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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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glaubte, den Hauch der Ewigkeit zu spüren, der sie wie eine geheimnisvolle Aura umgab. Wahrhaftig eine Elbin!
    »Es freut mich, dich bei so guter Gesundheit zu sehen«, richtete Inahwen das Wort an Ajana. »Nach dem, was Bayard mir berichtet hat, habe ich mich mit der Sorge getragen, dich auf dem Krankenlager vorzufinden.«
    »Die Wunden verheilen gut«, sagte Ajana und hob die Arme so, dass die Elbin die Verbände an den Handgelenken sehen konnte. »Es ist kaum zu glauben, dass ich nach so kurzer Zeit schon keinen Schmerz mehr verspüre.«
    »Wolfspfotenkraut.« Inahwen nickte. »Eine erstaunliche Pflanze. Zu Salbe verarbeitet, lindert sie den Schmerz und trägt auf wundersame Weise dazu bei, dass sich selbst tiefe Wunden schnell wieder schließen.« Sie lächelte. »Du bist sehr tapfer«, meinte sie und fuhr dann fort: »Ich weiß, du hast viel erlitten. Dennoch möchte ich kurz mit dir reden, wenn du nicht allzu erschöpft bist.«
    »Ich bin nicht müde.« Ajana war innerlich viel zu aufgewühlt, um an Schlaf zu denken.
    »Komm, Keelin, wir sehen uns nach einem Schlafplatz für Ajana um«, hörte sie Bayard sagen. Der Heerführer spürte, dass die Elbin ungestört mit Ajana reden wollte.
    Keelin nickte. »Wir sind bald wieder zurück«, sagte er zu Ajana und folgte gehorsam Bayard, der bereits zwischen den Wagen verschwunden war.
    Inahwen setzte sich auf den Boden und bedeutete Ajana, es ihr gleichzutun. Zögernd kam sie der Aufforderung nach. Vom ersten Augenblick an fühlte sie sich zu der Elbin hingezogen und verspürte bei aller Ehrfurcht sogar eine tiefe Zuneigung zu der fremden Frau. Auf unbestimmte Weise hatte sie das Gefühl, Inahwen sei jemand, den sie schon lange kannte. Jemand, dem sie nach langer, langer Zeit der Trennung wieder begegnete. Den Ursprung dieses Gefühls konnte sie sich nicht erklären.
    »Du fühlst dich nicht wohl«, stellte Inahwen fest und musterte Ajana mit einem schwer zu deutenden Blick.
    »Doch, ich … die Wunden …«, Ajana sah hastig zu Boden, um dem forschenden Blick der Elbin zu entgehen. »Es geht schon.«
    »Ich meine nicht die Wunden deines Körpers.« Inahwen hielt den Blick der hellblauen Augen auf Ajana gerichtet, als warte sie auf etwas.
    Ajana erblasste. Ahnte die Elbin etwas? Konnte sie sehen, was sie vor ihr zu verbergen suchte? Spürte sie, dass sie ihr etwas verschwieg?
    »Was ist geschehen, Ajana?« Inahwens Stimme verriet nicht, was sie wirklich meinte.
    »Ich weiß es nicht«, gab Ajana ebenso unverbindlich zurück.
    Die beiden Frauen blickten sich in der Dunkelheit an.
    »Du hast Schlimmes durchgemacht und bittere Verluste erlitten«, sagte Inahwen mitfühlend. »Doch jedes Ende, jeder Abschied bedeutet auch einen neuen Anfang – wenn du vertraust.«
    Sie spürt es, dachte Ajana. Sie fühlt, dass ich ein Geheimnis habe. Der Blick der Elbin schien bis in die hintersten Winkel ihres Bewusstseins zu dringen. Sie wagte nicht, sie anzusehen, und heftete den Blick weiter auf den Boden. Neben Inahwen fühlte sie sich klein und unbedeutend. »Was … würdet Ihr an meiner Stelle tun?«, fragte sie zaghaft. »Könntet Ihr vertrauen?«
    Inahwen lächelte. »Jeder ist verantwortlich für sein Handeln. Nicht anderen, sondern dir selbst musst du Vertrauen schenken«, sagte sie und fügte nach kurzem Zögern hinzu: »Es ist nicht wichtig, was ich oder ein anderer täte. Vertraue darauf, was deine Gefühle dir sagen.« Sie berührte Ajanas Schulter sanft mit der Hand. »Es liegt etwas in den Menschen, das sie antreibt, Dinge begreifen zu wollen, die unbegreiflich für sie sind«, bemerkte sie leise. »Allzu oft überschreitet das, wonach sie suchen, die Grenzen ihres Verstandes. Vertrauen hilft, diese Grenzen zu überwinden, wenn du dazu bereit bist.« Sie hielt inne und wechselte dann ohne Überleitung das Thema. »Das Onurgewand kleidet dich gut. Doch bist du nicht dieses Blutes. Auch Raidenblut fließt nicht in deinen Adern. Für eine Wunand bist du zu hellhäutig, und die Frauen der Katauren haben kein Haar in der Farbe reifen Getreides. Solches Haar haben wir Elben, doch eine Elbin …« Sie verstummte für wenige Herzschläge, schüttelte fast unmerklich den Kopf und fuhr dann fort. »Auf der Versammlung der Heerführer sprach Bayard von seltsamen Gewändern, die du trugst.« Sie seufzte bedauernd. »Ich hätte sie gern gesehen.«
    Ajana warf einen raschen Blick auf das Kleiderbündel, das noch hinter dem Wasserfass am Boden lag, und schaute auf. Ihr Blick begegnete

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