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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Kehle brannte. Jedes Mal kam ihr der Aufstieg ein wenig schwerer vor, und jedes Mal benötigte sie ein wenig mehr Zeit und längere Ruhepausen. Doch trotz aller Mühen hatte sie auch diesmal einen Blick für die unberührte Schönheit des Waldes, der in seinem Winterkleid einen ganz besonderen Zauber besaß.
    Der Wind hatte die dunklen Stämme der Tannen an der Westseite mit einem breiten weißen Streifen besetzt, war jedoch nicht stark genug gewesen, um die Schneemassen von den ausladenden Tannenzweigen zu schütteln. Nun schimmerte das Sonnenlicht auf den hellen Schneeflächen und brach sich glitzernd in den feinen Schneekristallen, die ein kleines Lavinci auf der Suche nach Nahrung bei jeder Bewegung von den Zweigen herabstieß.
    Die singenden Laute des geschäftigen Nagers, den vermutlich der Hunger aus der frühen Winterruhe geweckt hatte, hallten vernehmlich durch die Stille des Waldes und mischten sich mit dem schrillen Ruf eines Runkaadlers, der hoch über den Wipfeln der Bäume seine Kreise zog.
    Die Magun seufzte und wollte sich gerade wieder auf den Weg machen, als plötzlich ein Burakihirsch mit weit ausgreifenden Sätzen durch das Unterholz heranpreschte und nur wenige Schritte von ihr entfernt über den schmalen Pfad hinwegsetzte. Das Krachen der Hufe im Unterholz war noch nicht verklungen, als ganz in der Nähe ein Schwarm schwarzer Mandara, die hier in den Bergen überwinterten, krächzend und kreischend über den Bäumen aufstieg.
    Die Magun hielt inne, blickte sich wachsam um und lauschte. Ihre feinen Sinne bemerkten keine Anzeichen von Gefahr, aber sie hatte gelernt, auf das Verhalten der Tiere zu achten, und war überzeugt, dass etwas Fremdes in der Nähe sein musste.
    Das Krächzen der Mandara hallte noch eine Weile durch den Wald, dann kehrte Ruhe ein.
    Endlose Herzschläge lang geschah nichts.
    Bäume, Schnee und Kälte …
    Die Magun rührte sich nicht. Sie spürte, dass sie nicht allein war, doch ihre tastenden Sinne fanden nichts, das dem unbestimmten Gefühl ein Gesicht hätte geben können.
    Ruhelos streifte ihr Blick weiter über die schneebedeckte Landschaft, als ganz unvermittelt eine dunkel verhüllte Gestalt lautlos aus dem Schatten der Bäume trat und auf sie zukam. Der breitkrempige Hut erlaubte keinen Blick auf das Gesicht, und der lange Mantel, an dessen Saum Schnee haftete, fiel bis auf den Boden herab. Die Schultern und der Hut hingegen waren von einer dünnen gelben Staubschicht bedeckt, deren Herkunft sich der Magun nur zögerlich erschloss.
    »Hier hätte ich dich nicht erwartet, Wanderer«, meinte sie ruhig.
    »Ein Falke kreist auf den Wegen des Windes«, entgegnete der Wanderer geheimnisvoll. »Er allein kennt sie, und er allein weiß, wohin sie ihn führen.«
    »Dann war es wohl ein weiter Weg.« Die Stimme der Magun wirkte vom Alter gezeichnet, doch ihr warmes Lächeln gab ihr für den Augenblick einen Hauch der Jugend zurück. »Du kommst aus der Wüste«, sagte sie in Anspielung auf die staubbedeckte Kleidung ihres Gegenübers. Dann wurde sie ernst. »Was ist geschehen?«
    »Nymath ist in großer Gefahr«, gab der Wanderer zur Antwort. »Die Priesterin des Einen ist fest entschlossen zu vollenden, was sie begonnen hat.«
    »Wie sollte sie das?« Die Magun schüttelte zweifelnd den Kopf. »Die Nebel wurden neu gewoben, und sie hat keine Krieger mehr. Sie kann niemals …«
    »Sie kann!«, beharrte der Wanderer. »Und sie hat bereits damit angefangen. Im Herzen des Wnutu fand sie eine mächtige Verbündete, die …«
    »Emos zornige Kinder!« Trotz ihres vor Kälte geröteten Gesichts war gut zu erkennen, wie die Magun erbleichte. »Sag, dass es nicht wahr ist.«
    »Es ist wahr!«, erwiderte der Wanderer ungerührt. »Lange wagte ich zu hoffen, dass es sich nicht erfüllen würde, doch heute wurden meine Hoffnungen jäh zerstört. An den Abgründen des Feuergrabens gebar der Wehlfang an diesem Morgen seine Kinder. Ausgeburten des Feuers, voll von Hass und dem Drang, alles zu vernichten. Menschlich ist, was ihnen innewohnt, doch die letzten Überreste ihres Selbst liegen tief in den Abgründen der finsteren Seelen verborgen. Was dem feurigen Strom entstieg, ist gefährlicher als alles, was die getreue Dienerin des Einen bisher gegen die letzten Freigläubigen aufbot – und es ist bereits auf dem Weg nach Nymath. Schon morgen werden die ersten Feuer entflammen, denn Wärme ist es, wonach es die geknechteten Untoten verlangt.«
    »Bei den Göttern.« Die Magun konnte kaum

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