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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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anderen Krieger, die Schutz in der halb zerstörten Hütte gesucht hatten, gehörte auch er zu der kleinen Gruppe, deren Lagaren bei dem Angriff auf Lemrik verwundet und zu Boden gestürzt waren.
    Der Feuerträger, der hinter Ubunut auf dem Rücken der Flugechse gesessen hatte, war bei dem Aufprall aus dem Sattel geschleudert worden und hatte sich das Genick gebrochen. Ein solcher Verlust war nicht weiter tragisch. Feuerträger lebten gefährlich und starben schnell, aber Ubunut konnte von Glück sagen, dass er den Topf mit dem flüssigen Feuer bis zuletzt festgehalten hatte. So war allein der Feuerträger von den Flammen verschlungen worden und er selbst verschont geblieben.
    Den anderen war es ähnlich ergangen. Der junge Lagarenreiter und die drei überlebenden Feuerträger, die ihm auf der Suche nach einem Unterschlupf begegnet waren, hatten ihn ohne zu murren als ihren Anführer anerkannt. Bereitwillig waren sie ihm zu der Hütte gefolgt, um dort auf die Ankunft eines Suchtrupps zu warten, der sie in das Heerlager zurückbringen sollte.
    Die karge Hütte bot kein sicheres Versteck, war aber das einzige in der ganzen Umgebung. Lange Schilfrohrhalme der eingestürzten Dachhälfte bedeckten den Boden und breiteten sich über den Tisch und die Stühle in der Mitte des Raums aus. In den Wandregalen standen die Tiegel, Töpfe und kleinen Körbe noch immer säuberlich aufgereiht. Doch die feine hellgraue Flugasche, die sich wie eine schmutzige Schneeschicht über alles gelegt hatte, machte den ordentlichen Eindruck zunichte.
    Ubunut beugte sich über Ajana, die gefesselt mit dem Rücken zur Wand am Boden kauerte, packte ihre Haare über dem Ohr und riss sie so grob zur Seite, dass sie vor Schmerz aufschrie. »So seltsam gewandet? Und mit Menschenohren?« Er lachte spöttisch. »Wie blind bist du eigentlich, Kento?« Ohne den schmerzhaften Griff zu lockern, fasste er mit der anderen Hand den Krieger, der Ajana gefangen genommen hatte, am Nacken, zwang ihn unsanft in die Knie und hielt ihn so, dass er Ajanas Ohr aus nächster Nähe sehen konnte. »Eine Elbin, pah.« Er spie verächtlich auf den Boden und versetzte dem Krieger einen Tritt, der ihn in den Staub warf. »Was sollen wir mit ihr? Warum hast du sie nicht getötet?«
    »Ich dachte, es wäre vielleicht ganz gut, wenn … wenn wir eine Geisel hätten, falls Truppen kommen, bevor man uns gefunden hat«, presste Kento mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor und hielt sich einen Arm schützend über den Kopf, so als fürchte er, von Ubunut erneut geschlagen zu werden.
    »So, du dachtest.« Der Anführer ließ von Ajanas Haaren ab, schnaubte verächtlich und fügte mit einem gefährlichen Blick auf Kento hinzu: »Feuerträger denken nicht, sie tragen Feuer!«
    »Vergebung.« Kento rappelte sich auf und verharrte in unterwürfiger Haltung.
    »Ihr solltet Wasser holen«, fauchte der Anführer. »Sauberes Wasser, damit wir zu trinken haben, bis die Lagaren zurückkommen. Wasser, hatte ich gesagt!« Blitzartig fuhr er herum, packte den zweiten Krieger, der unmittelbar hinter ihm saß, am Brustpanzer und zerrte ihn in die Höhe. »Und?«, fragte er lauernd. »Wo ist es?«
    »Wir haben keines gefunden!«, stieß der Krieger hervor und beeilte sich, sein Versagen zu erklären. »Die Toten im Fluss …«
    »Im Fluss?«, fiel Ubunut ihm zornig ins Wort. »Wer hat dir gesagt, dass ihr Wasser aus dem verdammten Fluss holen sollt? Ihr …«
    »Wir haben in der Umgebung keine andere Wasserstelle gefunden«, warf Kento ein. »Nicht mal einen Brunnen.« Er deutete auf Ajana und grinste verlegen, als wäre das Mädchen eine willkommene Fügung. »Bestimmt weiß sie, wo wir Wasser finden können«, erklärte er unter heftigem Kopfnicken. »Wenn sie keine Elbin ist, kann sie nur aus dem Dorf stammen.«
    »Genau!« Ubunut versetzte dem Krieger einen kräftigen Stoß, der ihn an die Wand schleuderte, und wandte sich Ajana zu.
    »Dann lass mal hören.« Sein breites Grinsen entblößte eine lückenhafte Reihe gelber Zähne. Er streckte die Hand aus und packte sie grob am Kinn. »Du weißt natürlich, wo es hier Wasser gibt. Und du wirst es uns jetzt sagen.«
    Ajana schwieg. Weil sie die Worte der Krieger nur schwer verstehen konnte, war sie der Unterhaltung nicht gefolgt und wusste daher auch nicht, was man von ihr erwartete. Die Knie dicht an den Körper gezogen, versuchte sie sich so weit wie möglich in die Ecke zu zwängen. Doch der Krieger hielt sie mit eisernem Griff. »Ich höre!«,

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