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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Frauen, die versucht hatten, Vhara zu töten, die einzigen Streiterinnen unter den Priesterinnen gewesen. Ihr Tod bedeutete für alle einen herben Rückschlag. Doch mit Suara und Oxana eröffnete sich ihnen nun eine neue Gelegenheit, Antworten auf die drängenden Fragen zu erhalten, die für den bevorstehenden Aufstand von Bedeutung waren.
    Gaard und Samir überschütteten die beiden sogleich mit Fragen zum Ablauf der Festlichkeiten, die der Hinrichtung vorangingen. Doch ehe diese darauf antworten konnten, hob Kiral Einhalt gebietend die Hand.
    »Gemach, gemach, meine Freunde«, sagte er. »Die Nuur haben uns offen und ehrlich Rede und Antwort gestanden und uns zudem einige bedeutsame Neuigkeiten zukommen lassen. Ich bin überzeugt, dass wir ihnen vertrauen können. Bevor sie sich jedoch entscheiden, ob sie uns helfen wollen, haben sie ebenso das Recht zu erfahren, wofür wir kämpfen und was wir planen.«
    Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum.
    Kiral beugte sich über den Tisch und begann seinen Bericht mit einer Frage an Suara und Oxana: »Was glaubt ihr, wie viele Streiter und Getreue des alten Glaubens sich hier in der Tempelstadt befinden?«
    »Fünfhundert?« Suara zuckte mit den Schultern. »Es tut mir Leid, aber ich kann das unmöglich einschätzen.«
    Kiral blickte Oxana fragend an, aber diese schüttelte nur den Kopf.
    »Fünfhundert, glaubst du?«, richtete er das Wort wieder an Suara. »Das ist falsch. Es sind Tausende. Jeder dritte, der dir hier in den Gassen begegnet, ist einer von uns.«
    »Jeder dritte?« Suara pfiff anerkennend durch die Zähne. »Das ist unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass ihr in den Stämmen einen solchen Zuspruch erfahrt.«
    »Niemand weiß davon. Und das ist auch gut so.« Ein diebisches Grinsen umspielte Krials Mundwinkel. »Niemand ahnt, welch ein Heer im Verborgenen bereit steht, die Tyrannen zu stürzen. Ein einziges Wort genügt, und ein Sturm der Verwüstung, wie ihn das Land noch nie gesehen hat, wird über die Tempelstadt hereinbrechen. Und nicht nur hier. Wenn wir siegreich sind, wird sich der Aufstand wie ein Lauffeuer über das ganze Land ausbreiten. Die schwarzen Altäre werden zerstört und die Priesterinnen und ihre Brut getötet werden, wenn sie ihrem Glauben nicht abschwören, auf dass die Alten Götter wieder heimkehren können.« Aus Kirals Worten sprach eine Leidenschaft, wie Suara sie nur selten bei einem Mann erlebt hatte. Es war offensichtlich, wie sehr es ihm danach verlangte, endlich losschlagen zu können und sie spürte, wie sie davon mitgerissen wurde.
    »Wir haben viel gelernt, seit der letzte Aufstand von der Tempelgarde blutig niedergeschlagen wurde«, hörte sie Kiral in ihre Gedanken hinein sagen. Seine Stimme war nun wieder weich und wohlklingend. »Seitdem hat sich immer nur ein kleiner Teil von uns in vereinzelten Scharmützeln gegen die Herrschaft der Priesterinnen aufgelehnt«, fuhr er fort. »Es waren gerade so viele, dass sie uns nicht vergessen konnten, aber dennoch immer das Gefühl hatten, dass ihnen von unserer Seite keine Gefahr drohe.«
    »Derweil haben wir im ganzen Land heimlich Verbündete angeworben«, ergänzte Gaard grinsend Kirals Ausführungen. »Das war nicht allzu schwer. Die Menschen haben es satt, tagaus, tagein in Todesfurcht zu leben. Sie wollen nicht länger tatenlos zusehen, wie man ihnen ihre Kinder entreißt, um sie dem Einen zu opfern. Nach Hunderten von Wintern ist auch dem Letzten endlich klar geworden, dass König Sanforan dereinst die Wahrheit sprach, als er verkünden ließ, dass der Eine kein anderes als nur sein eigenes Wohl im Sinn habe. Es hat lange gedauert, bis das Volk begriff, welch hinterhältiger Täuschung unsere Ahnen damals anheim fielen. Jetzt sind sie bereit, für ihre Freiheit zu kämpfen.«
    »Aber das Volk fürchtet sich vor der Macht des Blutgottes«, wandte Suara ein, die sich nicht vorstellen konnte, dass wirklich so viele den Mut hatten, gegen die Priesterinnen aufzubegehren. »Seit der großen Schlacht hat es kaum noch Aufstände gegeben. Die wenigen, die es wagten, die Stimme gegen den Blutgott und seine Priesterinnen zu erheben, zahlten dafür mit ihrem Leben. Andaurien ist ausgeblutet. Es gibt keine Krieger mehr. Die Menschen hier sind demütig und schwach. Ihr Handeln ist von Furcht bestimmt. Sie ducken sich lieber, als aufzubegehren.«
    »Sie haben Angst«, nahm Kiral die Bemerkung auf. »Das ist wahr. Aber schwach sind sie nicht. Wenn die Verzweiflung groß genug ist, kann

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