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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Mitte. Dann deutete er auf ein Symbol, das einem X vergleichbar war, dessen äußere Enden eine senkrechte Linie verband. »Das ist die Rune Dagaz . Die Rune des kleinen Mondes. Sie steht für das Licht der Erkenntnis und der Erleuchtung. Wer ihre Macht missachtet, tritt nie aus dem Dunkel des Schattendaseins und huldigt der kurzsichtigen Selbstsucht. Und diese hier«, er zeigte auf eine Rune, die der ersten ähnlich war, nur dass sie aussah, als stünden die Dreiecke auf zwei langen Beinen, »heißt Mannaz . Sie zeigt die Vereinigung von Himmel und Erde auf. Mit ihr halten wir die Verbindung zu unseren Ahnen lebendig und lernen, uns selbst zu erkennen. Diese hier, die aussieht wie zwei gekreuzte Linien, nennen wir Gebo . Sie verkörpert die Opfergabe, die Großzügigkeit und Gastfreundschaft. Das ist Wunjo – die Rune der Harmonie und der Freundschaft, denn sie ist eine starke Binderune.« Er senkte das Amulett und sah Ajana prüfend an. »Dies ist nicht einfach nur ein Erbstück, das du bei dir trägst«, sagte er feierlich. »Geschaffen von einer mächtigen Elbenpriesterin, birgt es große Kräfte, die wir nur erahnen können. Bisher wurde das Wissen darum stets von der Mutter auf die Tochter weitergegeben, doch das Wissen ging verloren.« Er seufzte betrübt, aber seine Stimme klang hoffnungsvoll, als er weitersprach. »Dass du dennoch nach Nymath gefunden hast, ist ein gutes Zeichen. Doch reicht es nicht hin, um den Weg zu gehen, den …«
    »Der einzige Weg, den ich gehen möchte, ist der, der mich wieder nach Hause bringt«, warf Ajana trotzig ein. Dass der Elb die Bedeutung der Schriftzeichen auf dem Amulett kannte, hatte sie zwar beeindruckt, aber in ihr brannte nur der eine Gedanke: Wann komme ich endlich wieder zurück?
    »Ich verstehe deine Ungeduld«, erwiderte Gathorion. »Aber es liegt nicht in meiner Macht, dir diesen Weg zu weisen.«
    Ajana krallte die Finger in die wollene Decke und schüttelte enttäuscht den Kopf. Sie hatte so sehr gehofft, Gathorion könne ihr weiterhelfen. Doch nun …
    »… müssen wir andere zu Rate ziehen, die sich in diesen Dingen besser auskennen als Inahwen oder ich«, hörte sie Gathorion sagen. »Ich bin sicher, die Heilerinnen kümmern sich gut um dich«, wechselte er das Thema. »Doch dies ist nicht der rechte Ort für dich.« Er streckte Ajana die Hand entgegen, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. »In Inahwens Räumen ist es weitaus behaglicher. Ich bitte dich, uns dorthin zu begleiten. Es gibt so vieles zu bereden, das nicht für fremde Ohren bestimmt ist.«
    »Ich bin Euch dankbar für die Hilfe.« Ajana ergriff die Hand und stand auf. »Ihr seid sehr freundlich zu mir. Ich habe so viele Fragen, die ich gern beantwortet hätte …«
    Auch Inahwen war aufgestanden. »Ich werde versuchen, dir alles zu erklären. Nur um eines bitte ich dich eindringlich: Dieses Kleinod ist weit mächtiger, als die einzelnen Runen vermuten lassen. Du tatest gut daran, es niemandem zu zeigen. Hüte es auch weiterhin im Verborgenen und zeige es nur jenen, die Gathorion und ich dafür auserwählt haben.«
     
     
     
    »Eine Nachricht für Euch.« Der halbwüchsige Uzomaknabe deutete schüchtern eine Verbeugung an. Dann reichte er dem fremdartig anmutenden Mann im schwarzen Kaftan ein versiegeltes Pergament. Er wusste nicht, wer der Fremde war, der seit ein paar Nächten im Heerlager der Uzoma Quartier bezogen hatte. Doch die Ausrüstung, die er mit sich führte, und die Gerüchte, die sich um ihn rankten, deuteten an, dass es sich um jemanden von großer Bedeutung handelte. Diese Vermutung unterstrich auch das edle Siegel, geprägt mit drei Flammen in rotem Wachs, das die Botschaft verschloss – Vharas persönliches Siegel. Nur einmal war dem jungen Uzoma bisher eine solche Botschaft anvertraut worden, damals vor etwa einem Winter, als die Hohepriesterin persönlich das Heerlager besucht hatte.
    »Verschwinde!« Ohne ein Wort des Dankes riss der Fremde dem Jungen das Pergament aus der Hand, setzte sich wieder ans Feuer, das er abseits des Heerlagers entzündet hatte, und schlang sich die wärmende Decke aus weichem Burakifell um die Schultern. »Was stehst du noch da herum?«, herrschte er den Jungen an, der die wertvollen Felle bewundernd und sehnsüchtig zugleich anstarrte. Die Nächte in den Bergen waren empfindlich kalt, und die dünnen, harten Ziegenfelle der Uzoma vermochten den Kriegern nicht annähernd so viel Wärme zu spenden wie solch kostbare Burakifelle.
    »Scher

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