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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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den Kopf schüttelte.
    Keelin tat, als bemerke er es nicht, und sprach unbeirrt weiter. »Ihm ist auch dieser seltsame Mann begegnet, von dem du mir einmal berichtet hast. Erinnerst du dich? Der mit dem Hut und dem dunklen Umhang. Er stand auf einer Düne und betrachtete die Feuerwand, dann war er urplötzlich verschwunden. Selbst Horus konnte ihn nicht …«
    »Genug jetzt!«, unterbrach Inahwen den jungen Falkner streng. »Zum Reden ist später noch Zeit. Ajana soll erst wieder zu Kräften kommen. Sie muss essen und trinken und sich ausruhen.« Sie reichte Ajana etwas trockenes Brot, Dörrfleisch und getrocknetes Obst. Der Anblick erinnerte Ajana daran, wie hungrig sie war, und als sie in das Brot biss, hatte sie das Gefühl, seit langem nicht mehr etwas so Köstliches gegessen zu haben.
     
    Es wurde Abend, ehe der Falke mit der Botschaft vom Pass eintraf. Keelin, der schon den ganzen Nachmittag am Himmel nach ihm Ausschau gehalten hatte, war der Erste, der ihn sah, und nahm ihn in Empfang. Vorsichtig löste er das kleine Pergament vom Bein des Vogels und reichte es Inahwen.
    Alle starrten wie gebannt auf die Elbin, die die Zeilen zunächst im Stillen mit ausdrucksloser Miene überflog.
    »Und?« Abbas konnte seine Neugier nicht länger zurückhalten. »Was teilen sie uns mit? War die Magie erfolgreich? Sind alle Feuerkrieger vernichtet? Oder …«
    Für den Bruchteil eines Augenblicks blieb Inahwens Miene noch unbewegt, dann ließ sie das Pergament sinken und blickte die anderen an. »Ja«, sagte sie, und eine tiefe Erleichterung sprach aus diesem einen Wort. »Ja, sie sind vernichtet!«
    »Blut und Feuer!«, rief Kruin aus. »Das ist wahrlich eine willkommene Nachricht.«
    Keelin streckte die geballte Faust in die Höhe und rief erleichtert: »Das ist die schönste Botschaft, die je ein Falke in Nymath getragen hat. Gibt es noch einen genaueren Bericht dazu?«
    Inahwen nickte. »Ja, es heißt, dass vierundzwanzig Falken den Arnad beobachteten. Sie sahen mehr als zwei Dutzend seltsame Erscheinungen, die sich wie rollende Kugeln rasend schnell über die Steppe hinweg auf die rot glühende Nebelwand zubewegten und darin verschwanden. Gemessen an der Zahl der Feuer – in Nymath wurden achtundzwanzig verheerende Brände gezählt – geht Gathorion davon aus, dass alle Feuerkrieger der magischen Illusion erlegen sind und den Weg in die Nebel gesucht haben, nachdem die Feuer erloschen waren. Dafür spricht auch, dass es bis zum Morgen keinen Meldungen über neue Brände gab.« Sie seufzte erleichtert und strahlte übers ganze Gesicht, als sie aufblickte und das Wort an Ajana richtete. »Du hast das Unmögliche vollbracht«, sagte sie voller Stolz. »Niemals zuvor wurde einer Nebelsängerin eine solche Prüfung auferlegt, doch hast du nicht gezögert, den Schritt zu wagen. Mit deinem Mut und deiner Überzeugung hast du Nymath vor dem Untergang gerettet. Dir allein gebührt die Ehre des Sieges!«
    »Der Hofschreiber des Hohen Rates wird gewiss die richtigen Worte finden, um diese ruhmreiche Tat auch für die nachfolgenden Generationen festzuhalten.« Keelin trat neben Ajana, schloss sie in die Arme und sagte glücklich: »Ich bin so stolz auf dich.«
    Kruin trat vor die beiden und deutete Ajana gegenüber eine leichte Verbeugung an. »Auch ich habe Euch zu danken«, sagte er ernst. »Ihr habt mein Volk vor noch größerem Leid bewahrt.« Es war zu spüren, dass er dem noch etwas hinzufügen wollte, doch kam ihm kein Wort mehr über die Lippen.
    Ajana sagte nichts dazu. Nach der anfänglichen Freude über die gelungene Illusion war sie plötzlich sehr schweigsam geworden. Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, erwiderte sie Keelins Umarmung nur halbherzig und nickte auch dem Uzoma nur kurz zu, um ihm zu zeigen, dass sie seine Dankesworte annahm.
    »Was ist mit dir?«, fragte Keelin besorgt.
    Ajana schüttelte stumm den Kopf und löste sich aus seinen Armen. »Ich möchte allein sein«, bat sie und ging von den anderen fort auf die feurige Nebelwand zu. Zehn Schritte vom Ufer entfernt setzte sie sich auf den Boden, schlang die Arme um die Knie und starrte schweigend in die Nebel.
    »Was hat sie?« Keelin machte eine hilflose Geste.
    »Sie ist erschöpft«, meinte Inahwen nachsichtig. »Magie zu wirken erfordert unglaubliche Kräfte, und Gaelithils Erbe ist nur schwach in ihr vertreten. Es wird gewiss noch eine Weile dauern, bis sie wieder ganz bei Kräften ist. Wir dürfen jetzt nicht zu viel von ihr

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