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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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sie ohne Bedeutung waren. »Wenn du mir etwas mitzuteilen hast, komm zur Sache. Ich habe keine Zeit für alte Geschichten.« Sie unterstrich die Worte mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Die Tempelgarde und ich wären schon längst auf dem Weg, wenn ihr uns nicht …«
    Der Rest ihrer Worte ging in zornigen Rufen unter, die sich wieder aus der Menge erhoben.
    Ulan gewährte den Versammelten einige Herzschläge, um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, dann hob er den Arm und gebot den Uzoma zu schweigen. »Es ist also wahr, dass du uns verlassen willst. Angeblich, um mächtige Verbündete zu gewinnen, die uns helfen sollen. Du verlangst, dass wir dir Glauben schenken, doch für uns«, er deutete mit seinem Stab auf die anderen Kaziken, »scheint dieses Unterfangen nur ein Vorwand, dich der Verantwortung zu entziehen.«
    »Ihr wagt es, an meiner Ehre zu zweifeln?«, brauste Vhara auf. »Nach all dem, was ich … was mein Meister für euch getan hat? Vergesst nicht, dass er es war, der euch sauberes Wasser schenkte. Er war es, der eure darbenden Felder mit Regen bedachte. Er besiegte die Hungersnot, und er wird es auch sein, der euch den Weg in die angestammte Heimat bereitet!« Vhara hob die Hände in einer theatralischen Geste zum Himmel. »Weder ich noch er, der einzige und wahre Gott Andauriens, werden euch im Stich lassen. Darauf habt ihr mein Wort! Auf sein Geheiß hin werde ich ausziehen und Beistand erbitten von Mächten, denen die Ungläubigen nicht gewachsen sind. Kein Heer und kein magischer Nebel werden sie aufhalten. Sie werden Tod und Verderben mitten ins Herz des Feindeslandes tragen und bittere Rache üben für das, was sie euch angetan haben.
    Mit ihrer Hilfe werden wir den Ungläubigen zeigen, dass es mehr als nur eine Art zu kämpfen gibt und mehr als nur einen Weg, den Feind zu besiegen. Am Ende werden wir vereint in Nymath einziehen, wenn wir nur …«
    »Worte! Hohle Worte!« Eine Frau hob drohend die Faust. »Wenn wir Euch ziehen lassen, sehen wir Euch nie wieder.«
    Zustimmende Rufe wurden laut, und erneut brandete ein Sturm der Entrüstung über den Platz.
    Vhara zeigte sich davon wenig beeindruckt. »Ich bin alles, was ihr noch habt«, rief sie über das Lärmen hinweg. »Ich bin eure einzige Hoffnung!«
    »Und deshalb werden wir dich auch ziehen lassen.« Die Stimme des Kaziken war altersbrüchig, doch die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht.
    Augenblicklich war es totenstill.
    Die versammelten Uzoma schienen ebenso überrascht zu sein wie Vhara, doch niemand wagte einen Einwand zu erheben.
    Die Priesterin blickte den Ältesten misstrauisch an. Ein kauziges Lächeln umspielte die Mundwinkel des greisen Uzoma, doch es war zu kurz, als dass sie den Gedanken dahinter hätte erahnen können.
    »Mich ziehen lassen?«, wiederholte sie langsam, während sie gegen den Anflug von Verwirrung ankämpfte, den die überraschende Nachricht ihr bereitete. Einen Augenblick lang wankte die selbstsichere Fassade, die sie um sich errichtet hatte, aber die Hohepriesterin fand schnell die Beherrschung wieder. In siegessicherer Pose machte sie einen Schritt auf den Kaziken zu und sagte von oben herab: »Das ist eine sehr kluge Entscheidung.«
    Sie spürte die Blicke der Uzoma auf sich lasten und genoss den Augenblick des Triumphes. Sie hatte gewusst, dass die Uzoma zu feige sein würden, die Hand gegen sie zu erheben. Zwar loderte noch immer unterdrückte Wut in den Augen der Umstehenden, doch diesmal gab es niemanden, der dagegen einschritt. Das Urteil der Kaziken durfte nicht in Frage gestellt werden, das war ein alter und – wie Vhara mit wohl verborgener Erleichterung bemerkte – auch ein überaus nützlicher Brauch.
    »Also dann«, sagte sie und klopfte sich den Staub von den bodenlangen Gewändern, als gäbe es gerade nichts Wichtigeres. »Wo sind die Pferde? Ich hatte Befehl gegeben, alles für den Ritt vorzubereiten.«
    »Dein Pferd steht bereit«, erwiderte der Kazike knapp.
    »Mein Pferd?«, führ Vhara ihn an. »Was ist mit den Pferden der Tempelgarde?«
    »Die Krieger werden dich nicht begleiten.« Die Stimme des Stammesältesten wankte nicht. »Du reitest allein.«
    »Allein?«
    »So wurde es beschlossen. Reite fort und beweise uns, dass wir dir vertrauen können, indem du jene zu uns führst, die unsere Söhne retten werden.«
    »Aber …«
    Der Kazike hob die Hand und gebot Vhara zu schweigen. »Es ist alles bereit«, sagte er und gab einem Knaben ein knappes Zeichen. Blitzschnell sprang der Junge

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