Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
schwang sich aus dem Sattel und trat vor Gathorion, der die Unterredung mit den Heerführen unterbrach.
    »Bayard!« Das sorgenvolle Gesicht des Elbenprinzen hellte sich auf, als er den stämmigen Heermeister erblickte. »Es tut gut, Euch heil und unversehrt wieder zu sehen.« Doch als er Bayards düstere Miene im Schein der Abblendlaternen bemerkte, legte sich ein Schatten über sein Gesicht, und er fragte: »Sagt, was ist in Lemrik geschehen?«
    »Die Falken hatten Recht«, erklärte Bayard mit düsterer Miene. »Lemrik gibt es nicht mehr.« Er seufzte und schüttelte niedergeschlagen den Kopf. Dann beschrieb er den Anwesenden in der knappen und schonungslosen Art der Katauren, was sie vorgefunden hatten.
    »… wir haben zwei getötete Lagaren entdeckt, die Bäuche gespickt mit unzähligen Pfeilen. Die Reiter der Echsen hatten sich in einer Hütte verschanzt, wo sie offenbar darauf warteten, aus ihrer misslichen Lage gerettet zu werden«, schloss er den Bericht und fügte grimmig hinzu: »Jetzt teilen sie das Schicksal der verfluchten Echsen.«
    »Habt Ihr Verluste zu beklagen?«, wollte Gathorion wissen.
    Bayard nickte. »Hinun und Marnin.«
    »Überlebende unter den Bewohnern Lemriks?«, fragte Gathorion weiter.
    Bayard schüttelte den Kopf. »Keiner hat das Massaker überlebt«, erwiderte er und ballte in hilfloser Wut die Fäuste. »Es ist mir unerklärlich, wie es den Uzoma gelungen ist, eine solche Zerstörung anzurichten. Wüsste ich es nicht besser, so würde ich glauben, aus den Lagaren seien Feuer speiende Drachen geworden. Bei den Göttern, nie zuvor habe ich vergleichbare Bilder des Grauens gesehen.« Plötzlich fiel ihm ein, dass er Gathorions Frage nach Überlebenden nicht vollständig beantwortet hatte, und er fügte rasch hinzu: »Die Uzoma hatten eine Gefangene bei sich, eine junge Frau, die wir befreien konnten. Sie dachten wohl, sie sei eine Elbin, und …«
    »Eine Elbin?«, fragte Gathorion erstaunt.
    »Nun, sie ist keine Elbin«, beeilte sich Bayard zu erklären. »Sie ist … Sie könnte …« Er suchte nach den richtigen Worten. »Viel haben wir nicht über sie erfahren können, da sie offensichtlich die Erinnerung an all das verloren hat, was vor dem Angriff der Uzoma liegt.«
    »Wo ist sie?« Gathorion spähte in die Dunkelheit hinter dem Heermeister.
    »Der Kundschafter kümmert sich um sie«, antwortete Bayard. »Aber sagt, wollen wir das alles nicht besser im Lager an einem wärmenden Feuer besprechen? Wir sind seit dem frühen Nachmittag ohne Pause geritten und könnten eine warme Suppe wahrlich gut vertragen.«
    Gathorion schwieg. Sein Gesicht schien ein Spiegel der nächtlichen Schwärze geworden zu sein; die Kiefermuskeln waren angespannt, die Mundwinkel zuckten, und die Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Wir kennen die Waffe, die Lemrik zerstörte«, sagte er düster. »Die Uzoma haben die Vorhut angegriffen. Es gibt kein Lager mehr.«
     
    Wenig später saßen Gathorion, Inahwen und Bayard gemeinsam mit drei weiteren Heermeistern um eine kleine, eilig errichtete Feuerstelle.
    Die Nacht war zu finster, als dass sie es wagten, zu dem zerstörten Lager vorzudringen, und so hatte Gathorion befohlen, an Ort und Stelle zu rasten, bis der neue Tag anbrach.
    Die Krieger nahmen die Anweisung klaglos auf. Die Nachricht von dem Angriff auf das Lager hatte sich wie ein Lauffeuer von der Spitze des Heeres bis zum Tross verbreitet. Keiner wollte die Nacht zwischen verkohlten Leichen verbringen.
    Schweigend verzehrten die Krieger einen kargen Mundvorrat aus Dörrfleisch, trockenen Früchten und hartem Brot und übten sich in Geduld. Die Furcht, dass die Uzoma mit den Lagaren zurückkehren könnten, war allgegenwärtig. Immer wieder wanderten die Blicke der Rekruten angstvoll zum Himmel hinauf, und nur die wenigsten fanden ausreichend Schlaf.
    Auch für die sechs, die rings um das Feuer saßen, war an Schlaf nicht zu denken. Nach allem, was sie von Bayard und Maylea über das geheimnisvolle Feuer der Uzoma und dessen verheerende Wirkung wussten, stand außer Frage, dass der Rat in Sanforan und die Verteidiger am Pass auf schnellstem Weg gewarnt werden mussten. Um sicherzustellen, dass die wichtige Botschaft den Hohen Rat und die Festung auch wirklich erreichte, wurden jeweils zwei Falken mit der Nachricht nach Sanforan und zum Pass geschickt.
    Sobald die Sonne aufging, sollte ein kleiner Trupp kampferfahrener Männer zu dem zerstörten Lagerplatz reiten, um die Toten zu begraben –

Weitere Kostenlose Bücher