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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Stirn gegen den kühlen Hügel und flüsterte voller Gram: »Oh, Schwestern. Was haben sie getan?« Bei diesen Worten löste sich der Schmerz in ihrem Innern und brachte einen Schwall von Tränen hervor.
    Sie war gekommen, um gemeinsam mit ihren beiden Schwestern gegen die Uzoma zu kämpfen. Seite an Seite hatte sie mit ihnen die Freiheit Nymaths verteidigen wollen, doch obwohl sie unermüdlich nach ihnen gesucht hatte, war sie nirgends auf einen Hinweis auf die beiden gestoßen. Im Lager der Wunandamazonen kannte keiner ihre Namen, und niemand hatte sie gesehen. Es schien, als wären sie niemals dort gewesen. Am frühen Abend war Maylea schließlich in die Quartiermeisterei gegangen, um dort in den Listen der Krieger nach ihren Schwestern zu forschen. Der Quartiermeister war sehr hilfsbereit gewesen. Als er gefunden hatte, wonach sie suchte, hatte er Maylea lange angesehen und sie gefragt, ob sie es wirklich wissen wolle. Sein Blick war ihr zwar Antwort genug gewesen, doch obwohl sich Maylea vor der Wahrheit gefürchtet hatte, hatte sie darauf bestanden zu erfahren, wie es ihren Schwestern ergangen war.
    Was sie zu hören bekommen sollte, hatte ihre schlimmsten Erwartungen übertroffen. Den beiden jungen Mädchen war nicht einmal eine kurze Zeit in der Festung vergönnt gewesen. Kaum, dass sie zwei Tage dort verbracht hatten, so erfuhr Maylea, waren sie schon einem massiven Angriff der Uzoma zum Opfer gefallen.
    Die junge Wunand krallte die Hände in die Erde. So viele Winter hatte sie ihre geliebten Schwestern nicht gesehen, so lange darauf gehofft, endlich wieder mit ihnen vereint zu sein. Noch am Morgen hatte sie sich am Ziel ihrer Wünsche gewähnt und ungeduldig darauf gewartet, den Feinden Nymaths endlich Auge in Auge gegenüberzustehen.
    Und jetzt?
    All ihre Wünsche und Hoffnungen lagen unter dem kalten Erdhügel begraben. Bleiche Knochen im Schoß der Erde. Eine Zukunft gab es nicht mehr.
    Die Nebel stiegen höher und hüllten Maylea ein. Die Luft wurde eisig. Eine dünne Reifschicht bildete sich auf dem Grab und überzog die Halme der Gräser mit einer feinen weißen Schicht aus Eis, doch noch immer rührte sie sich nicht. Ihr Leben, so schien es ihr, hatte jeden Sinn verloren, und obgleich die Bedrohung durch die Uzoma allgegenwärtig war, war es doch nicht mehr dasselbe. Allein der Tod würde sie jetzt noch mit ihren Schwestern vereinen.
    Als sie sich schließlich erhob, war der qualvolle Ausdruck in ihrem Gesicht einer wilden Entschlossenheit gewichen. Zum Abschied legte sie die geballte Faust in der Art der Krieger auf die Brust und sprach mit fester Stimme den Schwur der Wunand. »Wir sehen uns wieder. Emo!«, sagte sie feierlich und fügte hinzu: »Ich werde euren Tod rächen, denn ich habe keine Angst. Emo!«
     
     
     
    »Deshalb bist du also mit mir zum Pass gekommen und nicht, wie du es ursprünglich vorhattest, zu unserer Mutter weitergeritten.« Gathorion nickte bedächtig. Er hatte sich schon gefragt, was Inahwen zu dem Sinneswandel bewogen hatte, wäre aber nie auf den Gedanken gekommen, dass es etwas mit der Fremden zu tun haben könnte.
    Die Versammlung der Heermeister hatte bis tief in die Nacht angedauert, doch Inahwen hatte es vorgezogen zu schweigen und mit unbeweglicher Miene den Ausführungen der anderen gelauscht. Nur Gathorion, der seine Schwester gut kannte, hatte ihre Anspannung und Unruhe gespürt. Gern hätte er schon früher erfahren, was sie bewegte, doch erst als die Heermeister den Raum verlassen hatten, war Inahwen bereit gewesen, ihm von ihrer ungeheuerlichen Entdeckung zu berichten.
    »Mein Gefühl trügt mich selten.« Inahwen lächelte entschuldigend. »Als ich Bayards Bericht am Imlaksee von der Gefangenen reden hörte, war es nur ein Gedanke, eine vage Hoffung, die sich jedoch verstärkte, als ich dort mit ihr sprach. Die Heilerinnen hatten ihr die Gewänder einer Onur gegeben, doch es war offensichtlich, dass ihr die Kleidung fremd und ungewohnt war. Ihre Sprache weist zudem einen seltsamen Klang auf, den ich keinem der Stämme zuordnen konnte. Als ich sie das erste Mal sah, spürte ich sogleich, dass sie eine Last mit sich trug und etwas vor mir zu verbergen suchte. Doch sie war ängstlich und verletzt, und ich wollte sie nicht bedrängen. In den Hallen der Heilerinnen wirkte sie gefasster und nicht mehr so verwirrt wie noch am Imlaksee. Aber sie ist sehr traurig. Diese Trauer war es dann auch, die dazu führte, dass sie sich mir anvertraute und mir das Amulett

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