Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin
fragte: »Wie steht ihr dazu?«
»Wenn er trauert, ist mir das nur recht«, meldete sich Maylea als Erste zu Wort. »Auch in Nymath trauern unzählige Familien um ihre Kinder. Denkt nur an das Massaker von Lemrik!« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin dagegen!«
»Ich auch!« Artis gab sich nicht einmal die Mühe einer Begründung. »Und du, Tarun?«, wandte sich Bayard an den Fath-Heermeister.
»Ich bin Krieger«, erwiderte dieser. »Es ist meine Pflicht, mein Land vor den Uzoma zu beschützen, doch anders als ihr habe ich keine persönlichen Verluste in diesem Krieg zu beklagen. Ich habe keine Fehde mit dem Stammesfürsten und denke, dass wir bei dem, was uns bevorsteht, jedes zusätzliche Schwert gut gebrauchen können.«
»Was ist mit dem anderen und den beiden Frauen?«, warf Artis ein. »Wollen die drei etwa auch mit?«
»Sie beraten sich noch.« Bayard hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
»Ob zwei oder vier, tut nichts zur Sache«, meinte Tarun. »Vier Schwerter kämpfen besser als eines.«
»Der Stammesfürst ist in der Wüste aufgewachsen und kennt sich in der Nunou aus«, gab Inahwen zu bedenken. »Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass sein Wissen für uns von unschätzbarem Wert sein könnte.«
»Seine Nähe könnte für uns aber auch tödliche Folgen haben«, bemerkte Artis spitz.
»Wie ein überraschender Sandsturm oder versteckter Treibsand, den wir aus Unkenntnis nicht rechtzeitig bemerken«, hielt Inahwen ihm entgegen und bekam unerwartet Unterstützung von Keelin. »Horus sieht viel«, sagte der junge Falkner. »Doch ist die Wüste auch für ihn ein unbekanntes Gebiet, in dem er nicht jede Gefahr sicher einzuschätzen vermag.« Er nickte Inahwen zu. »Auch mir wäre wohler, einen erfahrenen Führer unter uns zu wissen.«
»Aber nur, wenn sie das Todesurteil aufheben und Faizah mit den Wegfindern ins Tal der Vaughn zurückkehren lassen.« Ajana warf einen bangen Blick in Richtung der untergehenden Sonne. Sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, um Faizah das Leben zu retten, und war entschlossen, die günstige Gelegenheit für einen Handel zu nutzen.
Bayard nickte. Offenbar hatte er mit einer ähnlichen Antwort ihrerseits gerechnet. »Diese Forderung werde ich jedoch in deinem Namen vortragen«, meinte er. »Ich werde mich hüten, noch einmal einem Uzoma – und wenn es nur eine Kurvasa ist – das Leben zu retten.«
»Ist es denn schon beschlossen?«, fragte Artis. »Was ist mit dir, Bayard? Willst du ihm wirklich gestatten, uns zu begleiten – nach allem, was geschehen ist?«
Der Katauren-Heermeister schwieg eine Weile, als müsse er die Antwort erst sorgfältig abwägen, nickte aber dann und gab mit fester Stimme zu verstehen: »Ja, das werde ich! Inahwen hat es bereits dargelegt. Wir sind nicht kundig genug für dieses Land und würden sehr viel schneller vorankommen, wenn er sein Wissen in den Dienst der gemeinsamen Sache stellt.«
»Aber nur er allein!« Es war deutlich zu spüren, wie wenig Artis die Entscheidung der anderen billigte. »Einen Uzoma im Rücken zu wissen, ist wahrlich gefährlich genug.«
So wurde es beschlossen.
Bayard teilte Kruin die Entscheidung mit, der seinerseits bekannt gab, dass die beiden Frauen und Char, der zweite Stammesfürst, nach Udnobe zurückreiten würden, um den Uzoma dort wie geplant die Kunde vom Rückzug des Heeres und vom Tod des Whyono zu überbringen. Zum Dank für sein Vertrauen schenkte Kruin Bayard eines der reiterlosen Uzomapferde, um ihm die Schmach eines Talpungaritts zu ersparen, und gestand Abbas das Recht zu, bei den Kriegern der Vereinigten Stämme zu bleiben, indem er ihn von allen Zwängen und Pflichten eines Kurvasa befreite.
Ajanas Forderung, Faizah Gnade zu gewähren, kamen die Stammesfürsten hingegen nur widerstrebend nach. Kruin und Char schienen uneins darüber, was mit der Kurvasa geschehen sollte, und führten darüber einen heftigen Streit in der Sprache der Uzoma. Am Ende war es Kruin, der die Auseinandersetzung für sich entschied und verfügte, dass Faizah Gnade gewährt werde.
Überglücklich eilte Ajana zu Faizah, um ihr die frohe Nachricht zu überbringen, doch die junge Kurvasa war von der Hitze bereits so geschwächt, dass sie die Botschaft kaum richtig wahrnahm.
Ajana war zutiefst erschüttert über Faizahs bemitleidenswerten Zustand. Ghan und Nahma versicherten ihr jedoch, sich gut um sie zu kümmern und sie wohlbehalten ins Tal zurückzubringen, sodass Ajana
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