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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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auch Angst die Massen nicht mehr zurückhalten.« Er ballte die Fäuste. »Wenn du eine Schlange töten willst, musst du ihr den Kopf abschlagen«, erklärte er leidenschaftlich. »Welcher Augenblick wäre dafür besser geeignet als dieses Opferfest, zu dem alle Priesterinnen des Landes erwartet werden?« Er machte eine Pause, um Atem zu schöpfen, und fuhr dann fort: »Es war unglaublich schwer, unsere zahlreichen Getreuen die langen Mondwechsel bis zum großen Opferfest ruhig zu halten. All die jungen Hitzköpfe, die am liebsten sofort losschlagen würden. Väter und Mütter, denen allein der Gedanke an Rache und Vergeltung noch Trost spendet … Geduld ist nicht jedermanns Stärke. Aber wir haben es geschafft. Auch wenn die Hohepriesterin nun durch das unüberlegte Handeln einer einzelnen Streiterin vorgewarnt ist und in der ganzen Tempelstadt nach uns suchen lässt, so kennt sie doch nicht das wahre Ausmaß der Bedrohung.« Kiral grinste siegessicher. »Dieses wird sie erst am Tag der Hinrichtung zu spüren bekommen – und dann wird es zu spät sein.«
    »Sprichst du von der Priesterin, die versucht hat, Vhara zu töten?« fragte Suara. »Und von jener, die sich selbst richtete, um die anderen nicht zu verraten?«
    »Wir hatten die beiden heimlich bei den Priesterinnen untergebracht.« Kiral nickte, schüttelte dann aber betrübt den Kopf. »Ich fürchte, sie waren noch zu jung und unerfahren für diese Aufgabe.«
    »Sie waren sehr mutig«, sagte Suara. »Das ehrt sie.«
    »Ja, das …«
    Es klopfte.
    Dreimal kurz, zweimal lang.
    Fotio zog das Kurzschwert, ging zur Tür und öffnete. Ein Schwall frischer Luft flutete in den stickigen Raum, gefolgt von einem Jungen, der kaum mehr als zehn Winter zählen mochte. Er war nass, verdreckt und völlig außer Atem.
    »Jarmils Trupp ist von den Tempelkriegern entdeckt worden«, stieß er nach Luft ringend hervor. »Sie haben die Waffen gefunden. Es gab einen Kampf … Keiner hat überlebt.«
    »Blut und Feuer!« Kiral ballte die Fäuste. »Keiner?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Verdammt.« Kiral ließ die Faust auf die Tischplatte krachen. »Die tapferen Streiter werden uns fehlen. Und hier in der Stadt werden rund zweihundert Getreue ohne Waffen sein. Eine Lücke, die kaum noch zu schließen sein wird.« Er verstummte und wandte sich nach einem Augenblick des Schweigens wieder dem Jungen zu.
    »Ich danke dir«, lobte er. Bemüht, sich seine Bestürzung nicht anmerken zu lassen, warf er dem Jungen eine Silbermünze zu und hielt ein Kupferstück zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe. »Sag mir, sind Kaloc und Jarmil unter den Toten?«
    »Es war dunkel, Herr«, erwiderte der Junge ehrlich. »Von meinem Versteck aus zählte ich neunundzwanzig Tote. Die Gesichter konnte ich nicht erkennen.«
    »Schon gut.« Kiral warf dem Jungen die Kupfermünze zu. »Du bist ein guter Kundschafter, Jem. Und wenn du auch schlimme Kunde bringst, so ist die bittere Gewissheit immer noch besser als eine Hoffnung, die sich nie erfüllt.«
    »Für Callugar.« Der Junge schlug die geballte Faust nach Art der Streiter auf die Brust, deutete ein Kopfnicken an und schlüpfte wieder hinaus. Fotio schloss Tür und Riegel und kehrte an den Tisch zurück. Aber noch ehe jemand etwas sagen konnte, klopfte es erneut.
    Dreimal kurz, zweimal lang.
    Im ersten Augenblick dachte Suara, der Junge käme zurück. Dann erkannte sie, dass die Klopfzeichen von einer Tür auf der anderen Seite des kleinen Raums kamen.
    »Das ist Rogan.« Obwohl er sich dessen sicher schien, ging Fotio wieder mit gezücktem Kurzschwert zur Tür.
    »Du kannst das Schwert einstecken«, tönte es aus dem Tunnel, noch während er die Tür öffnete. Gleich darauf betraten drei Männer den Raum und klopften sich hustend den Staub aus den Gewändern. Den Ersten erkannte Suara als den Mann, dem sie am Götterbaum begegnet waren, die anderen sah sie zum ersten Mal. Kiral hingegen standen Freude und Überraschung ins Gesicht geschrieben.
    »Jarmil, Kaloc!«, rief er aus und begrüßte die beiden mit einer überschwänglichen Umarmung. »Den Göttern sei Dank, ihr lebt!«
    »Sollten wir nicht?« Jarmil grinste. »Kaloc ist ein hervorragender …« Binnen eines Augenblicks gefror sein Lachen, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. »Die anderen!«, stieß er hervor. »Was weißt du von ihnen?«
    »Jarmil, mein Freund, ich habe schlimme Kunde.« Kiral legte ihm mitfühlend den Arm um die Schultern, führte ihn zum Tisch und schenkte

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