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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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dich endlich weg.« Der Ajabani machte eine ungehaltene Handbewegung, die keinen Zweifel daran ließ, dass er allein sein wollte. Das Licht des Feuers spiegelte sich bedrohlich in seinen dunklen Augen, und der Junge zuckte erschrocken zusammen. Augenblicklich wandte er sich um und eilte den Hang hinunter zum Heerlager, um dem Kommandanten zu berichten, dass er den Auftrag ausgeführt hatte.
    Der Ajabani blickte ihm nach, bis er in der Dunkelheit verschwunden war, dann brach er das Siegel und überflog die wenigen Zeilen, die auf dem Pergament niedergeschrieben waren.
    Sie hat die Festung erreicht , stand dort in geschwungener Handschrift zu lesen. Macht Euch bereit und seid wachsam. Sie wird kommen.
     
     
     
    Der Morgen des zweiten Tages, den Ajana in der Festung am Pass verbrachte, graute mit einem kalten, düsteren Licht, das die Ahnung des Winters in sich trug, der sich von den schneebedeckten Gipfeln langsam auf den Weg in die Täler begab. Wärme und Helligkeit der aufgehenden Sonne wurden von niedrigen Wolken und dichtem Nebel verschlungen, der an den Flanken des Gebirges aufstieg. Es war windstill und kalt.
    Ein halbes Dutzend Krieger, die noch vor Beginn der Dämmerung auf die Jagd nach Burakis gegangen waren, kehrten mit ihrer Beute in die Festung zurück. Zwei stattliche Hirsche an langen Stangen zwischen sich tragend, durchschritten sie das große Tor und hielten auf den Teil der Festung zu, in dem die Herdmeister emsig ihrem Tagewerk nachgingen. Die Gesichter der Krieger waren von Anstrengung und Kälte gerötet. Ihr Atem stieg in grauen Wölkchen zum Himmel empor, als sie grüßend an Bayard vorbeigingen, der auf dem Weg zu Gathorion war.
    Nachdem die Besprechung am Vortag bis tief in die Nacht hinein angedauert hatte, verwunderte es den Heermeister, dass der Elbenprinz ihn so früh schon wieder zu sich berief, doch als Krieger war er es gewohnt, keine Fragen zu stellen, und machte sich unverzüglich auf den Weg.
    Mit weit ausgreifenden Schritten eilte er an den steinernen Bauten der Pferdeställe vorbei und weiter über den großen freien Platz, der den Rekruten zum Exerzieren diente, um schließlich zu dem niedrigen Gebäude aus Felsgestein zu gelangen, in dem sich das Quartier des befehlshabenden Kommandanten befand. Achtungsvoll klopfte Bayard an die hölzerne Tür und trat ein, nachdem ihn eine Stimme von drinnen dazu aufgefordert hatte.
    »Mae Govannen, Bayard.« Gathorion saß an dem kleinen Tisch, auf dem sich ein ungeordneter Berg aus Pergamenten und Büchern türmte, und studierte im Licht eines fünfarmigen Leuchters eine Karte der südlichen Ebene. Er legte das Pergament zur Seite, erhob sich und zog einen weiteren Stuhl heran. »Setzt Euch«, bat er den Heermeister mit einer einladenden Geste und nahm ebenfalls wieder Platz. »Es freut mich, dass Ihr meinem Ruf so schnell gefolgt seid, denn was wir zu besprechen haben, duldet keinen Aufschub.« Er griff nach der Karte und breitete sie vor Bayard aus.
    »Aber die anderen sind noch nicht da«, wandte Bayard ein. »Sollten wir nicht besser warten, bis Toralf und …«
    »Es sind alle hier, nach denen ich geschickt habe«, erwiderte der Elb.
    »Ich verstehe.« Bayard blickte erwartungsvoll auf die Karte. Es war nicht üblich, Heermeister einzeln zu laden. Dass Gathorion es dennoch tat, ließ vermuten, dass es sich um eine streng vertrauliche Angelegenheit handelte.
    »Sehr vertraulich«, hörte Bayard Gathorion in diesem Augenblick sagen, und er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob der Elb wohl Gedanken lesen könne.
    »Die Angelegenheit, in der ich Euch rufen ließ, erfordert ein Höchstmaß an Verschwiegenheit.« Gathorion senkte die Stimme und sah Bayard eindringlich an. »Niemand, hört Ihr, niemand darf etwas von dem erfahren, was ich Euch jetzt sage. Es sei denn, ich gestatte es ausdrücklich.«
    »Ich habe verstanden.« Obwohl Bayard die Frage auf der Zunge brannte, worum es sich handelte, zwang er sich zu einer sachlichen Antwort. Nie zuvor hatte er den Elben so ernst erlebt.
    »Gut.« Gathorion hob die Hand und deutete auf einen Punkt auf der Südseite des Pandarasgebirges. »Wenn alles so verläuft, wie ich vermute, werden wir einen kleinen Trupp von Kriegern dorthin schicken müssen.«
    »Dorthin?« Bayard traute seinen Ohren nicht. »Aber das ist mitten im Uzomagebiet.«
    »Richtig.«
    »Warum? Was ist dort?«
    Vor der Tür waren deutliche Schritte zu hören. Jemand klopfte zaghaft, und Gathorion erhob sich. »Dass werden wir

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