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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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neues, friedliches Leben zu beginnen.
    Auch Inahwen hatte sich kriegsmüde gezeigt. Die vielen Toten und das Leid der Menschen müssten endlich ein Ende haben, hatte sie einmal zu Ajana gesagt und geäußert, dass es am Pass erste Überlegungen gebe, mit dem Uzomaheer eine Art Waffenstillstand zu schließen, um weiteres sinnloses Töten zu verhindern.
    Beide, Kruin und Inahwen, hatten den Gedanken eines Tribunals unter der Führung der Vaughn sehr begrüßt und bedauert, dass es nicht hatte stattfinden können.
    Ajana hatte gespürt, wie tief verwurzelt die Sehnsucht nach einem dauerhaften Frieden zwischen den Völkern war, doch solange der Nebel noch über dem Arnad stand und das Volk der Uzoma spaltete, waren die Aussichten auf eine friedliche Lösung mehr als fraglich.
    Der Schlüssel zum Frieden lag in ihrer Hand.
    Langsam stand Ajana auf. Sie hatte sich entschieden und verspürte keine Furcht. Die anderen ahnten nichts von ihren Gedanken. Sie würden es ohnehin nicht verstehen. Schlimmer noch, sie würden versuchen, sie umzustimmen, und alles daransetzen, sie davon abzuhalten.
    Aber die Zeiten, in denen Ajana sich widerspruchslos in ihr vorherbestimmtes Schicksal fügte, sollten endgültig der Vergangenheit angehören. Es gab nichts mehr, was sie daran hindern konnte, ihren Gefühlen nachzugehen und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
    Was hatte sie noch zu verlieren? Sie hatte doch schon alles verloren. Ohne den Blick von der Nebelwand abzuwenden, tat sie einen Schritt auf das Ufer zu.
    Früher einmal hatte sie sich viele Gedanken gemacht und sich ängstlich gefragt, wie es wohl sein mochte zu sterben. Doch jetzt, da der Augenblick nahte, der ihr die Antworten darauf geben würde, war sie ruhig und gefasst.
    Ein weiterer Schritt brachte sie noch näher an das Ufer heran, und obwohl das Feuer nur eine Illusion war, glaubte sie, die Hitze der Flammen zu spüren.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, nahm sie das Amulett ab und ließ es achtlos zu Boden fallen. Sie wusste um die Bedeutung der Schutzrune Algiz und fürchtete, diese könne ihr Vorhaben im entscheidenden Augenblick gefährden.
    Ajana nahm das leise Klirren, mit dem die Kette und das Kleinod zu Boden glitten, fast beiläufig zur Kenntnis. Das Runenamulett war nicht mehr wichtig. Nichts war mehr wichtig.
    Inzwischen stand sie so dicht vor dem Nebel, dass sie nur die Hand ausstrecken musste, um ihn zu berühren. Sie spürte Wasser an ihren Füßen und die unerträgliche Hitze der Flammen auf der Haut.
    Noch zwei Schritte!
    Ajana schloss die Augen. Sie war bereit. Ein letztes Mal atmete sie tief durch und …
    »Ajana! Nicht!« Keelins Stimme gellte zu ihr herüber, und obwohl sie bereits auf dem Weg war, wandte sie sich noch einmal um und sah, wie er sie entsetzt anstarrte.
    Keelin! Ihn zu verlassen fiel ihr am schwersten. Sie liebte ihn mehr, als sie es ihm je gezeigt hatte. Doch gerade deshalb musste sie gehen. Was wäre das für ein Leben? Die Schuld, die sie mit der Magie der Nebel auf sich geladen hatte, würde die Liebe zu ihm auf Dauer schwer belasten. Am Ende würde sie vermutlich daran zerbrechen.
    Keelin hatte wahrlich etwas Besseres verdient als eine schwermütige Gefährtin, die tagein, tagaus mit dem Schicksal haderte. Obwohl es Ajana schmerzte, dass sie ihm all dies nicht hatte sagen können, wusste sie doch, dass ihre Entscheidung richtig war. So sah sie den jungen Falkner nur schweigend an. Es war ein Blick voller Liebe und Traurigkeit, der keiner Worte bedurfte – ein Blick des Abschieds.
     

     
    Eine eisige Faust griff nach Keelins Herz, als er sich umblickte und zum Arnad schaute, wo Ajana langsam auf das Ufer zuging.
    »Was tut sie da?« Abbas war seinem Blick gefolgt. Doch im Gegensatz zu Keelin, den jäh ein lähmendes Entsetzten gepackt hatte, schien der junge Wunand lediglich verwundert zu sein.
    Keelin antwortete nicht. Er ahnte, was geschehen würde, sein Verstand weigerte sich jedoch, es anzunehmen. Ajana würde doch niemals … niemals …
    Noch während er dies dachte, wurde ihm bewusst, dass er sich irrte. Ajana war fest entschlossen, in die Nebel hineinzugehen.
    »Ajana! Nicht!« Niemals zuvor hatte sich der junge Falkner so hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick, da ihm klar wurde, wie ernst es ihr war, und er erkannte, dass er es nicht mehr würde verhindern können.
    Ajana schien seinen Ruf gehört zu haben. Sie wandte sich ihm zu und sah ihn an. Eine große Traurigkeit lag in ihrem Blick, aber auch eine

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