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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die Klinge in die Brust zu rammen.
    Noch nicht!
    Hinter den wirbelnden Gedanken und dem pulsierenden Rauschen des Blutes, das ihr rasender Herzschlag wie wild durch den Körper pumpte, erhob sich eine leise mahnende Stimme.
    Nicht jetzt!
    Es war die Stimme der Vernunft, die versuchte, Faizah davon abzuhalten, ihren Gefühlen nachzugeben.
    Warte!
    Warten? Warum warten? Alles in Faizah schrie danach, sofort Rache zu nehmen. Jetzt und hier, wo die verhassten Stammesfürsten es am allerwenigsten erwarteten, würde es ihr am ehesten gelingen, zumindest einen von ihnen zu töten, ehe man ihr das Messer entwand.
    Warte noch!
    Die innere Stimme gab keine Ruhe. Inmitten des Gefühlssturms erinnerte sich Faizah ganz unvermittelt an Worte, die Oona einmal zu ihr gesagt hatte: Geduld ist die Tugend des Jägers. Nicht die erste Gelegenheit ist auch immer die beste.
    Nicht jetzt!
    Faizah verstand. Ihr Puls raste und ihr Atem ging stoßweise, doch die Gefahr, etwas Unbedachtes zu tun, war gebannt, und es gelang ihr, das Augenmerk wieder auf das zu richten, was kaum dreißig Schritte entfernt vor sich ging. Dort hatte es ganz den Anschein, als wollten die Stammesfürsten die Angehörigen der Vereinigten Stämme zu dem unbekannten Ziel begleiten.
    Also doch ein Tribunal, wie Oona es erwähnt hatte? Faizah runzelte die Stirn, dann atmete sie tief durch. Gleich welches Ziel die Fremden auch haben mochten, sie würde ihnen folgen.
     

     
    Tiefrot wie ein riesiger Feuerball erhob sich die Sonne über der endlosen roten Weite der Nunou. Keine Wolke trübte das makellose Blau des Himmels. Der Rauch der ersten Herdfeuer stieg in der windstillen Luft senkrecht zum Himmel empor, und selbst die Windspiele aus Schilfrohr schwiegen, während das Leben in den Hütten Udnobes zögernd erwachte.
    Die kühle Morgenluft war noch sehr verhalten von den anschwellenden Geräuschen einer Stadt erfüllt, deren Bewohner langsam ihr Tagwerk begannen. In einem der kuppelartigen Bauten aus Lehmziegeln weinte ein Kind, andernorts klapperten Töpfe, und aus einer der Hütten erklang lauthals der Streit zweier Frauen in der alten Mundart der Uzoma, die nun wieder ungestraft gesprochen werden durfte.
    Ulan saß wie an jedem Morgen in dem geflochtenen Korbstuhl nahe dem Feuer, um die nächtliche Kälte aus seinen alten Knochen zu vertreiben, und beobachtete, wie Jamzhe, die älteste seiner vier Frauen, über den Flammen das Morgenmahl zubereitete. Weiter hinten in dem einzigen großen Raum der Hütte nährte Anao, Ulans jüngste Gemahlin, ihren vier Monate alten Säugling, während sich seine beiden anderen Frauen auf den Weg zum Brunnen machten, in der Hoffnung, dort noch etwas Wasser zu schöpfen.
    Ulan seufzte und schloss die Augen, um die behagliche Wärme des Feuers noch eine Weile zu genießen, wohl wissend, dass die Sorgen und Nöte des Hunger leidenden Volkes bald wieder Einzug in sein Leben halten würden.
    Mit der Vertreibung der Hohepriesterin und dem Ende der Blutopfer hatten sich die Uzoma nicht nur von dem dunklen Gott abgewandt, sondern auch dessen Zorn heraufbeschworen. In seiner Wut über das abtrünnige Volk ließ er die Brunnen Udnobes binnen kürzester Zeit versiegen und das Korn auf den Feldern verdorren. Die Nutztiere der Uzoma waren von einer plötzlichen Seuche dahingerafft und alle Vorräte von einem giftigen Schimmelpilz befallen worden.
    Selbst jetzt noch war Ulan davon überzeugt, recht gehandelt zu haben. Aber der Preis für die Freiheit war hoch, und die Zahl derer, die ihm unerschütterlich zur Seite standen und ihm die Treue hielten, schwand zusehends dahin.
    Angesichts der Not, die das Volk erleiden musste, brachten die Ersten bereits wieder Blutopfer dar, um den Zorn des einen Gottes zu besänftigen. Die Uneinigkeit darüber, welches der bessere Weg war, begann das Volk wiederum in zwei Lager zu spalten.
    Ulan hustete trocken. Er war alt und gebrechlich. Nicht mehr lange, dann würde er den Weg zu seinen Vätern und Vorvätern antreten. Sein Streben galt jedoch nicht ihm selbst; die Jungen waren es, um die er sich sorgte.
    Die schmatzenden Geräusche seines saugenden Sohnes erschienen ihm in diesen düsteren Zeiten wie ein Sinnbild neuen Lebens, doch sie führten seine Gedanken auch zu jenen, die gegangen waren: zu den vierzehn Söhnen und Töchtern, die seine vier Frauen ihm geboren hatten. Es dauerte eine Weile, ehe er sich all ihre Namen in sein altersmüdes Gedächtnis rufen konnte, und er bemerkte betrübt, dass der Strom

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