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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hier gesagt wurde, nicht an fremde Ohren drang. Ein großer rechteckiger Tisch mit zehn Stühlen bot den Versammelten ausreichend Platz, um Landkarten und Lagepläne auszubreiten und Schlachtpläne zu entwickeln. Neben den dreien, die am Vorabend mit dem Reservistenheer eingetroffen waren, hatten sich noch Toralf und zwei weitere Heermeister eingefunden: Lazar von Blute der Fath und Javier vom Blute der Onur.
    Nachdem Bayard und Gathorion ausführlich über die Ereignisse in Sanforan berichtet hatten, über den Überfall auf die Vorhut des Heeres und das, was sie im zerstörten Lemrik vorgefunden hatten, ergriff Toralf das Wort und gab einen kurzen Überblick über das, was sich in Gathorions Abwesenheit am Pass ereignet hatte. Von ein paar kleineren Scharmützeln abgesehen, war die Lage ungewöhnlich entspannt. Bisher hatte man sich nicht erklären können, warum die Angriffe der Uzoma ausblieben, obwohl sich immer mehr Krieger auf der nördlichen Seite des Passes versammelten. Doch die Neuigkeiten, die Gathorion über die Lagaren zu berichten wusste, brachten Licht ins Dunkel und setzten allen Vermutungen ein jähes Ende.
    »Es sieht ganz so aus, als warteten sie nur auf einen günstigen Augenblick, um die Festung mit den Lagaren anzugreifen«, folgerte der Elb mit ernster Miene. »Das Feuer der Lagaren soll den Kriegern den Weg bereiten. Wenn die Festung in Flammen steht, werden sie kommen. Alle! Wie eine riesige Woge werden sie den Pass hinaufstürmen und versuchen, uns mit einem einzigen, gewaltigen Schlag zu vernichten.«
    »Warum sollten sie warten?«, warf Inahwen ein. »Mit jedem Tag, der verstreicht, geben sie uns die Möglichkeit, uns besser auf einen verheerenden Angriff vorzubereiten. Wäre es nicht viel sicherer, einen solchen Angriff überraschend durchzuführen?«
    »Du hast Recht.« Gathorion legte die Karte, die er soeben studiert hatte, aus den Händen. »Die Uzoma haben Lemrik angegriffen«, sagte er nachdenklich. »Ein Dorf, in dem es keinen einzigen Krieger gab. Sie haben die Gehöfte nahe den Bergen zerstört, in denen außer ein paar Alten und Müttern mit ihren Kindern niemand lebte. Und sie haben die Vorhut des Heeres angegriffen, als die Krieger das Lager errichteten. Wohlgemerkt, die Vorhut, nicht das Heer! Warum das alles?« Er schaute aufmerksam in die Runde, doch jeder spürte, dass er nicht wirklich eine Antwort erwartete. »Weil sie Angst haben? Nein! Wer jemals von Angesicht zu Angesicht gegen die Uzoma gekämpft hat, weiß, dass sie keine Furcht kennen. Weil sie hoffen, dass wir den Pass verlassen, wenn wir sehen, dass das Hinterland den Angriffen schutzlos ausgeliefert ist? Sicher nicht. Wir wissen, dass ihr Heer nur über diesen Pass nach Nymath gelangen kann, und werden ihn unter keinen Umständen aufgeben – niemals! Vielleicht wollen sie uns aber auch von der Versorgung abschneiden, uns aushungern oder den Nachschub an Waffen blockieren, indem sie die Karawanen mit den Vorräten angreifen. Schon möglich. Doch wenn das ihr Ziel ist, haben sie sich verrechnet. In den Höhlen lagern genügend Vorräte, um uns den ganzen Winter über zu versorgen.« Er schüttelte den Kopf, »Nein. Das können nicht die wahren Gründe für die Ruhe hier am Pass und die Angriffe auf das Hinterland sein. Für mich sieht es ganz so aus, als flögen die Uzoma zunächst nur kleine Angriffe, um sich in dieser neuen Art der Kriegsführung zu üben. Vermutlich wollen sie die Flugechsen auf den Kampf vorbreiten und an die Reiter gewöhnen, damit später in der Schlacht alles reibungslos verläuft.« Zustimmendes Gemurmel erhob sich, doch Gathorion war noch nicht fertig. »Erinnern wir uns doch daran, wie es begann. Es ist noch nicht lange her, da tauchten die ersten berittenen Lagaren über den Bergen auf und griffen unsere Späher mit ihrem giftigen Atem an. Es gab nur einen Reiter und kein Feuer. Und nun? Zwei Reiter auf jedem Lagaren, mehrere der geflügelten Echsen bei einem einzigen Angriff und dazu eine mächtige Waffe aus feurigem Wasser, das ganze Häuser in ein Flammenmeer verwandelt. Eine solch schnelle Entwicklung kann nur bedeuten, dass uns etwas bevorsteht, das all unsere Vorstellungen übersteigt.«
    »Das ist gut möglich.« Bayard nickte zustimmend.
    »Ein Lagarenangriff auf die Festung?« Es hatte ganz den Anschein, als wollte Toralf nicht recht glauben, was er da hörte. »Aber dafür müssten sie …«
    »Dutzende von Lagaren haben«, beendete Gathorion den Satz an seiner Statt.

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