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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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unbeirrt.
    »Ich weiß.« Inahwen nickte bedächtig. »Es ist unvernünftig und gefährlich, aber ich habe nichts anderes erwartet.« Sie lächelte Ajana zu. »Gegen die Kraft der Liebe war die Vernunft schon immer machtlos.«
     
     

    ***
     
    »Asza, kommt her! Eilt Euch!«
    Niemals zuvor hatte die junge Göttin den Wanderer so aufgewühlt gesehen. Er, der stets besonnen und ruhig wirkte, kam mit schnellen Schritten zu ihr an den Brunnen und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    »Kommt schnell.«
    »Was gibt es?« Asza, die das rege Treiben um den Götterbaum aufmerksam beobachtete, blickte erstaunt auf.
    »Callugar!«, stieß der Wanderer hervor. »Es tut sich etwas. Seht selbst.«
    Asza folgte ihm quer durch die Halle zur größten der Ruhebänke, wo sich Callugar, der mächtige Schicksalslenker, Seite an Seite mit Tyra, seinem Weib, zur Ruhe gelegt hatte.
    Dort angekommen, hielt sie überrascht inne.
    »Ihre Gebete werden erhört!«, sagte sie und berührte voller Ehrfurcht den wuchtigen Beidhänder, den Callugars behandschuhte Fäuste auch im Schlaf umklammert hielten. Die Klinge war kühl und glatt. Kein Stein trübte mehr den Glanz der ehernen Waffe, das Zeichen der Macht. Auch die Kettenringe der Handschuhe blitzten schon unter der grauen Hülle hervor. Und der Prozess setzte sich weiter fort. Unter Aszas staunenden Blicken löste sich Ring für Ring langsam aus der Jahrhunderte währenden Starre.
    »Wie lange noch?« Ihre Stimme bebte vor Aufregung, als sie den Wanderer ansah.
    »Zwei Tage, vielleicht auch nur einer.« Nachdenklich neigte er das Haupt. »Es kommt darauf an, wie viele Gebete ihn noch erreichen.«
    »Das dauert zu lange.« Asza stieß einen leisen Fluch aus. »Dabei beten sie zu ihm wie niemals zuvor. All die tapferen Krieger, die der Rebellion entgegenfiebern und um Beistand bitten, all die armen Seelen, die auf ihre Hinrichtung warten und auf Rettung hoffen, und all jene, die in den Dörfern um den geplanten Aufstand wissen und bangen Herzens der Entscheidung harren … Sie alle beten zu Callugar und flehen ihn um Hilfe an. Ihr Rufen bleibt nicht ungehört, und doch wird er zu spät kommen.«
    »Was können wir tun?«, fragte der Wanderer ratlos.
    »Nichts!« Asza schüttelte betrübt den Kopf. »In diesem Fall sind auch uns die Hände gebunden. Wir können nur hoffen und warten.«
     
     

    ***
     
    In dem kleinen Kellerraum der Streiter herrschte gespannte Ruhe.
    Die ganze Nacht hindurch hatten die Anführer der einzelnen Rebellengruppen beisammen gesessen und versucht, einen Schlachtplan für den kommenden Tag zu entwickeln.
    Suaras Bericht hatte ihnen dabei wertvolle Hinweise gegeben. Sie wussten nun, was wann und wo geschehen würde, und konnten sich ein ungefähres Bild davon machen, wie die Tempelgarde auf dem Platz vor dem Götterbaum Aufstellung nehmen würde. Eine nicht einzuschätzende Gefahr ging dabei von den Ajabani aus, die sich, dessen waren sich alle sicher, unter die Zuschauer mischen würden. Doch dieses Wagnis mussten die Streiter in Kauf nehmen.
    Niemals wieder würden vor Ablauf eines Jahres so viele Menschen zusammenkommen, würden so viele Priesterinnen zugegen sein und das ganze Aufgebot der Tempelgarde vereint auf einem Platz stehen.
    »Hat noch jemand eine Frage?«, richtete Kiral das Wort abschließend an die Versammelten. Er war müde und erschöpft, doch das tat seiner Entschlossenheit keinen Abbruch.
    Verneinendes Gemurmel wurde laut.
    »Gut, dann sollten wir jetzt aufbrechen und die Pläne mit unseren Getreuen besprechen. Sag ihnen, sie sollen warten, bis Suara und Oxana ihre Pfeile abgeschossen haben. Wenn der Bogenschütze getroffen zusammenbricht, greifen wir an.« Er erhob sich und blickte die anderen mit einer Mischung aus Trauer und Stolz an.
    Welchen dieser tapferen Männer werde ich am Ende des Tages Wiedersehen?, dachte er wehmütig, drängte die aufkommende Besorgnis aber sofort zurück. Solche Gedanken waren kurz vor der entscheidenden Schlacht nicht angebracht.
    »Möge Callugar schützend die Hand über euch halten«, sagte er zum Abschied. »Mögen eure Pfeile die Diener des Blutgottes treffen und jene verschonen, die reinen Herzens sind. Mögen eure Schwerter blutige Rache nehmen für all das, was sie uns angetan haben. Mögen eure Herzen frei sein von Furcht, und mögen unsere Gebete erhört werden.«
    »Im Namen Callugars«, kam die Antwort aus aller Munde, und mehr als ein Dutzend Fäuste reckten sich zum Zeichen des Sieges in die Höhe. Ein paar

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