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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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brannte Yenu auf den Lippen, aber sie wagte es nicht, jemanden anzusprechen. Die Furcht, dass man auch mit ihnen nichts Gutes im Sinn hatte, war zu groß.
    Yenu erinnerte sich schwach daran, dass Miya von den Streitern Callugars gesprochen hatte und davon, dass sie sich ihnen anschließen wolle. Dessen ungeachtet, waren die Streiter für Yenu immer noch ein wüster Haufen von Rebellen, denen sie kein Vertrauen entgegenbrachte.
    Als hätten die Krieger Yenus Gedanken gelesen, lösten sich unvermittelt drei Gestalten aus der Menge und kamen auf sie zu. Ängstlich kroch Yenu vom Schilfrohrgitter fort und suchte Zuflucht an der rückwärtigen Wand des Karrens.
    Der Anführer der Streiter trat vor den Käfig.
    »Habt keine Furcht!«, sagte er mit wohlklingender Stimme. »Wir sind nicht eure Feinde.« Dann nahm er ein Messer zur Hand, durchtrennte die Stricke, die den Käfig verschlossen, mit kurzen, kräftigen Schnitten, öffnete die Tür und bedeutete Yenu herauszukommen.
    »Komm, du bist frei!«
    Yenu zögerte. Sie war immer noch misstrauisch, entschied aber, dass es klüger sei, der Aufforderung Folge zu leisten. Auf allen vieren kroch sie aus dem Käfig. Doch kaum, dass sie festen Boden unter den Füßen hatte, versagten ihr die Beine den Dienst. Zwei Krieger waren sofort zur Stelle, stützten sie und führten sie an den Wegrand, damit sie sich setzen konnte.
    »Was ist mit dir?«, fragte einer von ihnen besorgt und deutete auf den Verband an Yenus Arm. »Haben die Kwannen dich verletzt?«
    »Nein …« Yenus Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. Zu lange hatte sie nicht gesprochen und zu ausgedörrt war ihre Kehle, als dass sie dieses eine Wort mühelos hervorbringen konnte. Sie schluckte trocken, holte tief Luft und sagte: »Ich bin von einem Urwar gebissen worden.«
    »Bei Callugars scharfem Schwert, und dann schleppen dich diese Barbaren zum Tempel?« Ein grimmiger Zug umspielte die Mundwinkel des Anführers. Er drehte sich um und rief »Bringt Wasser für die Gefangene! Schnell!« Er deutete auf Miya und wandte sich wieder an Yenu: »Was ist mit ihr?«
    »Sie haben ihr Banbuck gegeben, weil sie sich gewehrt hat«, erklärte Yenu. »Viel Banbuck.« Jemand reichte ihr einen Krug mit frischem Wasser, den sie dankbar annahm.
    »Wir sind Hedero«, fügte sie hinzu, nachdem sie getrunken hatte.
    »Diese elenden Feiglinge!« Der Krieger, der neben dem Anführer stand, spie verächtlich auf den Boden. »Jetzt ist es schon so weit, dass sie die Frauen anderer Stämme verschleppen, um ihre eigenen Töchter vor dem Opfertod zu bewahren.«
    »Du hast Recht, Maimun. Die Not der Menschen treibt furchtbare Blüten.« Der Anführer nickte. »Nimm zwei Krieger und hole die andere Hedero aus dem Käfig. Die Heilerin soll sich ihrer annehmen. Und sag den beiden Freiwilligen, sie sollen sich bereit machen.«
    Maimun nickte und eilte davon.
    »Was habt Ihr vor?« Endlich wagte Yenu die Frage zu stellen, die ihr schon so lange auf der Zunge brannte. »Warum der Überfall und diese Verkleidung?«
    Der Anführer lächelte viel sagend, hockte sich neben Yenu und senkte die Stimme. »Auch wir sind auf dem Weg zum Tempel«, sagte er geheimnisvoll. »Doch ich fürchte, wir sind dort nicht willkommen. Diese Gewänder sind für uns die einzige Möglichkeit, unbemerkt in die Tempelstadt zu gelangen.«
    »Dann wollt auch Ihr dem Einen huldigen?«, fragte Yenu verunsichert.
    »Nun, huldigen würde ich es nicht gerade nennen.« Der Anführer grinste und wog das Messer verheißungsvoll in den Händen. »Aber ich hoffe doch sehr, dass er unseren Besuch so schnell nicht vergessen wird.«
     
     

    ***
     
    Ajana lag im Schatten und starrte auf ihren Wasserschlauch, der schlaff im heißen Wüstensand lag. Der Anblick verschwamm vor ihren Augen. Sie blinzelte, hatte damit aber nur wenig Erfolg. Durst, Hitze, Erschöpfung und Schlafmangel forderten immer nachdrücklicher ihren Tribut und machten aus dem dunklen Lederbeutel ein gestaltloses Etwas auf hellem Grund.
    Wasser!
    Trinken!
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die rissigen Lippen. Dann erinnerte sie sich: Die restlichen Schlucke ihres Wassers hatte sie ihrer Stute gegeben, die unsägliche Qualen litt. Der Sand unter dem Sattel hatte das Fell bis auf die Haut durchgescheuert. Der schaumige Schweiß reizte die Wunden, und sie hatte keine Salbe, um die Schmerzen zu lindern.
    Ajana sammelte ihre Kräfte, reckte sich und blickte über den Kamm der flachen Düne hinweg nach Norden, wo sich am

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