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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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und geben nicht auf. Sie kämpfen weiter, bis …«
    »… die magischen Nebel neu gewoben werden?« Aus der Menge erhob sich eine spöttische Stimme. »Glaubt Ihr nach so langer Zeit wirklich noch daran?« Ein feister Händler mit einer perlenbesetzten Robe aus nachtschwarzem Samt erhob sich und erklärte herausfordernd: »Wenn wir ehrlich sind, wissen wir doch längst, dass uns die Magie Eures Volkes verlassen hat. Versteht mich nicht falsch, ich will hier nichts schlechtreden; immerhin haben uns die Nebel viele Winter lang vor den Angriffen der Uzoma geschützt. Doch die Magie der Nebel ist erloschen. Niemand kam, um sie zu erneuern. Nach dem langen, vergeblichen Warten auf die Rückkehr der Nebelsängerin werdet Ihr in Nymath kaum noch einen Menschen treffen, der diese Hoffnung mit Euch teilt.«
    Zustimmende Rufe wurden laut.
    »Sie ist immer gekommen und wird es auch dieses Mal tun!«, erwiderte Gathorion mit fester Stimme, als reichte allein die Überzeugung, um die Worte Wahrheit werden zu lassen.
    »Gerede, nichts als Gerede!« Der Händler machte eine wegwerfende Handbewegung. »Damit vertröstet Ihr Elben uns nun schon seit fünf Wintern. Könnt oder wollt Ihr nicht einsehen, dass es vorbei ist? Der Mondstein ist verschwunden, die Nebel sind fort, und jene, die kamen, um sie zu erneuern, haben uns im Stich gelassen. Kaum einer vermag sich noch daran zu erinnern. Es ist ein Märchen, das die Mütter ihren Kindern erzählen, um ihnen die Furcht vor der Zukunft zu nehmen. Aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Und diese Tatsachen, so bitter sie auch klingen mögen, lassen keinen Platz für Hoffnung. Die Uzoma werden …«
    »Werter Apoldesk«, unterbrach Gaynor freundlich, aber bestimmt den erregten Redeschwall des Händlers. »Ich denke, wir alle kennen die Gerüchte, die in den Straßen Sanforans die Runde machen. Gerade deshalb sollten wir uns glücklich schätzen, dass Gathorion zu uns gekommen ist, um uns die Lage am Pass zu schildern.« Er nickte dem Elben zu und lächelte wohlwollend. »Ihr seid erschöpft nach dem langen Ritt durch das Unwetter«, sagte er und hob den Arm, um den Lakaien herbeizuwinken, der an der Tür stand. »Besorge er einen Stuhl für den Elbenprinzen«, befahl er, doch Gathorion schüttelte den Kopf.
    »Das ist sehr freundlich von Euch, aber ich stehe lieber.« Er streckte sich und schaute noch einmal zu Inahwen hinüber, die den Blick gefasst erwiderte.
    Ohne sich seine tiefe Trauer anmerken zu lassen, schilderte Gathorion, was den Truppen der Vereinigten Stämme Nymaths in den vergangenen Tagen widerfahren war, warum Merdith mit einigen Getreuen in die Berge aufgebrochen war und was die Suchtrupps später über den Hinterhalt und die Umstände herausgefunden hatten, die zum Tod seines Vaters führten. Dabei pries er den Mut der Krieger und schilderte, wie der Tod Merdiths Elben wie Menschen noch fester zusammengeführt und ihre Kampfbereitschaft nicht geschwächt, sondern vielmehr gestärkt habe. So genau wie möglich beschrieb er den Feind, der auf der anderen Seite des Passes lauerte. Dabei verschwieg er keineswegs, dass die Gerüchte um die Lagaren der Wahrheit entsprachen, und gab zu, dass die geflügelten Riesenechsen eine ernsthafte Bedrohung für die Verteidiger darstellten.
    »Mit ihrem giftigen Atem gelingt es den Lagaren, Dutzende unserer Krieger auf einen Streich auszulöschen«, erklärte er. »Der beißende Dampf aus ihren Nüstern verätzt binnen weniger Augenblicke alles, was mit ihm in Berührung kommt. Wer ihn einatmet, erstickt qualvoll. Die anderen …« Er brach ab, als quälte ihn die schreckliche Erinnerung, fuhr dann aber mit gedämpfter Stimme fort: »Vor wenigen Tagen stießen wir in den Bergen auf einen vermissten Spähtrupp. Die sechs Krieger lagen auf der gefrorenen Erde, als schliefen sie. Doch als wir näher kamen, sahen wir, dass ihre Köpfe in Lachen von erbrochenem Blut lagen. Die Gesichter waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Das Fleisch hing lose von den Knochen und sah aus, als hätte es Blasen geschlagen … Es war grauenhaft.«
    »Bei Callugars scharfem Schwert«, rief jemand aus. »Gibt es denn keine Möglichkeit, sich dieser furchtbaren Wesen zu erwehren?«
    »Bisher haben die Heermeister noch keine Antwort darauf gefunden.« Gathorion schüttelte betrübt den Kopf. »Die herkömmlichen Triböcke auf der Festungsmauer eignen sich nicht für schnell bewegliche Ziele. Gegen Angriffe aus der Luft sind wir machtlos. Die Bogen und

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