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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Rastversammlung jedoch bekannt zu sein, denn er wartete geduldig, bis der Vorsitzende das Wort an ihn richtete.
    Als sich zeigte, dass der Fremde nicht von sich aus zu sprechen gedachte, erhob sich Gaynor und sagte: »Da Ihr wohl der Meinung seid, einen guten Grund zu haben, mitten in der Nacht hier zu erscheinen und den Ablauf der Versammlung zu stören, solltet Ihr zumindest den Umhang abnehmen und Euch zu erkennen geben.«
    »Gute Gründe habe ich wohl«, erwiderte der Fremde und löste den Umhang von den Schultern.
    »Gathorion!« Ungeachtet aller Vorschriften sprang Inahwen auf und eilte ihrem Bruder entgegen, der sie liebevoll in die Arme schloss. Wieder erhob sich ein Raunen, doch diesmal war es weniger von Ärger als von Überraschung geprägt. Keiner der Anwesenden hatte damit gerechnet, den Sohn des ermordeten Elbenherrschers an diesem Ort zu sehen. Seit mehr als zwei Wintern hatte er am Pass des Pandarasgebirges Seite an Seite mit seinem Vater gegen die Uzoma gekämpft und Sanforan seit vielen Silbermonden nicht mehr aufgesucht.
    »Hochgeschätzter Rat von Nymath, ehrwürdiger Vorsitzender«, hob Gathorion an und durchquerte an der Seite seiner Schwester Inahwen den Raum, bis er vor den Mitgliedern des Hohen Rates stand. »Die jüngsten Ereignisse zwingen uns zur Eile. Ich bin den ganzen Tag ohne Rast geritten und erbitte nun von Euch die Erlaubnis, vor der Versammlung sprechen zu dürfen.«
    »Es sei Euch gewährt.« Gaynor nickte. »Doch zuvor möchte ich nicht versäumen, Euch unser tiefes Mitgefühl auszudrücken. Wie Inahwen habt auch Ihr den schmerzlichen Verlust Eures Vaters zu beklagen. Einen Verlust, der weit über das hinausgeht, was der Tod des edlen Merdiths für unser Land bedeutet. Wir alle«, er wies in die Runde, »trauern mit Euch, Prinz Gathorion, und fühlen uns geehrt, dass Ihr dennoch den langen Ritt auf Euch genommen habt, um vor dem Hohen Rat zu sprechen.« Gaynor wusste, dass Gathorion die Anrede Prinz nicht behagte, doch in der aufgeheizten Stimmung war ihm daran gelegen, die hohe Stellung des jungen Elben zu bekräftigen, und so wählte er den Titel mit Absicht.
    Gathorion schien das zu spüren. Er widersprach nicht, sondern schenkte seiner Schwester ein warmes Lächeln, als sich diese aus seinen Armen löste und an ihren Platz zurückkehrte. Der junge Elb war einen halben Kopf größer als die anmutige Inahwen. Sein Haar hatte die gleiche helle Farbe wie das ihre. Das edle, fein geschnittene Gesicht mit den hohen Wangenknochen hingegen trug unverkennbar die Züge seines Vaters.
    Unter dem Umhang trug er bequeme Jagd- und Reitkleidung aus weichem hellem Leder. Die langen Haare hatte er für den scharfen Ritt mit einem dünnen geflochtenen Band im Nacken zusammengebunden.
    »Ich bin gekommen, um dem Hohen Rat Bericht zu erstatten über die Umstände, die zum tragischen Tod meines – unseres – Vaters führten«, begann er mit gedämpfter Stimme. »Ich weiß, dass Euch diese Nachricht bereits durch einen Falken übermittelt wurde, aber ich halte es für meine Pflicht, Euch die veränderte Lage am Pass aus meiner Sicht zu schildern.« Gathorion hielt inne und sah sich um. Der Blick aus den hellblauen Augen huschte flüchtig über die Gesichter der Versammelten, dann wandte er sich an die Händler und die einflussreichen Bürger der Stadt. »Dem Wortwechsel nach zu urteilen, den ich bei meiner Ankunft mit anhörte, bereitet man sich hier gedanklich bereits auf eine Evakuierung Sanforans vor. Doch ist das wirklich die Lösung? Mein Vater hat den Uzoma fünf lange Winter die Stirn geboten. Er tat dies in der Überzeugung, Nymath auch für kommende Generationen zu erhalten. Eine Flucht und damit die Aufgabe des Landes waren für ihn stets undenkbar. Wollt Ihr die vielen tausend Krieger, die ihr Leben in diesem Kampf gelassen haben, wirklich verhöhnen, indem Ihr Euch davonmacht, kaum dass der erste herbe Rückschlag erfolgt ist?«
    »Man sollte rechtzeitig erkennen, wann es besser ist, eine Schlacht verloren zu geben«, wandte einer der Anwesenden ein. »Nur so kann man unnötiges Blutvergießen verhindern.«
    »Die Schlacht ist nicht verloren!«, rief Gathorion aufgebracht. »Mein Vater und mit ihm viele tapfere Krieger mögen in dem Hinterhalt ein schreckliches Ende gefunden haben, doch das heißt noch lange nicht, dass wir den Pass aufgeben werden. Die Krieger dort kämpfen Tag für Tag verbissen darum, ihren Familien die Heimat zu bewahren. Sie setzen ihr Leben dafür aufs Spiel,

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