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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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»Ich … ich komme aus Lemrik.«
    »Oh.« Jetzt war es Maylea, die schwieg.
    »Ich kann mich aber an nichts erinnern«, sagte Ajana hastig, froh darüber, endlich mit jemandem reden zu können. Sie überlegte kurz und sagte dann: »Aber die Heilerinnen sagen, die Erinnerung käme wieder. Ich habe so vieles vergessen, eigentlich fast alles. Sie meinen, es liegt an den schrecklichen Erlebnissen in Lemrik. Ich weiß nicht, wohin das Heer marschiert und warum. Ich habe keine Ahnung, wer die Uzoma sind, und kann nicht mal sagen …« Sie schluchzte leise, und das war nicht einmal gespielt. »Ich weiß gar nichts mehr«, vertraute sie der fremden Frau an, entschlossen, den Rest des Weges dafür zu nutzen, so viel wie möglich über das seltsame Land und seine Völker zu erfahren. »Ich … ich weiß nur noch meinen Namen … und dass ich einen Bruder hatte. Alles andere ist wie ausgelöscht.«
    »Das ist ja furchtbar!« Echte Anteilnahme schwang in Mayleas Stimme mit. Sie richtete sich auf und rückte gebückt etwas näher an Ajana heran. »Es ist nicht mehr weit bis zur Festung«, sagte sie nun sehr freundlich. »Wenn du möchtest, erzähle ich dir ein wenig über Nymath und den Krieg gegen die Uzoma. Wer weiß, vielleicht hilft es dir.«
    »Das würdest du tun?« Ajana lächelte hoffnungsvoll.
    »Ich habe gerade nichts anderes zu tun.« Maylea lachte und machte es sich auf einem der Felle gemütlich.
     
     
     
    Als die Nacht ihren samtenen Mantel über Nymath breitete und sich im Osten die ersten Sterne zeigten, durchritten Gathorion, Inahwen und Bayard an der Spitze des Reservistenheeres den Schatten des gewaltigen Tors, das sich in der Dämmerung wie ein mächtiger steinerner Arm über den Reitern wölbte. Stumm kamen sie an den wuchtigen, eisenbeschlagenen Torflügeln entlang, passierten die wachsamen Posten und gelangten schließlich in den hell erleuchteten Innenhof der Festung.
    Hier wurden sie bereits erwartet. Ein Spalier Fackeln tragender Krieger in unterschiedlichen Rüstungen wies ihnen den Weg zu einem flachen Gebäude, in dem sich das Quartier des befehlshabenden Kommandanten befand.
    Noch bevor Gathorion absaß, wurde die Tür geöffnet, und ein stämmiger, graubärtiger Krieger trat heraus. Ihm folgten ein halbes Dutzend hoch gewachsener Krieger in dunklen Kaftanen und eine schlanke Wunandfrau mit dunkler Haut und den schwarzen, zu unzähligen dünnen Zöpfen geflochtenen Haaren, die für Frauen ihres Blutes typisch waren.
    »Prinz Gathorion, endlich seid Ihr da!«, rief der Graubärtige zur Begrüßung aus, während er auf die Neuankömmlinge zueilte. Wie bei hochrangigen Kriegern üblich, umfasste er die Unterarme des Elben und senkte kurz den Kopf.
    »Heermeister Toralf, ich freue mich, Euch zu sehen.« Gathorion erwiderte den Händedruck. »Was gibt es Neues vom Pass?«
    »Nichts Gutes.« Ein Schatten huschte über das Gesicht des Heermeisters. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch Gathorion kam ihm zuvor. »Lagaren?«
    »Nein.« Toralf schüttelte den Kopf. »Seit wir einige dieser Biester mit den Pfeilkatapulten vom Himmel geholt haben, trauen sie sich anscheinend nicht mehr hierher.« Ein grimmiges Lächeln huschte über sein Gesicht, doch er wurde gleich wieder ernst. »Die Uzoma sammeln sich«, berichtete er mit sorgenvoller Miene. »Seit zwei Tagen ist es verdächtig ruhig da drüben. Das verheißt gewiss nichts Gutes. Wir haben versucht, mittels der Falken etwas herauszubekommen, aber …«
    »Verluste?« Gathorion schien bereits zu ahnen, was nun kam.
    »Drei.« Toralf senkte betroffen die Stimme und schüttelte den Kopf. »Niemand konnte ahnen, dass sie so wachsam sind.«
    »Bei den Göttern!« Gathorion ballte die Fäuste. »Wie geht es den Falknern?«, fragte er besorgt.
    »Sie sind noch bei den Heilerinnen. Zwei wirken gefasst, der andere …« Toralf zögerte, seufzte und fuhr fort: »Es scheint, als hätte er den Verstand verloren.« Dann straffte er sich und sagte betont zuversichtlich: »Aber genug der bedrückenden Worte. Ihr seid zurück und mit Euch ein stattliches Aufgebot, das wir hier wahrlich gut gebrauchen können. Sagt, wie ist es Euch ergangen? Wie konntet Ihr die Mitglieder des Hohen Rates überzeugen? Was …«
    »Gemach, mein Freund.« Gathorion lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln, das deutlich machte, dass auch der Elb keine guten Neuigkeiten brachte. »Ich werde all Eure Fragen beantworten – später. Auch ich habe Verwundete in Obhut, die dringend der

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