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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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kenne ich doch!« Im selben Augenblick, als sich seine Finger um das Amulett schlossen, spürte Ajana eine große Hitze auf der Haut. Der dunkelhäutige Krieger schrie auf, zog die Hand zurück und presste sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an sich. »Lagarengeschmeiß!«, fluchte er und wehrte einen anderen Krieger ab, der ihm zu Hilfe eilen wollte. »Das wirst du mir büßen.« Die verbrannte Hand noch immer an sich gedrückt, baute er sich drohend vor Ajana auf.
    In seinen Augen stand der blanke Hass.
     
     
     
    Unter der Führung Bayards ritt der kleine Trupp in Lemrik ein.
    Trister Nebel, der sich im frühen Licht des Morgens über der Flussniederung gebildet hatte, hing zwischen den Ruinen der Häuser und verlieh der Stätte etwas Geisterhaftes. Die wallenden Nebelschleier gaben nicht viel von dem Ausmaß der Zerstörung preis, aber das Grauen, das sich dahinter verbarg, war allgegenwärtig. Der durchdringende Schwefel- und Brandgeruch ließ keinen Zweifel daran, dass hier gewaltige Feuer gewütet hatten.
    Rechter Hand des breiten Weges, der zum Hauptplatz des Dorfes führte, ragten die rußgeschwärzten Mauerreste einer Schmiede dunkel und bedrohlich in den Morgenhimmel. Die verkohlten Dachbalken, deren Last aus Fachwerk und Stroh das Feuer verzehrt hatte, lagen entblößt im ersten Licht des Morgens; sie erinnerten an schwarze Rippen – Überreste des Festmahls eines hungrigen Gottes.
    Vor der Schmiede fanden sich bis zur Unkenntlichkeit entstellte Körper, über denen sich die Asche zu grauen Haufen türmte. Vermutlich waren es der Schmied und seine Knechte, die sich den Uzoma hatten entgegenstellen wollen. Neben dem einen schaute noch der Kopf des Schmiedehammers aus der Asche hervor. Ein anderer hielt einen gebogenen Schürhaken selbst im Tode fest umklammert.
    Während die Krieger die Toten schweigend betrachteten, strich ein leichter Wind an den Mauerresten der Ruinen entlang. Als wollte er den Kriegern die Fratze des Grauens enthüllen, das sich hier zugetragen hatte, blies er die Asche von den Gesichtern fort und legte frei, was vor kurzem noch menschliche Antlitze gewesen waren. Die Krieger wandten sich erschüttert ab.
    Der Tod musste die Männer sehr plötzlich ereilt haben. Schnell, lautlos und ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu verteidigen, hatte er seine Opfer gefunden. Die weit aufgerissenen Augen der vom Giftatem der Lagaren entstellten Gesichter waren in ungläubigem Entsetzen erstarrt.
    Nur eine schwelende Ruine erinnerte noch an das angrenzende Gebäude. Das hölzerne Haus hatte dem Ansturm des Feuers nichts entgegenzusetzen vermocht; nur die Esse der Feuerstelle, deren Außenseiten nun so schwarz waren wie die inneren, hatte der Gluthitze getrotzt. Stumm ritten die Krieger die Straße entlang. Wo sie auch hinblickten, überall bot sich ihnen das gleiche Bild. Sie fanden keine Worte für das, was sich hier zugetragen hatte, und es gab keinen unter ihnen, dem nicht die Erschütterung ins Gesicht geschrieben stand.
    Kaum zweihundert Schritte hinter der Schmiede stießen sie auf einen Bauern, dem die Zinken einer Mistforke einen grausigen Tod beschert hatten. Er lag auf dem Rücken, den Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet. Neben ihm lagen ein Halbwüchsiger mit gespaltenem Schädel in einer Lache getrockneten Blutes und der Kadaver eines Hundes, dessen stinkende Gedärme aus dem aufgeschlitzten Bauch hervorquollen. Der Verwesungsgeruch hatte einen Schwarm von Fliegen angezogen, welcher die Innereien wie ein dunkler Mantel bedeckte. Brummend stieg er auf, als sich eines der Pferde näherte.
    Voller Grauen wandten sich die Krieger ab, aber die Kette der Schrecknisse, die sich ihnen auf dem Weg durch das Dorf offenbarten, riss nicht ab. Immer wieder stießen sie auf die geschundenen Körper jener, die bei dem verzweifelten Versuch, ihr Hab und Gut zu verteidigen, ums Leben gekommen waren. Die meisten hatte der giftige Atem der Lagaren bis zur Unkenntlichkeit entstellt, andere waren auf bestialische Weise von den Uzoma niedergemetzelt worden.
    Doch schlimmer noch als der grausige Anblick der Toten, schlimmer noch als die allgegenwärtige Zerstörung und der beißende Schwefelgeruch war die Stille. Eine Stille, die mehr war als nur die Abwesenheit von Geräuschen oder der Nachhall des Furchtbaren, das sich hier ereignet hatte. Eine Stille, die immer bedrückender wurde, je weiter der Trupp in die Siedlung hineinritt. Es war die Stille des Todes, das entsetzliche Schweigen eines

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