Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin
Augen offenbarte.
Fassungslos ließ Keelin den Bogen sinken. »Abbas?«
Ajana war sprachlos. Abbas! Es war wirklich und wahrhaftig Abbas, der totgeglaubte Wunand-Küchenbursche, der schmerzlich vermisste Freund und heldenhafte Lebensretter, der ihnen hier, am Ende der Welt, mitten in der Wüste auf einem schwarzen Uzomarappen entgegenritt.
Es war ein Wunder!
Mit klopfendem Herzen beobachtete Ajana, wie Keelin von seinem Talpunga sprang und auf Abbas zueilte, der ebenfalls abgestiegen war und ihm freudestrahlend entgegenkam.
Und während die anderen noch damit rangen, die Schicksalhafte Begegnung zu verstehen, schlossen sich die beiden Freunde überglücklich in die Arme.
Was Abbas zu berichten wusste, nahm alle gefangen. An einen Aufbruch war nicht mehr zu denken.
Ajana sah noch, wie die beiden anderen Uzoma mit ihren Pferden auf die Stammesfürsten zuhielten, dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit ganz dem jungen Wunand und lauschte gebannt seinen Worten. Eindringlich und bildhaft erzählte Abbas ihnen von seinem aussichtslosen Kampf gegen die Uzoma, in dessen Verlauf Maylea die Flucht gelungen und er schwer verletzt worden war. Dann berichtete er von seiner Befreiung aus dem Verließ der Hohepriesterin, nachdem diese von den Uzoma vertrieben worden war, und seine anschließenden Sklavendienste für einen der Stammesältesten. Schließlich beschrieb er die verheerenden Feuer in Udnobe, das die Uzoma dazu gezwungen hatte, nach der geheimnisvollen grünen Insel in der Wüste zu suchen. Der Bericht war so spannend und mitreißend, dass Ajana darüber selbst ihren Kummer um Faizah für eine kurze Weile vergaß.
»Udnobe ist verbrannt?«, unterbrach Bayard schließlich Abbas’ Redeschwall. »Die Hauptstadt der Uzoma ist völlig zerstört?«
»Es gibt keine Hütte, die nicht ausgebrannt ist.« Abbas nickte. »Die Uzoma haben alles verloren.«
»Aber warum?« Nachdenklich fuhr sich Bayard mit der Hand über den Bart. Er sprach es nicht aus, aber Ajana spürte, dass er bereits eine Vermutung hatte. »Warum Udnobe?«
»Sie sagen, es sei der Fluch des Blutgottes«, versuchte Abbas sich an einer Erklärung. »Sie glauben, es ist die Strafe dafür, dass sie sich von ihm losgesagt haben, seinen Tempel zerstört und seine Priesterin in die Wüste gejagt haben.«
»Sie haben dem dunklen Gott abgeschworen?« Inahwen war Abbas’ Bericht aufmerksam gefolgt, doch diese Neuigkeit war selbst für sie unfassbar. »Alle? Und sie haben seinen Tempel zerstört?«
»Es ist, wie ich es sage!« Abbas nickte. »Wäre die Priesterin noch die Herrscherin über Udnobe, stünde ich jetzt nicht hier.« Fast unmerklich huschte ein Schatten über sein Gesicht, doch dann hellte sich seine Miene wieder auf, und er fuhr fort: »Die Stammesältesten wussten meine Dienste wohl zu schätzen und ließen mich am Leben.« Sein Blick schweifte über die Gesichter der Zuhörer und verharrte auf Maylea, als er sagte: »Ich bin so glücklich, euch alle wieder zu sehen.«
Maylea schenkte ihm ein freudestrahlendes Lächeln. »Und ich bin glücklich, dass du noch am Leben bist«, erwiderte sie aus ganzem Herzen. »Ich fühlte mich so schuldig und …«
In diesem Augenblick näherten sich von hinten Schritte. Ein jeder wandte sich um. Hinter ihnen standen die beiden Stammesfürsten und die zwei Frauen, denen Abbas auf der Suche nach Wasser gefolgt war.
Ihre Gesichter waren von großem Kummer und tiefer Trauer gezeichnet. »Udnobe ist zerstört«, presste der ältere Stammesfürst so mühsam hervor, als kämpfe er darum, die Haltung zu bewahren. »Viele starben. Wer überlebte, ist dem Tode nah.« Er schluckte schwer, schaute Bayard an und fragte: »Können wir offen miteinander reden?«
Wie Ajana waren auch die anderen von der Unterredung ausgeschlossen, die Bayard und der Stammesfürst miteinander führten. Nach anfänglichem Zögern hatte sich der Katauren-Heermeister schließlich, wenn auch argwöhnisch und vorsichtig, zu einem Gespräch unter vier Augen bereit erklärt. Keiner wusste eine vernünftige Erklärung dafür, warum sich der Uzoma überraschend gesprächsbereit zeigte, und alle waren erstaunt, dass sich die Unterredung so endlos in die Länge zog.
Schließlich hielt Abbas die Ungewissheit nicht mehr aus und eilte zu seinen beiden Begleiterinnen, die in angemessener Entfernung bei dem anderen Stammesfürsten warteten. Doch weder Anao noch Wanaa konnten ihm Aufschluss über die weiteren Pläne geben.
»Sie sagen, dass Kruin
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