Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
inne und atmete tief durch. Nur langsam klärte sich das Bild vor ihren Augen, und der schwankende Boden gewann allmählich wieder an Festigkeit.
    »Bei der Pforte des Hyrim«, hörte sie Oona leise sagen. »Ich ahnte nicht, dass es so schlimm um dich steht. Du hast mehr Blut verloren, als ich vermutet habe. Um deiner Gesundheit willen sollten wir besser noch eine Weile …«
    »Es geht schon wieder!« Maylea bemühte sich um eine feste Stimme. Wunand-Amazonen zeigten keine Schwäche; das hatte man sie schon seit frühester Kindheit gelehrt, und ihr Stolz ließ nicht zu, dass sie sich noch mehr Blöße gab.
    Inzwischen hatte sie am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie schwer es war, den Regeln ihres Blutes zu folgen, doch die Scham davor, wie ein verweichlichter Knabe zu wirken, saß so tief, dass sie sich ihre Schwäche selbst jetzt nicht eingestehen mochte. Mit dem Handrücken wischte sie eine letzte Träne fort, dann atmete sie tief durch und streifte Oonas Hände sanft ab, als sei nichts geschehen.
    »Es geht schon wieder«, sagte sie noch einmal, als genüge es, die Worte zu wiederholen, um sie Wirklichkeit werden zu lassen, und machte zwei Schritte auf die Felsen zu. »Worauf warten wir noch?«, fragte sie Oona, die angesichts des sonderbaren Stimmungswechsels verwundert dreinschaute, und fügte hinzu: »Lass uns aufbrechen!«
     

     
    Das Wetter besserte sich.
    Mit dem heftigen Wind, der das Lager der Uzoma die ganze Nacht umtost hatte, flohen die letzten Schneewolken nach Westen, und die Dunkelheit suchte Schutz in den schattigen Tälern und Mulden des Pandarasgebirges.
    Die Krieger im Heerlager der Uzoma atmeten auf, doch ihre Erleichterung währte nicht lange. Obwohl die Sonne den Zenit fast erreicht hatte, hielt der Frost das schattige Grinlortal noch immer fest im Griff, und was die schwindenden Wolken enthüllten, gab Anlass zu größter Besorgnis: Mit dem Sturm der vergangenen Nacht war der Winter auf seinem Weg in die Täler weit vorangekommen und hüllte nun auch die niedrigen Gipfel des Pandarasgebirges in einen dicken weißen Mantel. Nicht mehr lange, dann würde auch das Grinlortal im Schnee versinken.
     
    Die dünne, hart gefrorene Plane des großen Versammlungszeltes ächzte unter der groben Hand des Windes, der noch immer durch die Klamm fegte und lockeren Schnee von den Berghängen ins Heerlager wirbelte. Das Zelt, für mildere Witterung errichtet, bot in seinem Innern kaum Schutz vor Frost und Schnee. Doch jene, die sich hier versammelt hatten, spürten die Kälte nicht. In wärmende Burakifelle gehüllt, saßen die acht überlebenden Stammesfürsten des Heeres um einen langen Tisch versammelt und berieten nachdrücklich über das weitere Vorgehen. Die Gemüter waren erhitzt und die Meinungen gespalten.
    »Blut und Feuer, es muss etwas geschehen! Die Krieger hungern und frieren! Wir haben nicht genügend Nahrung und kaum noch Holz für die Feuer. Es muss etwas geschehen und zwar sofort!« Kruin, der den Vorsitz innehatte, schlug mit der knöchernen Faust so hart auf die hölzerne Tischplatte, dass die tönernen Becher am anderen Ende der großen Tafel einen Satz machten. Der bullige Stammesfürst schnaubte wie ein wildes Tier, als er sich erhob und die narbige Faust noch einmal niedersausen ließ, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. »Wenn wir nicht bald einen Ausweg finden und den Mangel beheben, wird der Frost beenden, wonach das Heer der Vereinigten Stämme vergeblich trachtete«, schnaubte er. »Wir werden verhungern, erfrieren und elendig verrecken. Schon jetzt ist das Heer in einem erbärmlichen Zustand. Während wir hier herumhocken wie die Mandaras auf einem Purkabaum, kommt es im Lager immer häufiger zu blutigen Auseinandersetzungen unter den Kriegern. Da draußen …«, er deutete zum Zelteingang, »herrschen Wirrnis und Streitsucht. Wenn es uns nicht gelingt, dem Verfall der Ordnung ein Ende zu setzen, wird es bald kein Heer mehr geben, das wir befehligen.«
    »Ich stimme dir zu, dass wir schnellstens eine Lösung finden müssen.« Jumah, der älteste Stammesfürst im Heer der Uzoma, wählte seine Worte stets sorgsam und antwortete in gemessenem Ton. »Aber die Lage ist kritisch. Die Krieger sind zornig und zutiefst verwirrt. Nicht wenige weisen uns die Schuld an dem Verhängnis zu. Außerdem wissen wir immer noch nicht, was der Whyono zu tun gedenkt, und müssen gut abwägen …«
    »›Wir müssen gut abwägen‹ …« Cahr schnaubte verächtlich. Der wegen seiner brutalen

Weitere Kostenlose Bücher