grafen Anhang möglichst ruhig zu halten. Sehr schwer fiel ihr das nicht. Tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher