Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
Verwundert schaute er sie an.
    Ajana rang nach Luft. Ihre Wangen glühten. »Keelin.« Das Wort entfloh ihr wie ein erstickter Hilferuf. Sie hatte das Gefühl zu ertrinken. Wie oft hatte er sie schon so in seinen Armen gehalten, wie oft war sie ihm schon so nah gewesen – und dennoch … Niemals zuvor war es so gewesen wie in diesem kostbaren Augenblick. Die Sehnsucht schien überall zu sein, in den Ästen des Baums, im Gras, in der Luft, ja selbst in den Sternen. So mächtig, so erdrückend, dass sie glaubte, es nicht länger ertragen zu können.
    »Keelin. Es … es tut mir Leid«, presste sie atemlos hervor. In ihren Augen standen Tränen.
    »Nicht doch. Nicht du.« Keelin schüttelte heftig den Kopf. Seine Hände kühlten ihre Wangen. »Ich allein bin schuld an dem, was geschehen ist«, sagte er. »Ich habe dich verletzt, obwohl ich doch stets nur das Beste für dich will. Ich hatte Sorge, dass du hier in Nymath nicht glücklich werden würdest, und dachte, der Abschied würde dir leichter fallen, wenn ich mich von dir trenne. O Ajana, es tut mir so Leid. Verzeih …«
    »Schscht …!« Ajana legt ihm sanft den Finger auf die Lippen. »Nicht jetzt. Nicht hier!«, hauchte sie. Sie spürte den unbändigen Zug des Lichts in ihrem Innern, den Fluss des Lebens, rauschend und wild – Fuginors Feuer, verlangend und verzehrend … Und in seinen Augen erkannte sie, dass auch er es fühlte.
    Diese Nacht gehörte ihnen. Ihnen ganz allein.
    Ajana schloss die Augen, als seine Lippen ihren Mund berührten, erst sanft und schüchtern, dann hungrig und verlangend. Sie spürte seine Hitze und stand doch selbst in Flammen. Eng umschlungen sanken sie ins Gras. Wie Fuginor und Emo in glühender Leidenschaft vereint, gaben sie sich ganz den Gefühlen hin, die sie alles andere vergessen ließen.
     
     

    ***
     
    »Sterbliche.« Asza löschte das Bild in Callugars Brunnen und wandte sich ab. Der Anblick der Liebenden weckte Erinnerungen in ihr, die sie noch immer zu verdrängen suchte. Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit unter den Menschen, an das Wunder der Liebe und an einen jungen Mann, den sie wie keinen anderen begehrt hatte. Sie wusste um die Macht der Liebe, und genau das war es, was ihr Sorgen bereitete.
    Und wenn wir scheitern?, dachte sie bei sich. Wenn diese Nacht die beiden so stark verbindet, dass sie nicht mehr gehen will? Der Gedanke kam ihr ganz unvermittelt. Seit sie den Wanderer aus den Nebeln befreit und Ajana das Leben gerettet hatte, war ihr Blick stets nach vorn gerichtet, hatte sie Pläne geschmiedet und wieder verworfen, kleine Erfolge erzielt und ebensolche Rückschläge erlitten. Ohne Unterlass hatte sie darüber nachgesonnen, wie sie der Schreckensherrschaft von Asnars verkommenem Sprössling ein Ende setzen könnte. Sie wünschte sich sehnlichst, dass die Menschen in Nymath und Andaurien wieder in Frieden leben und sich ihren rechtmäßigen Göttern zuwenden konnten. Doch ihre Macht allein reichte nicht aus, das zu bewirken.
    Ohne die Hilfe der Menschen – ohne Ajanas Hilfe – würde sie scheitern. Den Ulvars zu töten, um Ajana nach Andaurien zu locken, war ein guter Plan gewesen. Kriege forderten Opfer, und dies war ein Krieg. Ajana den Traum über ihre verzweifelten Eltern zu senden hatte ein Übriges getan, um ihren Entschluss zu festigen.
    Asza ballte die Fäuste. Diese eine Liebesnacht jedoch vermochte all das, was sie so sorgsam eingefädelt hatte, mit einem Handstreich zu zerstören. So kurz vor dem Ziel durfte Ajana nicht schwankend werden. Sie musste die Tempelstadt erreichen und die für sie bestimmte Aufgabe erfüllen. Entschlossen löste sich Asza von der Bank ihrer Mutter und ging zurück zum Brunnen. Gegen die Liebe war sie machtlos, aber so leicht würde sie nicht aufgeben. Es gab noch viele Möglichkeiten in diesem Spiel, und es war noch nicht zu spät.

 

     
     
     
     
     
    Im verborgenen Treffpunkt der Streiter Callugars herrschte zuversichtliche Stimmung.
    Nachdem Suara ausführlich beschrieben hatte, wie die Felis in die Hände der Priesterinnen gelangt war, hatte auch der letzte der Anwesenden sein Misstrauen abgelegt und sich dafür ausgesprochen, die beiden falschen Priesterinnen in ihre Pläne einzuweihen.
    Alle waren sich einig, dass es ein glücklicher Zufall war, der die Nuur mit den Streitern zusammengeführt hatte. Letifa war sogar der festen Überzeugung, dass die Götter selbst das scheinbar zufällige Zusammentreffen veranlasst hatten.
    Offenbar waren die beiden

Weitere Kostenlose Bücher